Weil am Rhein Anfänge Haltingens reichen ins Jahr 300 zurück

Weiler Zeitung
Über die Geschichte und Lebensweise der Alamannen sprach der Archäologe und Historiker Dr. Niklot Krohn im Museum am Lindenplatz. Foto: Daniela Buch Foto: Weiler Zeitung

Museum: Niklot Krohn beleuchtet in seinem Vortrag die Siedlungsgeschichte der Alamannen

Weil am Rhein (dab). Aus archäologischer Sicht hat Dr. Niklot Krohn am Freitagabend im Museum am Lindenplatz wissenschaftliche Thesen zur Siedlungsgeschichte der Alamannen beleuchtet. Der Vortrag war eine Vertiefung und Ergänzung zur laufenden 1250-Jahre-Jubiläums-Ausstellung „Haholtingas Erben“ und machte gleichzeitig Lust, das Alamannen-Museum in Vörstetten zu besuchen.

Der Abend erfuhr weit mehr Zuspruch als erwartet. Mit maximal zwei Dutzend Besuchern hatte man gerechnet, die doppelte Anzahl saß schließlich dicht gedrängt in der Museums-Bar und dem Vorraum, teils auf Stühlen, die spontan aus dem Stapflehus geholt wurden.

Niklot Krohn, Archäologe und Historiker, der im Alamannen-Museum für Veranstaltungsmanagement und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, freute sich über das Interesse und die Möglichkeit, auf Einladung des Museumskreises mit seinem Vortrag einen Beitrag zum Rahmenprogramm der Ausstellung im Museum am Lindenplatz leisten zu können. Seinen Vortrag veranschaulichte der Referent anhand einer reichen Fülle an Karten und Bildern.

Haltingen habe freilich schon vor der ersten urkundlichen Erwähnung eine jahrhundertelange Ortsgeschichte hinter sich gehabt, für die es aber keine schriftlichen Quellen gebe. Auch dingliche Quellen, Hinterlassenschaften im Boden, wie sie für Archäologen von Interesse sind, seien bislang nicht gefunden worden. Man dürfe aber davon ausgehen, dass die Anfänge Haltingens auf die Ursprünge der Besiedlung des Oberrheingebiets um das Jahr 300 durch die germanischen Stämme aus dem Elbe-Oder-Raum und dem nördlichen Küstenraum zurückgingen, die von den römischen Geschichtsschreibern in einem Sammelbegriff als „Alamannen“ bezeichnet wurden. Erst nach der Christianisierung durch die Franken und der Errichtung von Kirchen als Fixpunkt für Ansiedlungen, die meist die Bezeichnung „-heim“ erhielten, entwickelten sich die Dörfer an einem bestimmten Ort.

Zuvor wanderten die vorchristlichen „-ingen“-Siedlungen im Zuge von Neu- und Ersatzbauten über die Gemarkungen. Um tatsächlich nachzuweisen, wo sich die einstigen Gehöfte befanden, müssten ganze Felder aufgerissen werden, was kaum realisiert werden könne. Die wenigen Funde tauchten zumeist bei Baumaßnahmen auf. Durch Ähnlichkeit und Vergleich von Merkmalen mit den vielfachen Funden aus dem norddeutschen Raum und Skandinavien ließen sich Erkenntnisse gewinnen.

Auf diese Weise wurde etwa die Rekonstruktion des „Rutenbergs“, eines Speicherbaus, in Vörstetten möglich, da er im Oldenburger Sachsenspiegel in Bild und Text überliefert ist. Die Ausstellung im Museum am Lindenplatz berücksichtigt die Alamannen-Zeit mit einem Themenraum im Obergeschoss, der auch mit Leihgaben aus dem Alamannen-Museum Vörstetten bestückt ist. In Vörstetten befindet sich eines der wenigen, komplett ausgegrabenen Gehöfte, von dem man Rückschlüsse auf andere Siedlungen in der Region ziehen könne, erklärte Niklot Krohn die besondere Bedeutung des Museums.

Dieses bietet neben einer Dauerausstellung über die Alamannen im Breisgau auch ein begehbares Freilichtareal mit Rekonstruktion einer früh-alamannischen Siedlung mit Wohnstallhaus, Grubenhaus, Speicher, Töpferwerkstatt, Backofen, Römerecke, Brunnen, Kultstätte, Handwerkerhaus, sowie einer gemeindeeigenen Pachtfläche für Anbau und Kultivierung alter Getreide- und Gemüsesorten, einen Hopfengarten und einen Kräutergarten. Träger des Alamannen-Museums ist der Museums- und Geschichtsverein Vörstetten.

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