Von Monika Merstetter Weil am Rhein. In der Nachkriegszeit hatten dringendere Projekte wie Wohn- und Schulraumbeschaffung Priorität für die auf 17 000 Einwohner angewachsene Stadt, als der seit langem gewünschte Neubau eines Rathauses. Deshalb gingen noch einige Jahre ins Land, bis die Pläne umgesetzt wurden. Neben den bereits genannten Standorten wurden weitere Abteilungen im staatlichen Polizeigebäude an der Basler Straße angemietet, für weitere Dienststellen gab es ab 1961 zudem Räume im Gebäude des städtischen Reise- und Verkehrsbüros in der Ladenzeile an der Hauptstraße. Trotz Wohgnungsnot: Resolution für Neubau 1955 wurde das städtische Hochbauamt damit beauftragt, ein Vorprojekt für ein neues Rathaus zu erarbeiten. Eine Realisierung scheiterte an der Finanzkraft der Stadt. Als 1958 die Raumnot am größten war, verfassten die Amtsleiter des Bürgermeisteramtes eine Resolution mit dem Ziel, den Rathausneubau vom Gemeinderat als vordinglich erklären zu lassen. Im selben Jahr beschlossen die damaligen Mitglieder des Gemeinderats, Edgar Dietz, August Elser, Hans Friebolin, Paul Greif, Eugen Hiss, Dr. Ludwig Keller, Franz Köbele, Erich Möhrle, Friedrich Resin, Hans Rhein und Ernst Schmidt, die städtischen Dienststellen in einem gemeinsamen Verwaltungsgebäude unterzubringen. Die vorgesehene Rücklage von 100 000 Mark fiel zwar 1956 dem nicht ausgeglichenen Haushalt zum Opfer, jedoch ein Jahr später wurde ein Teilbetrag der gebildeten Neubaurücklage von 200 000 Mark zum Teil in einen Bausparvertrag angelegt. Das war der Startschuss für das geplante Projekt. Auf den ausgeschriebenen Architektenwettbewerb, der auch die Bebauung der Umgebung beinhaltete, gingen am 1. Dezember 1960 einunddreißig Entwürfe ein. Eine Prüfungskommission entschied sich für einen Entwurf des Diplom-Ingenieurs Rudolf Heinemann und dessen Mitarbeiter Hans G. Willmann aus Kirchzarten bei Freiburg. Kostenvoranschlag: 3,283 Millionen Mark Im April 1961 genehmigte der Gemeinderat die Planung, und im darauffolgenden August wurde die Baugenehmigung erteilt. Zehn Tage später beschlossen die Räte den Kostenvoranschlag über 3,283 Millionen Mark. Urkunde mit Paul statt Heinrich Lübke Selbst der Spatenstich am 9. März 1962 durch Bürgermeister Schellenberg wurde mit geladenen Gästen und Bürgern und dem Aufspielen der Stadtmusik gefeiert. Genauso feierlich war vier Monate später die Grundsteinlegung auf der Baustelle. Eine ganze Reihe von Dokumenten, Chroniken, gültigen Münzen, Stadtplänen, Zeitungen, Fotos sowie ein Rebmesser wurden in einer Kassette beigegeben. Die Lage des Grundsteins, der neben der kleinen Eingangstür zum großen Ratssaal des Rathauses eingemauert wurde, markiert heute die dort angebrachte Zahl 1962. Auf eine bundesweit publizierte Mitteilung der Deutschen Presseagentur über den Vorgang hätte die Stadt allerdings gerne verzichten können, denn es wurde bekannt, dass in einer Urkunde dem damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke versehentlich der Vorname Paul gegeben wurde.