Weil am Rhein. Die Baugenossenschaft Haltingen-Weil kann am 20. und 21. September einen denkwürdigen Geburtstag feiern, wird sie doch 100 Jahre alt. Da die Baugenossenschaft, die 717 Wohnungen in ihrem Bestand hat, in den zurückliegenden Jahrzehnten das Stadtbild mitgeprägt hat, vornehmlich in der Weiler und Haltinger Gartenstadt, wird unsere Zeitung in loser Folge die 100-jährige Geschichte beleuchten. 1913 gründeten 26 Mitglieder die Baugenossenschaft Haltingen-Weil, um die Versorgung mit günstigem und gutem Wohnraum zu garantieren. Vorangegangen war im Jahr zuvor die Verlegung des Rangierbahnhofes und der Betriebswerkstätte der Badischen Bahn von Schweizer auf deutsches Gebiet. Somit musste auch das Eisenbahnpersonal nach Weil am Rhein umgesiedelt und wohnlich versorgt werden. So trafen sich Mitglieder der Bahn, der Stadt Weil sowie des Landeswohnungsverbandes im August 1912 zu ersten erfolgreichen Gesprächen. Am 7. Januar 1913 war es dann soweit: im Restaurant "Warteck" in Basel erklärten sich 26 Anwesende bereit, der neugegründeten Baugenossenschaft mit Sitz in Weil beizutreten. Der Vorstand bestand aus Wilhelm Kaiser, Gustav Ziereisen und Josef Eschbach, die gleichzeitig auch die ersten drei Mitglieder der neuen Genossenschaftsliste waren. Zum Aufsichtsrat gewählt wurden der Bürgermeister von Weil am Rhein, Walter Bertsch, Bürgermeister Mörgelin aus Haltingen, Hochbausekretär Weber aus Basel, Friedrich Brenneisen (Kirchen), Hermann Kirchgässner und Weichenwärter Albert Schwald (beide Basel), Lokführer Erwin Rehm und Ernst Kaufmann (beide Haltingen), sowie Schaffner Gottlieb Argast aus Basel. Der Geschäftsanteil wurde auf 200 Mark festgesetzt. Um auch sozial schwächeren Familien den Eintritt in die Baugenossenschaft zu ermöglich, wurden Ratenzahlungen zu zwei Mark pro Monat erlaubt. Die Eintragung der neuen Genossenschaft erfolgte am 14. Februar1913 in das Genossenschaftsregister beim Amtsgericht Lörrach. Nun sollte mit dem Bau von Einfamilienhäusern begonnen werden. Durch die Unterstützung und mit Krediten der Eisenbahnverwaltung gelang es der Baugenossenschaft, bereits 1913 Land zu erwerben. In Haltingen mussten hierfür 1,50 Mark je Quadratmeter gezahlt werden, in Weil am Rhein 1,30 Mark. Bedingung für das zinsgünstig von der Bahn vergebene Darlehen war, die Wohnungen und Häuser fast ausschließlich an Eisenbahner zu vergeben. Um bebaubare Grundstücke zu erhalten, musste die Baugenossenschaft Land privater Eigentümer hinzukaufen, was sich oft als äußerst schwierig erwies. In alten Unterlagen der Stadt ist zu lesen, dass die Eigentümer Wertverlust ihrer Grundstücke befürchteten, wenn diese begradigt werden sollten, oder die Baugenossenschaft Wege anzulegen gedachte. So kam es zu zahlreichen Anhörungen und Einsprüchen beim Bauamt der Stadt Weil. Schlussendlich jedoch konnte das benötigte Land erworben werden. So entstanden bis zum Oktober 1915 in Haltingen die ersten Objekte: Hohe Straße 2 und 4, Friedensstraße 2 bis 14 und Heldelinger Straße 5 bis 17.