Das Vokalensemble überzeugte mit einer sehr guten Artikulation und deutlichen Aussprache, so dass auch die Inhalte nicht nur musikalisch nachvollzogen werden konnten.
„Stiller Frieden“ wurde dieses in zwei Monaten erarbeitete Programm überschrieben. So unterschiedlich können diese zwei Wörter empfunden werden, je nach Erlebnishintergrund. Die Sprecherin Uta Ruscher ließ das Publikum an ihrer eigenen Zeitenwende teilhaben: „Weihnachten 1987 erhielt ich ein Visum für sechs Tage Westberlin – und blieb einfach dort. Fest der heimlichen Abschiede. Kein Geld, keine Wohnung, keine Freunde. Ostmacke. Dafür endlich atmen, verbotene Bücher lesen, schreiben…“ ist in ihrer Biografie zu lesen. Zwei Texte der damals 21-Jährigen lassen den Atem stocken. Unsentimental, nüchtern und umso berührender beschreibt sie die Kraft der inneren Überzeugung, mit der sie loslassen konnte, ohne zunächst in der realen westlichen Wirklichkeit anzukommen.
Persönliche Eindrücke geschildert
Unvoreingenommen, aber anteilnehmend und mit überzeugenden stimmlichen Schattierungen rezitierte sie auch aus Briefen in Kriegszeiten und zwei Gedichten von Selma Meerbaum-Eisinger, die mit 18 Jahren in einem KZ in der Ukraine starb. Zeitlose, winterliche Symphonien, die wie brennende Kerzen wärmende Räume gegen die Verzweiflung öffnen können. Wie die „Bitte“ von Hilde Domin, die einst auf die junge Selma aufmerksam gemacht hatte und im Wunsch gipfelte, dass wir „immer versehrter und immer heiler stets zu uns selbst entlassen werden.“ Ein tröstlicher Gedanke gegen alle Ängste dieser Zeit, mit dem Silke Marchfelds Vokalensemble und Uta Ruscher ihr Publikum an diesem Abend erfüllt haben.