Weil am Rhein Anfassen und ausprobieren angesagt

Alisa Eßlinger
Wolfgang Poiger hat künftig mehr Zeit, selbst zu spielen. Foto: Alisa Eßlinger

Geschäftsleben: Wolfgang Poiger übergibt „Music-Center Dreiländereck“ / Rückblick auf knapp 30 Jahre

Weil am Rhein - Eine Ära endet: Nach knapp drei Jahrzehnten ist für Wolfgang Poiger im „Music-Center Dreiländereck“ in Friedlingen Schluss. Sein Musikgeschäft übergibt er in andere Hände. Der 63-Jährige geht in den Ruhestand.

Insgesamt fast 40 Jahre lang hat der als Bankkaufmann ins Berufsleben gestartete Poiger Instrumente und mehr verkauft. Was den Musikliebhaber antrieb und welche Rolle die aktuelle Situation spielt, schildert Poiger im Gespräch mit unserer Zeitung.

Frage: Wann haben Sie sich dazu entschieden, das Music-Center abzugeben?

Vor etwa zwei Jahren hatte ich mich dazu entschieden, das Geschäft abzugeben. Eigentlich war auch geplant, dass ich dieses Jahr im Mai bereits aufhöre. Doch dann kam der Lockdown. Ich wollte nicht das Geschäft nicht kurz öffnen und gleich wieder schließen, daher habe ich mich entschlossen, es bis zum Ende des Jahres weiterzuführen. Zudem kam, dass ich lange Zeit nicht den richtigen Nachfolger gefunden habe.

Frage: Wie wird es nun mit dem Geschäft weitergehen?

Das Music-Center wird auch weiter bestehen bleiben. Ich habe zum Glück in diesem Sommer einen kompetenten Nachfolger gefunden, der den Service und die Reparaturen weiterführen wird. Vielleicht werde ich im Januar hin und wieder im Geschäft sein, um dem neuen Geschäftsführer noch zur Seite zu stehen. Offiziell werde ich aber nicht mehr mitwirken.

Frage: Aller Anfang ist schwer, können Sie dies rückblickend bestätigen?

Es ging. Als wir das Geschäft hier eröffneten, gab es bereits vier bis fünf Musikfachgeschäfte. Unser Vorteil war, dass wir die Instrumente, die wir verkaufen, auch reparieren konnten. Daher haben wir es von Anfang an richtig aufgezogen und nun sind wir das einzige Fachgeschäft in Weil am Rhein.

Frage: Hat sich der Verkauf von Musikinstrumenten im Laufe der Jahre verändert?

Mit dem Online-Handel ist natürlich die Nachfrage zurückgegangen, weil mehr Menschen im Internet gekauft haben. Aber da wir den Schwerpunkt auf Gitarren gelegt haben, wollen die Kunden selbst vorbeikommen, die Instrumente anfassen und ausprobieren. Das kann man online nicht. Ich glaube, das ist der Grund, warum es mich hier noch gibt. Spannend ist auch zu sehen, wie die Nachfrage für Musikinstrumente seit der Corona-Krise gestiegen ist. Das Aufkommen ist sogar viel stärker als im Vorjahr. So sind zum Beispiel die E-Pianos bis zum Ende des Jahres ausverkauft.

Frage: Was denken Sie macht den Erfolg aus, um in Friedlingen knapp 30 Jahre bestehen zu bleiben?

Wichtig ist vor allem die Chemie zwischen dem Verkäufer und dem Kunden sowie die persönliche Verbindung. Auch wenn wir ein relativ kleines Geschäft sind, haben wir viele Stammkunden und zum Teil sind daraus auch Freunde geworden. Außerdem ist es hilfreich, wenn die Menschen einen persönlich weiterempfehlen.

Frage: Wussten Sie schon immer, dass Sie im Musikgeschäft tätig sein wollen?

Ich wollte immer etwas mit Musik machen. Allerdings habe ich aber zuerst den Umweg über eine Bankkaufmann-Lehre gemacht. Das habe ich dann sieben Jahre durchgezogen, bis ich dann gekündigt habe, weil ich einen Musikladen eröffnen wollte. 1982 übernahm ich mit einem Freund dann das Musikhaus „Thoss“ in Waldshut. 1993 haben wir dann hier das Musikgeschäft in Weil am Rhein eröffnet. Dies hat sich als eine gute Entscheidung herausgestellt. Wir haben viele Kunden aus der Schweiz, Frankreich und Deutschland. Eben bunt gemischt, wie man es aus dem Dreiländereck kennt.

Frage: Wann haben Sie Ihre Leidenschaft für Musik entdeckt?

Das ist schwierig zu sagen. Aber ein entscheidender Moment war, als ich die Trompeter von James Last gehört hatte, da wusste ich, dass ich auch Trompete spielen wollte. Mit sieben Jahren habe ich dann meine erste Trompete bekommen und war auch im Musikverein meines Heimatdorfs Degerfelden. Seit zehn Jahren spiele ich in der Street-Blues-Jazz-Funky- Band „Improvisanten“ aus Basel.

Frage: Können Sie noch mit Ihrer Band proben?

Nein, leider nicht. Wir sind acht bis zehn Personen und daher können wir nicht proben. Da auch die ganzen Festivals in Basel abgesagt wurden, liegt derzeit alles im Gefrierfach. Das ist wirklich schade, denn ich hab mir erst kürzlich eine 40 Jahre alte Vintage-Trompete gekauft. Ich kann zwar mit ihr üben, sie leider aber noch nicht einsetzen. Gerade die alten Instrumente sind oft besser als jedes neue.

Frage: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Ich werde mich weiterhin auf die Musik konzentrieren. Als Geschäftsführer hat man nicht viel Zeit zum Üben. Daher war es mein Wunsch, nicht mehr länger zwischen Tür und Angel zu üben. Jetzt nutze ich die neugewonnene Zeit, um mich mehr meiner Trompete zuzuwenden.

Und wenn es wieder möglich ist, werde ich auch wieder mit meiner Band proben. Außerdem will ich dann auch wieder mehr Sport machen und viel Zeit mit meiner Frau und meiner Familie verbringen. Ich habe also genug Ideen, um mich beschäftigen zu können (lacht). Aber eine davon ist, dass ich alte Trompeten restaurieren will.

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