Wärmeversorgung Steinens Westen steht als nächstes an

Maximilian Müller
Die Schlossstraße im Steinener Westen ist wirtschaftlich besonders interessant für das Wärmenetz. Foto: Helen Müller

Die Energiewende kommt in Steinen voran. Die Gemeinde setzt dabei auf die Anbindung an die geplante Wärmeringleitung und auch eine besondere Kooperation mit den Nachbarn Maulburg und Schopfheim ist dabei denkbar.

Im Kleinen wie im Großen: Der Gemeinderat Steinen befasste sich in seiner jüngsten Sitzung mit dem weiteren Ausbau des Wärmenetzes in Steinen und Höllstein und mit der geplanten Wärmeleitung, die Rheinfelden über Riehen ins Wiesental bis Schopfheim führen soll.

Wirtschaftlich interessant

Zunächst stellten Vertreter der EWS die Fortschritte in Höllstein und die Pläne für Steinen vor. Bis Ende 2023 sollen 9,3 Kilometer Wärmeleitung in den beiden Orten verlegt sein, bis 2025 sollen es 13,5 Kilometer sein. Nach dem Ausbau in Höllstein rückt dann der Westen Steinens in den Blickpunkt, darunter beispielsweise die Schlossstraße, in der einige Mehrfamilienhäuser stehen. Diese seien für die Versorgung wirtschaftlich besonders interessant. Stephan Mohr, Sprecher der Gemeinschaft für ein lebenswertes Dorf, und SPD-Gemeinderat Rainer Eiche kritisierten die Preisgestaltung der EWS, was deren Vertreter damit beantworteten, dass die Preise von 2018 nun nicht mehr zu halten seien.

Zudem hieß es, dass nicht alle verlegten Hausanschlüsse gleich aktiv geschaltet würden, da die Bewohner noch die alten Heizungen nutzten, bis diese ausgewechselt werden müssten.

Machbarkeitsstudie

Paul Kempf, Geschäftsführer des Zweckverbands Breitbandversorgung Landkreis Lörrach, und Inga Nietz, beim Landkreis für Klimaschutz zuständig, gingen anschließend auf die „Unternehmensunabhängige interkommunale Wärmeplanung“ (UIWP) des Landkreises und die Wärmeringleitung ein, für die eine Machbarkeitsstudie erstellt werden soll. Nietz sagte in ihrem Vortrag, dass das Abwärmepotenzial der Industrie in Steinen schwer zu fassen und das Potenzial für Solarenergie auf den Dächern groß sei sowie drei bis vier Windenergieanlagen möglich seien.

Sie berichtete auch, wie die Menschen in Steinen heizen. Demnach nutzen 42,1 Prozent Erdgas, 21,2 Prozent Nah- oder Fernwärme, 14,6 Prozent Heizöl und 3,7 Prozent Biomasse. Bei 15,7 Prozent fehlten die Schornsteinfegerdaten.

Kempf ging vor allem auf die geplante Ringleitung und ihre Ausgestaltung ein. Es gehe darum, Wärme, die man am Hochrhein nicht brauche, dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werde. Das werde aber nicht immer ausreichend sein, weswegen es weiterer Wärmequellen, etwa Geothermie und Thermalquellen im Oberrheintal, bedürfe.

Bürgermeister Gunther Braun brachte in diesem Zusammenhang auch eine gemeinsame Wärmezentrale für Steinen, Maulburg und Schopfheim ins Spiel. Die drei Kommunen bauen aktuell ihre Wärmenetze aus und könnten diese quasi im Vorgriff schon zusammenführen, bevor die Ringleitung aus Rheinfelden so weit oben im Wiesental eintrifft.

Mehrere Einspeisungen

Und was, wenn etwa Evonik in Rheinfelden „aufhöre“? Dann brauche es Energiequellen mit mehreren Einspeisungen, sagte Kempf. Es sei an ein großes Verbundsystem gedacht. Ein solches Netz mit mehreren Einspeisungen sei allerdings regeltechnisch sehr komplex, betonte Kempf.

Auf Nachfrage von SPD-Fraktionssprecher Rudolf Steck sagte Kempf, dass eine Leitung über den Dinkelberg über Hüsingen und Adelhausen nach Rheinfelden wegen des Höhenunterschiedes nur schwer realisierbar sei. Das Wärmenetz werde sich auf die Tallagen beschränken. Auch Schlächtenhaus, Weitenau und Endenburg müssten für sich eigene Lösungen finden, sagte Kempf und verwies unter anderem auf Wärmepumpen.

Weniger Druck

Zuletzt beschloss der Gemeinderat einstimmig, dass dei Großteile von Steinen, Höllstein und Hägelberg als Wärmenetzvorranggebiete ausgewiesen werden sollen, die Beteiligung an der Machbarkeitsstudie Wärmeverbund Hochrhein-Wiesental und dessen Mitfinanzierung sowie die Unterstützung bei der Entwicklung einer Organisationsstruktur für eben diesen Wärmeverbund.

Mit der Ausweisung der Flächen als Wärmenetzvorranggebiete wird auch Druck aus dem Gebäudeenergiegesetz genommen. Die Frist für den Umstieg bei den Heizungen verlängert sich dadurch.

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