Dass die Bewerbungen nur zaghaft eingehen, liege laut Obrist nicht nur an Corona. „Die Schulabgänger haben keine Alternativen. Es gibt weniger Ausbildungsplätze, das Studium ist erschwert und auch Reisen sind nicht möglich. Aber genau das trägt zur Unsicherheit bei.“ Erschwerend hinzu komme, dass sonst Werbung in den Schulen oder auch im eigenen Verein gemacht wurde. Aber durch Corona „erreicht man niemanden mehr“.
Orientierung fehlt
Das Familienzentrum Wunderfitz hat bisher auch noch keine Bewerbung für die BFD-Stelle erhalten. „Ich glaube, das liegt daran, dass vielen der Überblick darüber fehlt, wer Freiwilligendienst-Stellen anbieten“, sagt Bereichsleiterin Regina Götz. Es sei sehr mühevoll, da sich Interessierte bei den Unternehmen erkundigen müssten.
Dabei biete das Wunderfitz laut Götz eine interessante Stelle an. „Die Person wird in alle drei Bereiche reinschnuppern können, und da wir bald umziehen, haben wir dann auch tolle neue Räume zu bieten.“ Neben der Betreuung kann der BFDler auch Vorträge und Veranstaltungen planen sowie administrative Aufgaben übernehmen.
Für das Wunderfitz ist die Unterstützung eines BDFlers sehr wichtig. „Wir brauchen eine Zusatzkraft, aber auch die Kinder würden von jemand Jungem profitieren. Und wir sind gerne am Puls der Zeit“, erklärt Götz.
Sie glaubt jedoch, dass die Corona-Krise die Suche erschwert. „Die Schüler sind verunsichert. Ohne die Praktika und Infoveranstaltungen ist es für die Jugendlichen schwer, sich zu orientieren. Die digitalen Angebote ersetzen nicht die Präsenz.“
Mehr Bewerber als sonst
Das trinationale Umweltzentrum (Truz) hatte dieses Jahr keine Probleme, jemanden für ihre Freiwilligendienst-Stelle zu finden. „Wir hatten mehr Bewerber, als wir aufnehmen können“, sagt die Fachbereichsleiterin für Naturschutz, Astrid Deek. Dieses Jahr seien es noch mehr Bewerbungen gewesen als sonst. Deek vermutet, dass die Schulabgänger, da sie derzeit schlecht ins Ausland reisen können, lieber erst einmal einen Freiwilligendienst ableisten wollen.
Das Truz bietet zwar BFD- und FSJ-Stellen an, allerdings sind dieses Jahr alle im FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr) angestellt. „Das FÖJ ist ansprechender, da es gut betreut und organisiert wird.“ Dass anstatt drei Plätzen nur zwei angeboten werden, liege an der Betreuungssituation dieses Jahr. Die beiden ausgeschriebenen Stellen sind bereits besetzt.
Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) wird vom Wohlfahrtsträger organisiert, der Bundesfreiwilligendienst (BFD) von der Bundesrepublik Deutschland. Nur Personen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren können sich für ein FSJ bewerben. Wohingegen ab 16 Jahren das Alter beim BFD keine Rolle spielt. Für Menschen unter 26 werden beide Freiwilligendienste in Vollzeit abgeleistet. Beim BFD besteht die Möglichkeit, ab 27 Jahren in Teilzeit zu arbeiten. Während das FSJ einmalig ist, darf man sich alle fünf Jahre für eine BFD-Stelle bewerben. Beide Dienste dauern zwischen sechs bis 18 Monaten. Bezahlt werden beide mit maximal 330 Euro pro Monat. Der Anspruch auf Kindergeld und Waisenrente bleibt dabei bestehen. Wohngeld kann man allerdings nur beim BFD erhalten. Auf Verpflegung und Wohnen besteht kein Anspruch.