Weil am Rhein Abschied von einem „Urgestein“

Beatrice Ehrlich
Am liebsten ist Thomas Schwarze dort, wo seine Faszination für die Natur ihren Ausgang genommen hat: bei den Amphibien und Reptilien, hier am Weiher neben dem Sundgauhaus des Truz. Foto: Beatrice Ehrlich

Abschied von Thomas Schwarze

Die Faszination für das, was in und mit der Natur vorgeht, so erinnert sich Schwarze, hat ihn schon als kleiner Junge erfüllt. Damals erkundete er gern eine große Wiese in der Nähe seines Elternhauses. Er beobachtete Igel und Eidechsen. Welchen Gefahren seine Umwelt ausgesetzt ist, sei ihm erstmals deutlich geworden, als beim „Abbrennen“ dieser Wiese durch die Besitzerin junge Igel bei lebendigem Leib verbrannten, erzählt Schwarze bei einem Rundgang über das Areal der ehemaligen Kiesgrube in Weil am Rhein.

Dass diese heute zum großen Teil dem Naturschutz gewidmet ist, und dort etwa auch Kiesflächen freigehalten werden, die manche Arten als Lebensraum benötigen, ist auch Schwarzes Verdienst. Zunächst in dem Bestreben, die ehemalige Kiesgrube des Unternehmens Hupfer auch während der Landesgartenschau 1999 als Naturschutzgebiet zu erhalten, hatte sich eine aus Biologen und Naturschützern bestehende Arbeitsgruppe gebildet, aus der 1995 später das Trinationale Umweltzentrum Weil am Rhein (Truz) hervorging.

Faszination für Amphibien und Reptilien

Es begann mit Fotografie: Nach seiner Bundeswehrzeit kaufte sich Schwarze von dem dort verdienten Geld eine Fotoausrüstung. Bei seinen Streifzügen habe er sein Augenmerk auf die Veränderungen der Landschaft gerichtet, und im Nachgang dann natürlich alle Arten bestimmt, die ihm vor das Objektiv kamen, am liebsten Amphibien und Reptilien, von denen später seine Diplomarbeit handeln sollte. Für das Biologiestudium verwarf er seinen Studienplatz für Elektrotechnik an der damaligen Berufsakademie, auf den er sich mit seinen Eltern geeinigt hatte. Schwarze erinnert sich genau. Es war ein regnerischer Sonntag, als er in einem Zug eine Abhandlung über Unterscheidungsmerkmale von Amphibien verfasste. Danach stand für den jungen Mann fest: Am Biologiestudium führt für ihn kein Weg vorbei.

Naturpädagogik als Berufung

Bald schon wurde Thomas Schwarze angefragt, Ausstellungen und naturpädagogische Angebote zu konzipieren. Der Baumlehrpfad im Grütt, das Arboretum in Steinen und die Vogelausstellung im Dreiländermuseum tragen unter anderem seine Handschrift. Der Naturschutz trat immer mehr in den Vordergrund: 1988/89 stieß er zum BUND Lörrach, seit 1992 und bis heute ist Thomas Schwarze im Hauptberuf Geschäftsführer des Vereins „Pro Natura“ in Basel, der sich damals bereits um die Weiler Kiesgrube kümmerte.

Der ehemalige Weiler Bürgermeister Klaus Eberhardt habe sich damals dafür eingesetzt, dass die Naturschutzverbände bei der Planung der Landesgartenschau mit einbezogen wurden. „Damit begann alles“, stellt Schwarze fest. Durch einen Besucherlehrpfad werden seither die Besucher durch das Gelände der ehemaligen Kiesgrube gelenkt. Deren innerster Kern, der unter Naturschutz steht, bleibt somit im Wesentlichen unberührt. Mit wenigen Ausnahmen: Vor der Mitgliederversammlung des Truz vergangene Woche führte Schwarze interessierte Mitglieder dorthin. In der Mitgliederversammlung selbst wurde er dann vom scheidenden Vorsitzenden Christoph Huber als Fachbereichsleiter Umweltbildung verabschiedet.

„Grundsteine, die gelegt wurden“

„Ihn darf man mit Fug und Recht als ,Urgestein’ bezeichnen“, sagte dieser, und ließ noch einmal die wichtigsten Meilensteine aus Schwarzes Zeit beim Truz Revue passieren. Oberbürgermeister Wolfgang Dietz, der als Tagespräsident der Versammlung auch anwesend war, setzte noch eins drauf: „Für mich ist Thomas Schwarze das Gesicht des Truz“, sagt er. „Für mich sind das Grundsteine, die gelegt wurden.“

Nach wie vor gilt Schwarzes besonderes Interesse den Amphibien und Reptilien. Wenn er stehenbleibt und die Geräusche der Gelbbauchunke oder des „Glöcklifroschs“ täuschend echt imitiert, dann ist er ganz bei sich. Generationen von Schülern hat er den Naturschutz im „Grünen Klassenzimmer“ nähergebracht und mit ihnen zusammen Projekte verwirklicht. Seine Hoffnung ist, dass diese Anstrengungen in Zukunft Früchte tragen.

Dem Truz bleibt Schwarze als Mitglied erhalten, und eines ist sicher: Man wird ihn auch künftig dort antreffen, nur jetzt eben ganz privat.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading