Weil am Rhein Andere Luft schnuppern

Weiler Zeitung
Da Schulsport coronabedingt nicht angeboten werden kann, übernehmen die FSJler vom TV Weil die Not- und Hausaufgabenbetreuung. Foto: sba/Arno Burgi Foto: Weiler Zeitung

Freiwilligendienst: Verein, Kulturamt, Familienzentrum, Natuschutz und Co bieten Stellen an / Bewerbung

Direkt nach dem Abi weiter lernen – darauf haben nicht alle Lust. Viele wollen lieber erst etwas anderes machen. Normalerweise bieten das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder der Bundesfreiwilligendienst (BFD) eine willkommene Abwechslung. Noch halten sich die Anfragen der Bewerber aber in Grenzen, sagen die Weiler Stellen-Anbieter.

Von Alisa Eßlinger

Weil am Rhein . Einige Bewerbungen sind beim Kulturamt Weil am Rhein bereits eingetrudelt, allerdings könnten es für Kulturamtsleiter Peter Spörrer ruhig noch ein paar mehr sein. „Mehr Auswahl wäre schöner“, sagt er.

Zum ersten Mal bietet das Kulturamt zwei FSJ-Stellen an. „Das ist eine Besonderheit.“ Das Kulturamt könne eine große Bandbreite an Aufgaben bieten, findet Spörrer. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt auf dem Ausbau der Angebote in den sozialen Medien. „Ich hoffe sehr, dass wir Unterstützung von jungen Kräften bekommen“, sagt Spörrer.

Obwohl coronabedingt keine Ausstellungen organisiert werden und keine Veranstaltungen stattfinden können, gebe es beim Kulturamt genug zu tun. Denn auch in Bereichen wie Assistenzarbeit und Archivierung wird tatkräftige Unterstützung gebraucht. Dies war der Grund, dieses Jahr gleich zwei FSJler zu suchen. „Unserer Projekte müssen wir immer mit wenigen Personen abwickeln. So können wir junge Menschen fördern und haben gleichzeitig Unterstützung“, erklärt Spörrer.

Abitur kommt zuerst

„Es läuft schlecht an“, sagt der Vorsitzende des TV Weil, Ulrich Obrist, hinsichtlich der Bewerbungszuläufe. Allerdings kennt er es nicht anders. Grund dafür sei die frühe Anmeldefrist (15. Mai). „Die Abiturienten stehen jetzt kurz vor dem Abschluss. Sie suchen erst nach den Prüfungen einen Platz.“ Die Anmeldefrist später anzusetzen, sei keine Option. „Man braucht die Zeit, bis Formalien wie Versicherungsfragen geklärt sind“, weiß er. Zudem laufen die Lehrgänge bereits in den Ferien an.

Der TV Weil bietet seit ein paar Jahren FSJ- und BFD-Stellen an. Daher weiß Obrist, dass die Stellen für den BFD schneller besetzt werden: „Sie sind nicht so gesucht, wie die FSJ-Stellen. Dort gibt es eine Warteschlange von vielen Vereinen.“

Dass die Bewerbungen nur zaghaft eingehen, liege laut Obrist nicht nur an Corona. „Die Schulabgänger haben keine Alternativen. Es gibt weniger Ausbildungsplätze, das Studium ist erschwert und auch Reisen sind nicht möglich. Aber genau das trägt zur Unsicherheit bei.“ Erschwerend hinzu komme, dass sonst Werbung in den Schulen oder auch im eigenen Verein gemacht wurde. Aber durch Corona „erreicht man niemanden mehr“.

Orientierung fehlt

Das Familienzentrum Wunderfitz hat bisher auch noch keine Bewerbung für die BFD-Stelle erhalten. „Ich glaube, das liegt daran, dass vielen der Überblick darüber fehlt, wer Freiwilligendienst-Stellen anbieten“, sagt Bereichsleiterin Regina Götz. Es sei sehr mühevoll, da sich Interessierte bei den Unternehmen erkundigen müssten.

Dabei biete das Wunderfitz laut Götz eine interessante Stelle an. „Die Person wird in alle drei Bereiche reinschnuppern können, und da wir bald umziehen, haben wir dann auch tolle neue Räume zu bieten.“ Neben der Betreuung kann der BFDler auch Vorträge und Veranstaltungen planen sowie administrative Aufgaben übernehmen.

Für das Wunderfitz ist die Unterstützung eines BDFlers sehr wichtig. „Wir brauchen eine Zusatzkraft, aber auch die Kinder würden von jemand Jungem profitieren. Und wir sind gerne am Puls der Zeit“, erklärt Götz.

Sie glaubt jedoch, dass die Corona-Krise die Suche erschwert. „Die Schüler sind verunsichert. Ohne die Praktika und Infoveranstaltungen ist es für die Jugendlichen schwer, sich zu orientieren. Die digitalen Angebote ersetzen nicht die Präsenz.“

Mehr Bewerber als sonst

Das trinationale Umweltzentrum (Truz) hatte dieses Jahr keine Probleme, jemanden für ihre Freiwilligendienst-Stelle zu finden. „Wir hatten mehr Bewerber, als wir aufnehmen können“, sagt die Fachbereichsleiterin für Naturschutz, Astrid Deek. Dieses Jahr seien es noch mehr Bewerbungen gewesen als sonst. Deek vermutet, dass die Schulabgänger, da sie derzeit schlecht ins Ausland reisen können, lieber erst einmal einen Freiwilligendienst ableisten wollen.

Das Truz bietet zwar BFD- und FSJ-Stellen an, allerdings sind dieses Jahr alle im FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr) angestellt. „Das FÖJ ist ansprechender, da es gut betreut und organisiert wird.“ Dass anstatt drei Plätzen nur zwei angeboten werden, liege an der Betreuungssituation dieses Jahr. Die beiden ausgeschriebenen Stellen sind bereits besetzt.

Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) wird vom Wohlfahrtsträger organisiert, der Bundesfreiwilligendienst (BFD) von der Bundesrepublik Deutschland. Nur Personen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren können sich für ein FSJ bewerben. Wohingegen ab 16 Jahren das Alter beim BFD keine Rolle spielt. Für Menschen unter 26 werden beide Freiwilligendienste in Vollzeit abgeleistet. Beim BFD besteht die Möglichkeit, ab 27 Jahren in Teilzeit zu arbeiten. Während das FSJ einmalig ist, darf man sich alle fünf Jahre für eine BFD-Stelle bewerben. Beide Dienste dauern zwischen sechs bis 18 Monaten. Bezahlt werden beide mit maximal 330 Euro pro Monat. Der Anspruch auf Kindergeld und Waisenrente bleibt dabei bestehen. Wohngeld kann man allerdings nur beim BFD erhalten. Auf Verpflegung und Wohnen besteht kein Anspruch.

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