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Weil am Rhein 760 Menschen wohnen heute im Ort

Weiler Zeitung

Serie: „850 Jahre Märkt“: Die Siedlungsentwicklung im Lauf der Jahrhunderte / Gegen Zersiedelung

Eine beschauliche Wohnsiedlung, vorwiegend Ein- und Zweifamilienhäuser mit oft noch großen Gärten voll üppiger Blumenpracht – so erscheint Märkt demjenigen, der im Dorf unterwegs ist, wenn kein Lastwagen durchrumpelt. Vor allem im Ortsetter rund um die Kirche, an der Rheinstraße, im „Mittleren Holz“, im Materaweg, aber auch im Teichweg entwickelte sich der Ort über Jahrhunderte hindurch nur langsam.

Von Jasmin Soltani

Weil am Rhein-Märkt. 760 Menschen wohnen heute im Dorf. Als Märkt, das seine 850-jährige Ersterwähnung feiert, 1975 ein Ortsteil von Weil am Rhein wurde, hatte es laut Statistischem Landesamt rund 200 Einwohner weniger.

Den wenigen frühen Siedlern in ihren Fischerhütten am Ufer des noch ungebändigten Rheins dürfte Märkt heute gleichwohl wie eine Kleinstadt vorkommen. Erst nach dem 30-jährigen Krieg begann ein zaghaftes Wachstum, aber noch bis ins 18. Jahrhundert hinein zählte der Ort kaum mehr als 90 Seelen. Allmählich stieg die Bevölkerungszahl. 1757 ist von 134 Bewohnern, darunter 26 Schul- und 29 Kleinkinder, die Rede. 1816 wird berichtet, dass die 180 Märkter in 35 Häusern, meist „armseligen Fischerhütten“, lebten und dass es 47 Wirtschaftsgebäude gebe.

Strukturwandel

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzte auch im ehemaligen Fischerdorf der Strukturwandel ein. Die Rheinbegradigung hatte neue Ackerflächen geschaffen, die ersten Textilfabriken in Friedlingen und der Bahnbau in Haltingen, Weil und Basel boten neue Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten. Die Zahl der Bevölkerung stieg zwischen 1829 und 1925 dennoch nur von 214 auf 279 Einwohner. Denn so mancher Märkter suchte sein Glück anderswo: zwischen 1870 und 1925 wanderten 111 Märkter aus wirtschaftlichen Gründen ab. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, 1939, hatte der Ort dann auf 334 Einwohner zugelegt.

Nach dem Krieg stand zunächst der Wiederaufbau im Vordergrund. Denn 42 Anwesen waren ganz oder teilweise zerstört – zwei Drittel des Dorfes. Bis 1951 hatten die Märkter fast gänzlich in Eigenarbeit neun Wohnhäuser und zwölf Ökonomiegebäude sowie die Kirche und die Schule (den heutige Kindergarten) instandgesetzt und die Dorfstraße, die heutige Rheinstraße, geteert. 1958 wurde das neue Rathaus an der Rheinstraße gebaut, in dem sich noch die Ortsverwaltung befindet.

Zuwachs ab 60er Jahren

Einen deutlichen Zuwanderungsgewinn gab es erst ab den 1960er Jahren. Neue Baugebiete entstanden wie etwa „Weiherrüttenen“ und „Unteres Grien“ mit 80 Wohneinheiten. 1968 zählte das statistische Landesamt 150 Wohnungen in Märkt. 510 Einwohner hatte der Ort 1970. Zu Verdanken war der Zuzug unter anderem der Ansiedlung von Betrieben, darunter als erste die Firma Wampfler, nachdem die Gemeinde im Zuge des Autobahnbaus in den 60er Jahren ein Industriegebiet in der „Heißbrenne“ ausgewiesen hatte.

Neue Baugebiete entstanden nach der Eingemeindung, zuletzt im Jahr 2003 „Am Seebächle“. Zwischenzeitlich hatte Märkt sogar mehr Einwohner als heute: der Spitzenwert lag 1996 bei 791 Seelen.

Innerörtliche Reserven

Doch obwohl als Zuzugsort begehrt, haben sich die Bürgervertreter zuletzt gegen eine weitere Zersiedlung der Landschaft ausgesprochen. Zumal das Wachsen in der 138 Hektar großen Gemarkung ohnehin auf kaum überwindbare Hürden stößt: im Osten grenzt der Ort an Eimeldingen, im Westen begrenzen Reste eines Altrheinarms und die Lärmbelastung durch die A 5 mögliche Wohngebiete. Im Norden sind es Ausgleichs-, Naherholungs- und landwirtschaftliche Flächen, im Süden/Südosten die A 98 und Wald.

Für den Wohnungsbau richtet sich der Blick deshalb auf die innerörtlichen Reserven. Die großen Gartengrundstücke, auf denen einst Obst und Gemüse, später vorwiegend Blumen für den Verkauf auf den Märkten gediehen, „bieten viel Potenzial zur Nachverdichtung“, sagt der Erste Bürgermeister Christoph Huber. Auf insgesamt 2,1 Hektar summieren sich die Baulücken. Zwar solle „nicht alles zugepflastert werden“, dennoch zeigen sich Eigentümer immer wieder mal bereit, Teile ihrer großzügigen Gartenflächen für neuen Wohnraum zu veräußern.

Auch die Umnutzung von weiteren, nicht mehr genutzten Ökonomiegebäuden soll voranschreiten. Anreize hierzu will die Verwaltung mit einem Programm zur Energieberatung schaffen, die für die Hauseigner kostenlos sein soll. Die „Energiekarawane“, primär dazu gedacht, der energetischen Sanierung vieler in die Jahre gekommener Häuser auf die Sprünge zu helfen, könnte auch den Ausbau so mancher Scheune anregen, hofft Huber.

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