Todtnauberg Klingende Kuhglocken und altes Handwerk

Ulrike Jäger
Glöckeln mit Reindi Brender, Heribert Wunderle, Karola Mühl und Saskia Rees Foto: Ulrike Jäger

Altes Brauchtum aus der Heimat stellte die Trachtengruppe Todtnauberg vor.

Mit Tänzen und Vorführungen des alten Handwerks unterhielt die Trachtengruppe Todtnauberg kürzlich rund 20 große und kleine Besucher beim „Brauchtumsabend“ im Kurhaus.

Alles aus Holz

Der ehemalige Vorsitzende der Trachtengruppe Hansi Bergmann begrüßte die Gäste auf Alemannisch und führte launig durch den Abend. Mit dem Akkordeon begleitete Erwin Schubnell musikalisch das Programm. Altes Handwerk wie Dichelbohren, Bürstenmachen oder Kienspanhobeln führten die Mitglieder der Trachtengruppe vor. „Alles, was man aus Holz machen kann“, erklärte Bergmann. Probenleiterin Christine Rees trug ein berührendes Gedicht der Heimatdichterin Rosa Schneider zum Thema Schwarzwald vor und Reindi Brender, Heribert Wunderle, Carola Mühl und Saskia Rees ließen die (Kuh-) Glocken klingen. Wie früher Wasserrohre mit dem Dichelbohrer aus Fichtenstämmen hergestellt wurden, zeigte Vorsitzender Reindi Brender zusammen mit Benno Wunderle. Ein anstrengender Kraftakt war das damals, und der „Röhrenmeister“ ein angesehener Beruf. „Das ist alles aus Holz, davon haben wir im Schwarzwald ja recht viel“, erklärte Bergmann augenzwinkernd, während auf der Bühne Zentimeter um Zentimeter weiter gebohrt wurde. Dieses Handwerk sei draußen in der Natur direkt im Wald ausgeübt worden, während Schindel- und Bürstenmachen in der kalten Jahreszeit in der Stube stattgefunden habe. Letzteres habe Todtnauberg sehr geprägt, die meisten Bürsten kamen aus dem Ort. Hartholz wie von Ahorn oder Buche wurde hierzu benötigt, Schweineborsten oder Rinder- und Pferdehaar wurden verwendet.

Bürstenhandwerk von hier

Sandra Radfelder und Heribert Wunderle zeigten auf der Bühne, wie eine Bürste entsteht. Gute Augen und Fingerfertigkeit seien hierfür nötig, und es sei ein trockenes und staubiges Unterfangen gewesen, weswegen der Bürstenbinder auch immer einen Schluck trinken musste. „Saufen wie die Bürstenbinder“ sei ein gängiger Spruch gewesen, so Bergmann. Die Bürstenhändler zogen dann von Tür zu Tür und verkauften die Ware bis nach Frankreich und in die Schweiz, die Leute hätten gut davon leben können, so Bergmann. Ende des 19. Jahrhunderts war Todtnauberg das größte Bürstenhändlerdorf Badens.

Auch in der Gegenwart sei die Bürstenindustrie im Oberen Wiesental stark vertreten, so käme jede zweite Zahnbürste von hier, erklärte Bergmann dem Publikum, das fast ausschließlich aus Feriengästen, auch mit ihren Kindern, bestand.

Auch das Kienspanhobeln, das Julian Kaiser und Benno Wunderle vorführten, stieß auf großes Interesse. Nachdem die Trachtengruppe noch den „Bergknappentanz“ aufgeführt hatte, waren die Besucher eingeladen, selbst einmal die unterschiedlichen Handwerke auszuprobieren, was sie mit Begeisterung auch taten.

Am „Bürstenhändlerbrunnen“ findet am Samstag, 12. August ab 17 Uhr der „Brunneputzerhock“ statt, zu dem die Trachtengruppe Todtnauberg einlädt.

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