Todtnau Zierpflanze verdrängt heimische Lebensgemeinschaften

Markgräfler Tagblatt

Haus der Natur: Tagung beschäftigt sich mit der Bekämpfung des Staudenknöterichs im Südschwarzwald

Feldberg. Bei der Tagung „Herausforderung Staudenknöterich – Gefahrenpotential und Bekämpfung im Südschwarzwald“ im Haus der Natur am Feldberg mit internationalen Beiträgen informierten sich am Montag 70 Teilnehmer über die Möglichkeiten zur Bekämpfung der sich rasant ausbreitenden Pflanze. Das teilt das Naturschutzzentrum Südschwarzwald mit.

Mehrere Arten des aus Ostasien stammenden Staudenknöterichs wurden im 19. Jahrhundert als Zierpflanzen in Europa eingeführt. Im Schwarzwald und in vielen anderen Regionen breitet sich die Pflanze seitdem vor allem an Fließgewässern invasionsartig aus. Dabei dringt sie auch in wertvolle Biotope vor und verdrängt die dort angestammten Lebensgemeinschaften. Aus Sicht des Gewässerschutzes und des Wasserbaus ist der Staudenknöterich ebenfalls sehr problematisch, denn größere Bestände fördern die Erosion bei Hochwasser und können zu großflächigen Uferabbrüchen führen. Selbst Bauwerke können durch Wurzelschösslinge geschädigt werden.

Auf die Anfrage einer im Hochschwarzwald ehrenamtlich tätigen Gruppe hat sich die Naturpark-Arbeitsgruppe „Natur und Landschaft“ der Thematik angenommen. Unter verschiedenen eingeschleppten Pflanzenarten, Neophyten genannt, die sich ungeregelt in der Natur ausbreiten, ist der Staudenknöterich besonders schwer zu bekämpfen.

Die Naturpark-Arbeitsgruppe erkannte ein allgemein großes Informationsdefizit, wie die weitere Ausbreitung des Staudenknöterichs verhindert werden kann.

Gemeinsam mit dem Naturschutzzentrum Südschwarzwald und mit Unterstützung der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg hat der Naturpark Südschwarzwald deshalb die Tagung „Herausforderung Staudenknöterich – Gefahrenpotenzial und Bekämpfung im Südschwarzwald“ organisiert.

Ziel der Tagung war es, Multiplikatoren mit Wissen über die Pflanze, ihre Wirkungen in der Landschaft und über Bekämpfungsmöglichkeiten zu versorgen.

Zu der seit Wochen ausgebuchten Tagung kamen Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen aus Bau- und Gartenämtern, der Landratsämter und Regierungspräsidien, der Landschaftserhaltungsverbände bis hin zu Ehrenamtlichen, die sich für die Zurückdrängung von Neophyten einsetzen.

Einen umfassenden Überblick über die teilweise dramatische Bestandssituation in Südbaden, über Schäden und über mehr oder weniger praktikable Bekämpfungsmethoden gab zu Beginn Bernhard Walser vom Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium Freiburg. Dies schließt manchmal auch die Verwendung von Unkrautbekämpfungsmitteln ein.

Drei Referenten richteten den Blick über den Tellerrand dieser Region. So berichtete Severin Schwendener vom Kanton Zürich, Schweiz, unter anderem von gesetzlichen Grundlagen, die im Kanton Zürich die Verbreitung von mit Pflanzenmaterial des Staudenknöterichs kontaminiertem Bodenmaterial verhindern.

Für die Sanierung von durch den Staudenknöterich verursachte Problemstellen werden teilweise erhebliche Finanzmittel eingesetzt.

Barbara Harder vom Umweltamt der Landesregierung Vorarlberg, Österreich, stellte Schädigungen durch Staudenknöterich und andere Neophyten in wertvollen Biotopen in den Fokus, die nach europäischem Recht vermieden beziehungsweise wirksam bekämpft werden müssen. Anschließend gab Christoph Rosche einen Einblick über die wertvolle Arbeit der Koordinationsstelle Invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts (KORINA).

Ein zentrales Element des Neophytenmanagements ist laut Rosche die Öffentlichkeitsarbeit, also das Aufklären und Sensibilisieren über diese Pflanzen und ihre Wirkungen in dieser Landschaft. In Sachsen-Anhalt gibt es beispielsweise umfangreiches Unterrichtsmaterial und auch eine App, mit der Jugendliche Wuchsorte von Neophyten melden und bei der Bekämpfung mithelfen können.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden Möglichkeiten des Einsatzes von Ehrenamtlichen diskutiert.

So stellte Ann Zirker das Bachpatenprogramm der Stadt Freiburg vor, während Frank Baum und Lothar Krikowski von Initiativen von BUND-Gruppen im Markgräflerland und in der Ortenau berichteten.

Von Seiten der Ehrenamtlichen wurde mehrfach auf das Defizit in Baden-Württemberg hingewiesen, dass es mangels gesetzlicher Grundlagen bei Behörden oder Kommunen keine Ansprechpartner für Neophyten gebe, was ein koordiniertes Vorgehen gegen invasive Neophyten verhindere.

Zum Ende der Tagung ging es ganz konkret um die Planung von Praxisseminaren für Bauhofmitarbeiter und Ehrenamtliche, um sie im Umgang mit und der Bekämpfung von Neophyten zu schulen. Ein erstes Praxisseminar soll im kommenden Jahr im Landkreis Lörrach stattfinden.

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