Weil am Rhein 40 Haushalte in akuter Wohnungsnot

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Direkt neben dem Spielplatz im neu gestalteten Rheinpark erstrahlt seit Februar auch die Wärmestube dank der kürzlich erfolgten Fassadensanierung in neuem GlanzArchivfoto: Ingmar Lorenz Quelle: Unbekannt

Hauptversammlung: Vereins für Wohnsitzlose berichtet über Arbeit / Notschlafstelle in Wärmestube

Im von Schülern geschmückten Aufenthaltsraum der Wärmestube hat die Hauptversammlung des Vereins für Wohnsitzlose Weil am Rhein stattgefunden. Im Mittelpunkt standen Berichte über die Sozialarbeit.

Weil am Rhein (sc). Kathrin Schuster, die seit einem dreiviertel Jahr als Vorsitzende den Verein leitet, stellte die drängendsten Projekte vor: eine neue Heizung und das Abwasserrohr, das regelmäßig durchgepumpt werden müsse. Schuster dankte den vielen ehrenamtlichen Helfern, die dazu beitragen, die Wärmestube (WS) am Laufen zu halten.

Schuster selbst habe bei ihren Besuchen stets eine angenehme Situation erlebt. Hier galt ihr Dank vor allem dem Leiter der Wärmestube, Oliver Killmann, und der stellvertretenden Vorsitzenden, Christel Stauß, die 22 Jahre als Vorsitzende aktiv war und Schuster heute mit Rat und Tat zur Seite steht.

Im Bericht der Leitung AGJ Wohnungslosenhilfe im Landkreis Lörrach wurde betont, dass der Betrieb in der WS 2022 ohne große Einschränkungen aufrechterhalten worden sei. Maskenpflicht und Hygienekonzept machten dies möglich.

Auch 2022 verzeichnete die WS eine hohe Besucherzahl, sagte Stefan Heinz. Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Besucherkontakte bei 5531, was durchschnittlich 460 Kontakten im Monat entspreche. Gerade in der Zeit der Pandemie sei die WS eine wichtige Anlaufstelle für obdachlose und bedürftige Personen gewesen. In vielen Lebensbereichen konnte Unterstützung angeboten werden.

Die hohe Inflation unterstreiche die Bedeutung der Einrichtung. Als Stichworte nannte Heinz die günstigen Essensangebote, die gratis Kleiderkammer, die Möglichkeit zum Duschen und Wäsche zu waschen. Es werde bei der Beantragung von Sozialleistungen geholfen, die Notschlafstelle im Lörracher Erich-Reisch-Haus gehöre ebenfalls zur Fachberatung.

Der Fahrtkostenersatz zwischen Lörrach und Weil am Rhein werde vom Verein für Wohnsitzlose übernommen. Das Angebot der Fachstelle Wohnungssicherung, die ebenfalls in der Colmarer Straße angesiedelt ist, habe sich bewährt. In diesem Jahr wurden um die 40 Haushalte in akuter Wohnungsnot erreicht und die Bewohner beraten. Im Gebäude der WS finde sich ein betreutes Wohnangebot, das drei Appartements anbiete. Eine weitere Wohnung werde von der Stadt Weil als Quarantäne-Wohnung/Erfrierungsschutz im Winter 22/23 als Ergänzung zur Notschlafstelle zur Verfügung gestellt.

Wärmestube hat W-Lan

Eine Besonderheit ist: In der WS wurde W-Lan installiert, um auch Wohnsitzlosen Menschen digitale Teilhabe zu ermöglichen. Bis zur Eröffnung einer WC-Anlage im Rheinpark, stellte das Outlet City eine Dixi-Toilette zur Verfügung. Es wurde ein Taglöhnerprojekt angeboten, und die Kooperation mit dem Quartiersmanagement sei lobend zu erwähnen.

Besucher, Ehrenamtliche wie beispielsweise die Gemeinde der „offenen Tür“, die täglich ein kostenloses Frühstück ermögliche, und die Bäckereien, die hierfür Waren vom Vortrag spenden, trügen durch „tatkräftige Mithilfe“ dazu bei, dass die WS funktioniere.

Als Leitung Sozialdienst WS berichtete Oliver Killmann, der seit 22 Jahren in der WS arbeitet: Die Hilfe der Ehrenamtlichen, aber vor allem auch die Tatsache, dass ein Hausmeister zu 100 Prozent eingesetzt worden ist, sei eine große Unterstützung in seiner Arbeit. Neben den von Heinz genannten Projekten, sei ein Gartenprojekt im Rheinpark geplant. Den Park mit Leben füllen, die Betroffenen mit einzubinden, das sei das Ziel. An den verschiedenen Stadtteilfesten, beispielsweise am Miteinanderfest, war die WS mit einem Waffelstand vertreten. Auch ein Grillabend an der Kander fand im Sinne der Gemeinschaftspflege statt. Die Kooperation mit der AGJ und die Unterstützung des Vereins für Wohnsitzlose mache vieles möglich.

Im Kassenbericht bilanzierte Barbara Huber leider weniger Spenden. Für zukünftige Reparaturen würden etwa 10 000 Euro benötigt. Die Energiekosten für das laufende Jahr seien noch offen, und bei der Abwasserleitung stünde eine größere Sanierung bevor. „Es ist schön, dass es Menschen gibt, die die Not sehen“, sagte die Kassiererin. Kassenprüfer Dietmar Wichert erwirkte die Entlastung.

Weitere Informationen: Wenn die Familien an Heiligabend bei einem schönen Essen zusammensitzen, ist gerade dieser Abend für die Wohnsitzlosen ein schwerer Moment. Bisher wurde stets ein Festmahl gespendet. Diesmal fehlt für das festliche Essen am Weihnachtsabend jedoch noch ein Spender. Oliver Killmann hofft, dass sich bis Heiligabend noch ein solcher findet. Die Mahlzeit am zweiten Feiertag ist gesichert. Heidi Modler aus Istein kocht traditionell ein leckeres Mahl für die Besucher der Wärmestube. Was fehlt noch? Vor allem Schlafsäcke, Zelte, und zudem über Weihnachtsgebäck würden sich die Besucher der Wärmestube in Weil am Rhein sehr freuen.

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