Sie eröffnen am Freitag die Literaturtage. Woraus werden Sie lesen?
Ärgert es Sie, dass Sie in erster Linie als Krimi-Autor der Hunkeler-Romane bekannt sind, obwohl Sie doch auch so viel anderes schreiben?
Die Idee der Literaturtage entstand 2004. Können Sie deren Entstehung kurz beschreiben?
Hätten Sie sich träumen lassen, dass das so lange funktioniert? Dieses Wochenende startet ja die 13. Auflage.
Können Sie die Philosophie der Literaturtage beschreiben?
Mit Jonas Lüscher, dem aktuellen Buchpreisträger, haben Sie einen Coup gelandet. Was schätzen Sie an ihm besonders?
Hochkarätige Literatur in abgelegener Natur. Warum funktioniert das? Nehmen auch die Einheimischen das Angebot wahr?
Was macht für Sie Todtnauberg so liebens- und lebenswert?
Wirkt sich das auf Ihre Kreativität aus?
Was ist dieses Wochenende besonders spannend?
Wie gefällt es den Autoren bei den Literaturtagen in Todtnauberg?
Nun, dieses Jahr ist von mir kein Buch herausgekommen. Deshalb werde ich ganz Verschiedenes lesen: einige Kolumnen, die ich für die Basler Zeitung geschrieben habe, den Anfang eines neuen Krimis, eine Weihnachtsgeschichte, mal schauen, je nach Lust und Laune.
Dass ich Krimis schreibe, war eher ein Zufall. Es ist halt so: Mit dem einen hat man Erfolg, mit dem anderen weniger – das gehört zum Schriftstellerleben.
Seit 1998 verbringe ich regelmäßig Zeit in Todtnauberg im Hotel Engel in einem Appartement. Ich habe mich mit den Menschen dort angefreundet, und es gab einen schönen Stammtisch. An einem der Abende hatte ich eine Lesung in Freiburg. Und da haben die Stammtisch-Gäste spontan gesagt: Wir kommen mit. Hinterher waren sich alle einig: Du musst so etwas auch mal bei uns machen. Eigentlich wollte ich das zunächst gar nicht: Dort lesen, wo ich privat zeitweise wohne. Dann aber ließ ich mich überzeugen unter der Voraussetzung, dass ich ein paar Schriftstellerkollegen dazu einladen konnte.
Nein, niemals. Das war nicht unser Plan. Hans Gelpcke und Iris Boch organisieren mit mir die Literaturtage. Wir machen es gerne und gratis. Die Literaturtage sind unser „Lustobjekt“, und wir machen das noch so lange weiter, wie es uns Spaß macht.
Die Philosophie ist einfach: Ich schlage Schriftsteller vor, die mir gefallen und die ich interessant finde. Manchmal hilft mir Gerwig Epkes vom SWR, der ja auch einige Lesungen moderiert, mit Ideen weiter. Es ist eine persönliche Auswahl. Ich gebe mir Mühe, dass auch immer spannende, junge Autorinnen dabei sind, bei denen ich denke: Da wird was draus. Und ich schaue, dass immer Schweizer Autoren zu Gast sind. Schließlich kenne ich mich in der Schweizer Literatur am besten aus. Viele unserer Besucher kommen zudem aus der Schweiz. Das interessiert die dann natürlich besonders. Wir versuchen insgesamt, ein Treffen von Autoren vom Hochrhein, und dem Oberrhein-Gebiet, aus der Schweiz und möglichst auch aus dem Elsass zu ermöglichen.
Die Vergabe des Preises an Lüscher hat mich natürlich besonders gefreut. Dieses Jahr haben wir allein drei der Kandidaten der Shortlist des Schweizer Literaturpreises in Todtnauberg: neben Lüscher noch Urs Faes und Julia Weber.
Am Freitagnachmittag zur Eröffnung, an der ich lese, und später, wenn Birgit Hermann im Kurhaus für Kindergarten- und Grundschulkinder liest, kommen natürlich besonders viele Einheimische. Ich finde es fantastisch, dass da nicht nur Literatur-Spezialisten sitzen. Jahr für Jahr kommen so viele Menschen zu uns, obwohl wir fast keine Werbung machen. Das Konzept funktioniert also. Und es zeigt sich: Wenn man einen guten Anlass bietet, kommen die Leute auch von weiter her nach Todtnauberg, so abgeschieden es auch liegen mag. Die Literaturtage passen einfach hierher.
Ich bin so oft hier oben, weil Todtnauberg seinen Dorfcharakter bewahrt hat und weil die Menschen neugierig und offen sind. Es ist ein Sonnenplateau ohne Durchgangsstraße auf gut 1000 Meter, es hat fast nie Nebel – ein besonderer Ort.
(lacht) Das wäre überinterpretiert. Wenn ich am Schreiben bin, ist mir der Ort egal.
Faszinierend ist auch die Vita der palästinensischen Christin Sumaya Farhat-Naser, die in Hamburg studierte. Sie ist dann in ihr Heimatdorf zurückgekommen und sah, wie ihre Familie und die Menschen dort litten. Eine Friedenskämpferin im besten Sinne – die ohne Messer zwischen den Zähnen agiert, eine wichtige Persönlichkeit. Das wird am Freitagabend im Kurhaus sicher ein sehr interessantes Gespräch samt Lesung. Ich könnte zu allen Autoren etwas Schönes sagen...
In Todtnauberg sind alle Autoren zwei, drei Tage oben. Sie sitzen abends beisammen im Hotel, gehen in die Sauna, entspannen, hören sich gegenseitig bei den Lesungen zu. Manchmal stürmt und schneit es draußen, man kann sich zurückziehen, zuhören. Es ist kurzum ein idealer Ort.