Weil am Rhein Aller Anfang noch schwerer

Alisa Eßlinger
 Foto: sba/Christoph Soeder

Corona: Weiler Gastronomen sprechen über die Neueröffnung ihrer Restaurants mitten in der Krise.

Weil am Rhein - Aller Anfang ist schwer, sagt ein Sprichwort, doch in Corona-Zeiten ein Restaurant zu eröffnen, macht die Herausforderung komplett. Unsere Zeitung hat mit drei Weiler Gastronomen gesprochen, die den Schritt gewagt haben, und sie gefragt, wie sie die Zeit erlebt haben.

Die Eröffnung der „Bergwirtschaft Blick“ in Ötlingen hat sich genau mit dem Lockdown überschnitten. Doch Pächter Markus Kuhn und sein Geschäftspartner Lothar Luboschik, der für das Café verantwortlich zeichnet, haben die Zeit für den Umbau genutzt. „Es geht schon, die Menschen kommen“, sagt Kuhn nun. Aber: „Die Menschen sind verhalten, weil sie unsicher sind. Die schlechte Stimmung blockiert die Kundschaft und fördert die Angst“, sagt er und fügt hinzu: „Wir haben das Glück, dass wir tolle Stammkunden aus vorherigen Betrieben haben, die uns weiterhin bewusst unterstützen. Eine Gastronomie funktioniert ohne die Mithilfe aller nicht.“ Nun sei wieder eine „positive Welle“ nötig, „bei der die Menschen nicht nur schwarz sehen und die Gastronomien wieder besuchen“, meint Kuhn.

Um den Winter zu überbrücken, will man neue Wege gehen: „Das Essen wollen wir nach draußen an die frische Luft verlagern, indem wir Wintergrillen und Fondue anbieten.“ Momentan heiße es aber für die Betreiber der Bergwirtschaft und des Cafés, abzuwarten, welche neuen Regelungen eingeführt werden. „Wir haben extra samstags und sonntags das Restaurant für Feste zu gelassen. Doch schon in dieser Woche hatten wir drei bis vier Stornierungen“, schildert er die Lage. Dies würde der coronabedingten Geldknappheit nicht gerade entgegenwirken, sagt Kuhn.

Sperrstunde stößt auf Unverständnis

„Sehr schlecht“ erging es Gürkan Vol mit der Eröffnung des „Midpoint“ im Rhein-Center in Friedlingen. „Wir wären gerne durchgestartet“, sagt er. Das Restaurant wurde im Januar eröffnet und musste während des Lockdowns direkt wieder schließen. „Danach hat sich der Betrieb langsam aufgebaut und positiv entwickelt“, erzählt der Inhaber. Die Kurzarbeit für seine Mitarbeiter kam ihm zugute. „Dadurch hatten wir etwas Luft zum Atmen, denn wir hatten eine hohe Investition in der Bauphase“, erklärt Vol.

Derzeit mache ihm vor allem die Sperrstunde zu schaffen. „Wir führen nicht nur ein Restaurant, sondern auch eine Bar. Die Einschränkung auf 23 Uhr bedeutet für uns einen Genickbruch“, sagt Vol und erklärt, dass der Barbetrieb normalerweise erst ab 22 Uhr genutzt wird. „Für Corona gibt es keinen Unterschied zwischen 23 und 1 Uhr. Immerhin erheben Bars und Restaurants Kontaktdaten im Gegensatz zu Wochenmärkten“, meint er. Darum hat Vol einen Eilantrag gestellt und klagt gegen die Verfügung. „Auch wenn die Chancen gering sind, Hauptsache, ich habe es versucht.“

Der Betrieb sei zwar am Wochenende normal, doch unter der Woche sei ein starker Rückgang zu erkennen. Seitdem die Schweiz zu den Risikogebieten gehört, kämen weniger Kunden. „Am Samstag war es wie ausgestorben im Rhein-Center.“ Besonders die Vormittage seien stark betroffen. Deshalb hat Vol die Reißleine gezogen und musste Mitarbeiter entlassen sowie den Mittagstisch streichen. „Die rund vier Monate, die wir stunden konnten, müssen wir nun nachzahlen, und mit weniger Tischen machen wir 50 Prozent weniger Umsatz.“

Keine Soforthilfe beim Neustart

Für das Ehepaar Perini war die Eröffnung des Dorfrestaurants „Krone“ in Märkt ein großer Schritt: „Uns war bewusst, dass es eine Herausforderung sein wird, gerade weil wir keine Unterstützung wie die Soforthilfe erhalten. Aber wir waren dem Dorf gegenüber verpflichtet“, findet Eugenio Perini. Ihnen sei gesagt worden, dass sie schon vor der Eröffnung wussten, was hinsichtlich der Krise auf sie zukommt. „Wir hatten keine andere Wahl, denn es gab viele Bewerber für die ,Krone’, daher mussten wir es durchziehen“, ergänzt Marie Perini.

Das Restaurant ist erst seit dem 15. Oktober geöffnet, das Hotel stand bereits im September für Gäste zur Verfügung. Doch das Wagnis habe sich gelohnt, denn das Restaurant sei immer ausgebucht, so Perini. Die meisten kämen dabei aus der näheren Umgebung wie Haltingen und Weil, aber auch aus Kandern. Anfragen für Feste gebe es auch genügend, doch aufgrund der Verordnungen werden keine angenommen. „Wir wollen nichts versprechen, was wir nicht halten können“, erklärt der Pächter. Darum wurde auch zum Start nur eine begrenzte Karte angeboten.

Bei einer Schließung der Gastronomie will sich das Paar auf Neuland begeben und Essen zum Mitnehmen anbieten. „Wir haben es auch ohne Corona schon schwer genug“, sagt Perini. „Wir wissen nicht, wo die Reise hingeht, aber wir werden kämpfen und versuchen, die Stellung zu halten.“

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading