Weil am Rhein 606 Einsätze in einem Jahr

Beatrice Ehrlich
Bei Wind und Wetter draußen, manchmal auch mitten in der Nacht waren die Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Weil am Rhein. Foto: zVg/Freiwillige Feuerwehr Weil am Rhein

Frank Sommerhalter, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weil am Rhein blickt zurück auf ein stürmisches Jahr.

Umgestürzte Bäume, tagelange Einsätze – das vergangene Jahr brachte für die Weiler Feuerwehr so einiges an Herausforderungen mit sich.

Wie werden Sie das Jahr 2023 in Erinnerung behalten?

Das Jahr 2023 war geprägt von so einigen Herausforderungen und spektakulären Einsätzen. Wir konnten größere Projekte, wie Fahrzeugbeschaffungen oder die Einrichtung der Notfalltreffpunkte abschließen und auch neue beginnen, die uns nun im Jahr 2024 beschäftigen werden.

Wie viele Einsätze hatten Sie im vergangenen Jahr und wie steht das im Verhältnis zu den Jahren davor?

2023 hatten wir sage und schreibe 606 Einsätze (davon knapp 200 Unwetter bedingte Einsätze in insgesamt drei Flächenlagen). Das ist im Vergleich zu 2022 mit 442 Einsätzen eine gewaltige Steigerung um knapp 37 Prozent.

Was waren die größten Herausforderungen?

In den Sommermonaten hatten wir in kurzen Abständen mit drei Flächenlagen durch Unwetter bis zu 140 Einsatzstellen zu bewältigen.

Frank Sommerhalter, Kommandant der Weiler Gesamtwehr Foto: Marco Fraune

Dies bedeutete für die Einsatzkräfte eine große Belastung über einen längeren Zeitraum hinweg. Diese Einsätze haben uns aber auch gezeigt, dass wir uns auf unsere Einsatzkräfte auch in solchen schwierigen Lagen verlassen können.

Was hat sich gezeigt: Ist die Freiwillige Feuerwehr Weil am Rhein für besondere Einsatzlagen, die auch mit dem Klimawandel in Zusammenhang stehen, gewappnet? Wie kann die Feuerwehr Weil am Rhein auf solche Lagen reagieren?

Den Klimawandel haben wir vor allem durch die langen Perioden mit hohen Temperaturen und den vielen Unwettern gespürt, die zwar nur von kurzer Dauer waren, dabei aber verhältnismäßig viel Schaden angerichtet haben. Wir haben unser Führungssystem angepasst, um auch in solchen Lagen leistungsfähig zu bleiben. Speziell für die Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden wurde ein Rollcontainer mit entsprechender Ausrüstung beschafft, der losgelöst von Löschfahrzeugen an Einsatzstellen eingesetzt werden kann. Grundsätzlich werden wir uns vermehrt auf Extremwettersituationen einrichten müssen.

Was kann eine Freiwillige Feuerwehr leisten, was nicht?

Durch die steigenden Einsatzzahlen, auch tagsüber, stieg die Belastung unserer ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Diese konnte tagsüber unter der Woche durch die Besetzung der Feuerwache mit hauptamtlichen Kräften abgefangen werden. Auch die zu leistenden Übungs- und Fortbildungsstunden fordern unsere Einsatzkräfte. Wir bemühen uns nach Kräften, unsere ehrenamtlichen Kräfte bei der Wahrnehmung ihrer Feuerwehrtätigkeit zu unterstützen und zu fördern.

Was fehlt?

Wir können immer Mitglieder als ehrenamtliche Einsatzkräfte zur Unterstützung gebrauchen. Und ein bisschen mehr Geduld und Verständnis von Bürgern, falls wir durch unseren Einsatz mal eine Straße blockieren müssen, was wir eigentlich nur zum Schutz und zur Sicherheit unserer Mitmenschen tun, wäre auch schön. Außerdem benötigen wir dringend das neue Feuerwehrhaus Nord, damit wir uns für die Zukunft ausrichten können und unsere Platz- und Sicherheitsmängel in den bestehenden Gebäuden der Feuerwehr behoben werden.

Was hat Sie am meisten geärgert im vergangenen Jahr?

Mich persönlich beschäftigt momentan am meisten die Gleichgültigkeit und Ignoranz in einem Teil der Bevölkerung. Viele beschweren sich nur und erwarten Lösungen vom „Staat“, machen aber selbst nichts oder engagieren sich nicht für die Allgemeinheit. Man hat das Gefühl, immer mehr Menschen sind sich nur noch selbst wichtig. Das immer mehr demokratische Grundwerte und logisches Denken und Handeln verloren gehen, ärgert mich auch regelmäßig.

Und was am meisten gefreut?

Zum einen, dass wir zahlreiche junge, engagierte und motivierte Einsatzkräfte dazu gewinnen konnten, zum anderen auch, dass die Zusammenarbeit mit unseren Einsatzpartnern, insbesondere der Feuerwehr Lörrach, jedes Jahr besser wird. Und das wichtigste: dass alle meine Einsatzkräfte sich im vergangenen Jahr nicht schwerwiegend verletzt haben.

Wie sieht es bei der Weiler Feuerwehr mit der Nachwuchsgewinnung aus? Überall fehlen Fachkräfte. Auch bei Ihnen?

Im Bereich des Ehrenamts konnten wir, wie bereits erwähnt, vergangenes Jahr zahlreiche neue Einsatzkräfte dazu gewinnen und qualifizieren. Für eine Stadt mit unsere Größenordnung und unserem Gefahrenpotenzial wären weitere 30 bis 50 ehrenamtlich engagierte Einsatzkräfte aber schon gut. Fachkräfte für die Feuerwehr findet man nicht im Supermarkt. Aus diesem Grund entwickeln wir regelmäßig interessierte ehrenamtlichen Einsatzkräfte weiter, um den sich stetig verändernden Herausforderungen des Alltags begegnen zu können. Wir konnten im vergangenen Jahr zudem im Bereich der hauptamtlichen Kräfte eine Fachkraft für unsere Verwaltung gewinnen.

Was ist Ihre Botschaft zum neuen Jahr an die Bevölkerung?

Wir als Freiwillige Feuerwehr Weil am Rhein danken der Bevölkerung für ihren Respekt und ihre Unterstützung gegenüber unseren Einsatzkräften und wünschen uns, dass dies auch 2024 so sein wird. Bereits Kleinigkeiten, wie das Freihalten von Hydranten, erleichtern uns die Arbeit sehr. Zudem möchten wir die Bevölkerung ermutigen, eigene Vorkehrungen zur Absicherung im Ereignisfall, beispielsweise bei Stromausfall, zu treffen. Nähere Informationen dazu bietet unter anderem das Bundesamt für Bevölkerungsschutz.

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