Auf ein sehr aufmerksames Publikum stieß der Lörracher Historiker Hubert Bernnat mit seinem Vortrag über die Entwicklung Weils in den Nachkriegsjahren.
Hubert Bernnat nahm bei seinem Vortrag auf Einladung der Weiler „Herbstzeitlosen“ nicht nur die wirtschaftlichen sondern auch die politischen Ereignisse unter die Lupe.
Weil zählte 1946 erst knapp 9000 Einwohner. Deren Zahl wuchs jedoch sehr rasch an, hauptsächlich durch die Zuwanderung der Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten, sodass schon 1960 etwa 15 700 Menschen in der Stadt lebten und entsprechenden Wohnraum benötigten. Und schon damals gab es Integrationsprobleme.
Dieser enormen Aufgabe stellte sich in den 1950er-Jahren der Weiler Bürgermeister Peter Hartmann, die Verwaltung sowie die drei Wohnungsbaugesellschaften mit der Errichtung von 1200 Wohnungen beauftragte, um den notwendigsten Bedarf zu decken. In diese Zeit fiel auch der Bau des beliebten Weiler Freibads. Dennoch unterlag Hartmann bei der ersten direkten Bürgermeisterwahl 1957 seinem Konkurrenten Wilhelm Schellenberg, dessen Zugehörigkeit zur NSDAP während der Nazizeit öffentlich bekannt war. Schellenberg gelang das Kunststück, als eine der ersten deutsch-französischen Städtepartnerschaften 1962 die an den Rhein grenzenden Gemeinden Weil und Hüningen – „Huningue“ zu verschwistern.
Sein Nachfolger Otto Boll zeichnete ab 1965 für die Geschicke der Stadt verantwortlich. Trotz des Niedergangs der Textilindustrie und 1500 verlorener Arbeitsplätze gelang der „Aufstieg“ zur großen Kreisstadt. Die mehr oder weniger freiwillige Eingemeindung von Haltingen, Ötlingen und Märkt wurde vollzogen und weitere größere Industriebetriebe wie etwa Raymond, Wampfler oder Humantechnik siedelten sich an.
Unter Peter Willmann, 1984 zum Oberbürgermeister gewählt, wurden weitere große Projekte verwirklicht: das Laguna Badeland feierte Eröffnung und der überaus beliebte Dreiländergarten wurden der Bevölkerung übergeben. Peter Willmann wurde 1992 mit 85 Prozent der Wählerstimmen erneut zum Stadtoberhaupt gewählt.
Außer seinen rührigen und erfolgreichen Oberbürgermeistern kann Weil auch auf eine stattliche Anzahl politisch hochrangiger Einwohner verweisen, die sich in Bund und Land einbringen und nicht zuletzt für die Weiler Bürger tätig sind.
Im Namen der abwesenden Carolin Lefferts und des begeisterten Publikums bedankte sich Jürgen Wiechert bei dem engagierten Referenten Hubert Bernnat. Und entlockte diesem das Versprechen, im Sommersemester zu einem weiteren Vortrag zu den „Herbstzeitlosen“ zu kommen.
