Weil am Rhein Auch nach fast 60 Jahren noch Heimweh nach Weil

Weiler Zeitung
Wieder in Weil: Enkelin Ellil mit Irene und Günter Fuchs Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Auswanderer: Irene und Günter Fuchs zog es 1960 nach Australien / Veränderungen in alter Heimat werden kritisch gesehen

Weil am Rhein (mcf). Die Heimat ist Melbourne, doch Weil am Rhein genießt für die frühere Friedlingerin Irene Fuchs, geborene Fretz, und ihren Mann Günter immer noch einen Sonderstatus. „Ich habe immer Heimweh“, erklärt die 86-Jährige. Zum 90. Geburtstag ihres Mannes, der aus Müllheim stammt, ging es nach vier Jahren Pause nun für viereinhalb Wochen einmal wieder in die deutsche Grenzstadt, die sich seit ihrer Auswanderung im Jahr 1960 deutlich verändert hat.

Und das nicht nur zum Positiven, blickt die 86-Jährige auf den früheren Lebensmittelpunkt in Friedlingen. „Mein Herz blutet.“ Zwar freut sie sich, dass mit der Tram und den Bussen die Mobilität der Altersgenossen gesteigert werden konnte. Doch: „Es ist alles verbaut und hier leben nur mir fremde Leute.“ Statt der früheren Schraubenfabrik stehen dort nun Wohnblocks. Auch das Schwarzenbach-Areal habe sich extrem verändert. Beim Blick auf die Hauptstraße denkt sie sich zudem „schade drum“. Enormen Aufschwung habe hingegen Vitra in Weil am Rhein erlebt, wo sie vier Jahre lang tätig war – früher noch in einer Garage neben dem heutigen Gasthaus „Ott’s Leopoldshöhe“.

Im Jahr 1960 zog es Irene und Günter Fuchs vor allem aus Abenteuerlust nach Aus-tralien. Mit dem Schiff ging es damals in der Absicht rüber, nur etwa zwei Jahre dort zu bleiben. Doch dann kamen die zwei Töchter zur Welt und das Paar hatte auch die passenden Jobs gefunden. Zudem gefiel ihnen die Lebensart. „Es ist sehr leger, in Melbourne zu leben.“ Das Heimweh trieb die Familie jedoch zwischenzeitlich im Jahr 1974 für drei Jahre wieder in die frühere Heimat, wo die Kinder auch in die Schule gingen, bevor Australien letztlich wieder die Heimat wurde und blieb.

Mit einem Augenzwinkern erinnert sich Günter Fuchs an seine Zeit beim SV Weil als „bester Linksaußen ever“, und seine Frau Irene an die frühere Zeit auf der Rheinschule und der Leopoldschule. Die ihr verbliebenen vier Schulkameraden besucht sie in diesen Tagen ebenso wie alte Straßenzüge, Ötlingen, Lörrach oder auch Freiburg. Nicht fehlen darf zum Mittagessen dann deutsches Essen wie Zigeunerschnitzel oder russische Eier und Markgräfler Wein. Entsprechende Gläser werden als Souvenir dann auch eingepackt, ebenso wie Kirschwasser für die Linzertorte, die an Weihnachten gebacken wird.

Die 30-stündige Flugreise zurück macht hingegen Enkelin Ellil nicht mehr mit. Die 28-Jährige will im Dreiländereck erst einmal arbeiten. Wie lange sie bleibt? Das weiß die junge Frau noch nicht genau, ebenso wie ihre Großeltern es damals nicht wussten.

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