Todtnaus neuer Bürgermeister „Die Termindichte hat mich überrascht“

Verena Wehrle
Oliver Fiedel ist mehr als zufrieden mit seiner neuen Aufgabe als Todtnauer Bürgermeister. Foto: /Verena Wehrle

Mehr als 100 Tage im Amt: Todtnaus neuer Bürgermeister Oliver Fiedel steht vor großen Projekten, die angesichts der schwierigen Haushaltslage eine Herausforderung nach der anderen bedeuten.

Wenn er auf seine neue Tätigkeit als Todtnauer Rathauschef blickt, ist Oliver Fiedel nach über 100 Tagen im Amt immer noch sehr positiv gestimmt, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung sagt – auch wenn es ein „stressiger Job“ ist.

Sein Vorgänger Andreas Wießner hatte über 20 ehrenamtliche Nebentätigkeiten, die überwiegend nicht Kraft Amtes waren. Ursprünglich wollte Fiedel all diese Ämter nicht übernehmen, wie er erzählt. Doch: „Es kommen immer mehr dazu“. Immerhin seien viele Ämter – sei es im Bereich Tourismus oder Forst – einfach wichtig für die Stadt.

„Die Termindichte hat mich überrascht“, sagt er. Die vergangenen Monate sei er sehr viel unterwegs gewesen, ein Termin folgte auf den anderen. Schade sei dabei gewesen, dass der Austausch mit den eigenen Mitarbeitern im Rathaus zu kurz gekommen sei.

Eine riesige Vielfalt

„Da sieht man aber auch wie viele Themen Todtnau abdeckt: Nordic-Center, Skitourismus, EOW, Biosphäre oder der Wald“, so Fiedel. Zudem habe die Stadt viele Eigenbetriebe. Für ihn sei es zudem schön, als Diplom-Forstwirt auch wieder mit dem Thema Wald in Kontakt zu kommen. Diese Vielfalt mache die Aufgabe als Bürgermeister aber auch zu einer großen Herausforderung, gibt Fiedel zu. Da sei er auch auf die Erfahrung der städtischen Mitarbeiter angewiesen. „Ich möchte schon in allen Themen mitsprechen können.“ Deshalb laufe aktuell auch noch die komplette Rathauspost zuerst über seinen Tisch, damit er alles mitbekommt.

Die größten Projekte

Große Projekte stehen an, die angesichts der finanziellen Lage der Stadt ohne Fördermittel gar nicht machbar seien, wie Fiedel betont. Zu diesen zählt etwa die Aufstockung der Mensa der Gemeinschaftsschule. Hier sollen drei Klassenzimmer entstehen. Kostenpunkt: rund 2,1 Millionen Euro. „Die Maßnahme ist dringend notwendig, weil wir jetzt schon zu wenig Platz in der Gemeinschaftsschule haben“, betont Fiedel.

Parallel dazu läuft das Mega-Projekt „Busbahnhof-Areal“. Ende des Monats möchte man einen Antrag auf Fördermittel stellen, die Pläne seien schon ziemlich ausgereift, so Fiedel. Geplant ist eine Verkleinerung des Busbahnhofs. Dahinter soll die Feuerwehr ihr neues Domizil beziehen. Zudem sollen ein öffentliches Parkhaus sowie ein Lebensmittelmarkt hier ihren Platz finden. Fiedel schätzt die Kosten des Projekts auf rund sieben Millionen Euro. Schon seit mehr als zehn Jahren sei der Umzug der Feuerwehr im Gespräch. „Sie hat Nöte“, betont Fiedel. Er beruhigt:„Aber jetzt sind wir auf einem guten Weg.“

Ein weiteres – aber laut Fiedel „unschönes Thema“, das seit rund 15 Jahren auf der Agenda steht, ist die Sanierung der Hohfelsstraße in Muggenbrunn. Bei der Erschließungsstraße müssten die Anwohner zu großen Teilen die Kosten selbst tragen. Doch das Projekt für rund zwei Millionen Euro werde nun angegangen, informiert der Bürgermeister.

Das Problem Finanzen

Zu den großen Herausforderungen zähle vor allem die finanzielle Lage der Stadt. Zur Erinnerung: Den Haushaltsplan 2023 hatte das Landratsamt im ersten Schritt nicht genehmigt.

Der städtische Haushalt sei wahrlich ein Problem, gibt Fiedel zu. Aber so gehe es aktuell vielen Kommunen.

Vor allem die allgemeine wirtschaftliche Situation mache ihm Sorgen: „2024 wird noch ein schwieriges Jahr werden, gerade auch für die Firmen im Ort.“

Die Stadt könne längst nicht alle Wünsche berücksichtigen und müsse sehr gute Prioritätenlisten erstellen. „Dabei ist die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat getragen von Rücksicht und Respekt, wir versuchen gemeinsam die Geschicke zu lenken und die Ortsteile nehmen sich auch selbst zurück“, lobt Fiedel. Er zeigt sich zuversichtlich, dass der Haushaltsplan dieses Jahr wieder genehmigt wird.

Bedeutung von Tourismus

Und noch ein Thema: Der Tourismus. Dieser sei als elementares Standbein sehr wichtig für die Stadt. Man wolle die Beschneiung der Pisten im Winter weiter ausbauen. Der Skitourismus sei für die Region einfach ein großer wirtschaftliche Faktor, betont Fiedel.

Er war es auch, der eine Bürgersprechstunde eingeführt hat – einmal im Monat. Und auch das Projekt 1000-Jahr-Feier 2025 steht immer wieder auf der Agenda. Zur Finanzierung des Jubiläums sei Fiedel im Austausch mit Firmen.

Und was ist mit Freizeit?

Schon Mitte November habe Fiedel festgestellt, dass der Kalender für die kommenden Wochen voll ist. Aktuell habe er noch viele Antrittsbesuche und die Hoffnung, dass es bald ruhiger wird.

Mit seiner Frau nutze er dann die wenigen freien Momente, wie etwa eine gemeinsame Mittagspause oder nimmt mit ihr zusammen „schöne“ Termine wahr. „Aber ich komme auch spät abends noch gut gelaunt nach Hause, weil die Arbeit Spaß macht.“

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