Spontanen Applaus erntete Goedecke hingegen für seine Forderung: „Wir müssen Richtlinien für eine umweltverträgliche Landwirtschaft aufzeigen.“ Einig waren sich Goedecke und Räpple darin, dass auch die Konsumenten mit der bewussten Entscheidung für oftmals teurere Bio-Produkte hier ein Zeichen setzen könnten. Aber oftmals herrsche hier noch Nachholbedarf, wie Goedecke mit einem Beispiel verdeutlichte: „Wir haben schon häufig versucht, regionale Produzenten in Schulmensen hinein zu bekommen.“ Das sei aber mitunter schwierig.
Goedecke legte auch dar, dass das Volksbegehren „Pro Biene“ keinen vollständigen Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel vorsehe. Aber: „Diese Mittel sollen wie eine Notfallapotheke eingesetzt werden.“ Dies sei im Übrigen im Einklang mit den Vorgaben der Europäischen Union (EU), die chemisch-synthetische Pestizide als Mittel der Wahl nur dann sieht, wenn alle anderen Möglichkeiten versagt haben.
Publikum diskutiert mit
Hierzu meinte Räpple, dass die Landwirte gerne auf Pestizide verzichten würden, da diese auch kostspielig seien. „Aber wir haben ein Problem damit, wenn es heißt, wir sollen 40 Prozent weniger chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel einsetzen, und die Wissenschaft kann uns dann nicht sagen, was jetzt richtig ist.“
Im abschließenden Teil des Abends wurde die Diskussion für das Publikum geöffnet. Der Ötlinger Winzer Dieter Rösch verwies auf Schädlinge wie die Fruchtessigfliege, die über Importprodukte eingeschleppt werde und der ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel nicht beizukommen sei: „Was nutzen abgestorbene Bäume der Biene?“ Hierzu verwies Dieter Rösch auf den zuvor erwähnten Vergleich mit der „Notfallapotheke“. Ein Zuhörer sprach sich dafür aus, das Gesamtbild zu betrachten: „Jeder kann etwas für die Artenvielfalt tun.“ Aber der früher in vielen Dörfern obligatorische Komposthaufen im Garten sei heutzutage praktisch nicht mehr zu finden.
Moderator Tonio Paßlick fasste zusammen: „Wir können ein solches Thema in 90 Minuten nicht erschöpfend behandeln, aber wir wollen bei der Meinungsbildung helfen.“ Dabei sei es gewollt, dass das Gehörte mitunter eher zur Beunruhigung als zur Beruhigung beitrage.
Das Volksbegehren „Pro Biene“ liegt in den Rathäusern aus. Es ruht bis Mitte Dezember, da das Land einen Gesetzesentwurf vorgelegt hat. Wenn bis Mitte März 770 000 Unterschriften zusammenkommen, wird das Begehren dem Landtag vorgelegt. Der nächste Termin für die Diskussionsreihe „Am Puls der Zeit“ und das Thema stehen noch nicht fest.