Weil am Rhein 23 Sanitäter stark gefordert

Weiler Zeitung

Rotes Kreuz: Bei 70 Veranstaltungen präsent / Tausende Stunden ehrenamtlich im Dienst

Konzerte, Sportveranstaltungen, Straßenfeste – wo viele Menschen zusammen feiern, schieben andere Dienst und opfern ihre Freizeit, damit alles klappt, auch im Notfall. Die ehrenamtlichen Sanitäter etwa, die beim Deutschen Roten Kreuz im Ortsverein Weil am Rhein-Haltingen aktiv sind. Eine Herausforderung ist das vor allem in den Sommermonaten und im Frühherbst, wo eine Veranstaltung die nächste jagt.

Von Jasmin Soltani

Weil am Rhein. Auf über 70 Bereitschaftsdienste im Jahr, mehrere Tausend Stunden, summiert sich mittlerweile der Einsatz des DRK-Ortsvereins, zuständig für Weil am Rhein mit allen vier Ortsteilen sowie Eimeldingen, Fischingen und Binzen. Rund 75 Prozent aller Stunden, die DRK-Aktive im Dienst der Allgemeinheit im Einsatz sind, entfallen auf die Bereitschaft, weiß der stellvertretende Bereitschaftsleiter Stefan Ohm. Insgesamt leistete der Ortsverein 2017 rund 11 200 Stunden, 2016 waren es 10 043, und in diesem Jahr sind es schon 8000 Stunden.

„Da sind unsere Sanitäter, echte Idealisten, ganz schön gefordert. Aber wir kriegen es noch hin“, sagt Klaus-Michael Effert, der Vorsitzende des Ortsvereins. Notfalls, und wenn sich mehrere Veranstaltungen an einem Wochenende drängen, packen Sanitäter der benachbarten DRK-Ortsvereine mit an, etwa solche aus Wollbach oder Efringen-Kirchen. Denen helfen die Weiler wiederum, wenn dort Verstärkung gebraucht wird.

Freizeit wird geopfert

„Das geht auch gar nicht anders“, betont Stefan Ohm. Denn der rund 2600 Mitglieder starke Ortsverein hat derzeit 23 aktive, voll ausgebildete Sanitäter, denen zwei Ersthelfer zur Seite stehen, die noch als Sanitäter ausgebildet werden. 70 Veranstaltungen im Jahr ließen sich deshalb nicht aus eigener Kraft stemmen.

Einerseits, weil die ehrenamtlichen Helfer einen Anspruch auf Privatleben haben. „Die opfern schließlich ihre Freizeit, das kann man nicht jedes Wochenende verlangen“, sagt Ohm; zumal auch akute Rettungseinsätze anstehen und Schulungen, Fortbildungen sowie die Mithilfe an den jährlich sieben Blutspende-Aktionen ebenfalls im Terminbuch stehen. Gestiegen sind zudem auch die Sicherheitsanforderungen für Veranstaltungen.

Beim bevorstehenden Altweiler Straßenfest etwa müssen je Schicht (maximal acht Stunden) fünf bis sechs Sanitäter vor Ort sein. Beim deutlich publikumsträchtigeren Mittelalter-Spektakel im Dreiländergarten waren zwölf bis 15 Retter gefordert. „Das ist ein großer Kraftakt, da holen wir uns gerne Verstärkung aus der Nachbarschaft“, sagt Ohm.

Wie viel Personal bei Großveranstaltungen für den Rettungsdienst gestellt werden muss, hängt von der jeweiligen Risikobewertung ab und wird mit dem so genannten Maurer-Algorithmus berechnet. Viele Faktoren gehen dabei ein: Art und Ort der Veranstaltung, die erwartete und die maximale Besucherzahl, die Beteiligung anderer Rettungsorganisationen. Dies und Erfahrungswerte definieren die Sicherheitsanforderungen, die für eine Genehmigung der Veranstaltung durch die Stadt relevant sind.

„Die Auflagen werden immer mehr, das macht nicht nur den Veranstaltern Mühe, sondern auch uns“, sagt der DRK-Vorsitzende Effert. Gleichwohl sei es richtig, dass der Bereitschaftsdienst an Veranstaltungen nur mit ausgebildeten Sanitätern besetzt werde, es gehe im Notfall schließlich um Menschenleben. „Ersthelfer sind bei uns nur noch unterstützend dabei“, ergänzt Ohm. Aus eigenen Erfahrungen weiß er, dass es keine typischen Verletzungen für Veranstaltungen gibt. Beim „Baden im Blut“-Konzert zum Beispiel mussten die Sanitäter kein einziges Mal wegen eines betrunkenen Besuchers aktiv werden, und dennoch hatten sie einiges zu tun: Mancher hat 35 Grad Hitze nicht vertragen, und manche kleine Schnittwunde oder verstauchte Füße habe man eben auch behandeln müssen.

Immer mehr Auflagen

Ganz kostenlos ist der Einsatz der Rotkreuzler übrigens nicht. Die Veranstalter erhalten je nach Aufwand eine Rechnung. Denn das DRK finanziert sich nur aus Spenden und über Fördermitglieder, muss aber viel Geld in Ausbildung, Ausrüstung und Fahrzeuge stecken. Allein für die anderthalbjährige Ausbildung eines neuen Helfers kommen rund 1500 Euro zusammen, rechnet Ohm vor.

Ungeachtet dessen sucht der DRK-Ortsverein intensiv neue Ehrenamtliche – nicht nur für den Sanitätsdienst. Wer Interesse an den vielseitigen Aufgaben hat, kann über drk-weilamrhein-haltingen.de Kontakt aufnehmen.

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