Weil am Rhein Auf den Spuren der Industrie in Alt-Weil

Beatrice Ehrlich

Im Gespräch mit Stadtführer Joachim Kempf

Auf die Spuren ehemaliger Altweiler Industriebetriebe begibt sich eine Stadtführung, die am Sonntag, 8. Oktober, 15 Uhr, zum ersten Mal stattfindet. Stadtführer Joachim Kempf, der sie leitet, berichtet im Gespräch über seine Vorbereitungen für diese Führung.

Wenn man an Alt-Weil denkt, kommen einem nicht als erstes Industriebetriebe in den Sinn? Wie sind Sie auf dieses Thema aufmerksam geworden?

Letztes Jahr habe ich zum 25-jährigen Stadtführerjubiläum den Turm der Wyla-Werke in Alt-Weil vorgestellt und bin dabei auf das Thema Industriebetriebe gestoßen.

Im Team der Stadtführer bin ich von Haus aus Experte für Textilbetriebe in Friedlingen, wo ich auch mal eine Zeitlang gewohnt habe. Die Industriegeschichte ist wirklich mein Spezialgebiet (lacht). Der Hafen und die alten Industriebrachen in Weil waren meine Spielwiese als Jugendlicher. Das hat mich schon immer fasziniert.

Wie lange hat die Vorbereitung dieser Führung gedauert?

Ich war insgesamt rund eineinhalb Jahre mit dem Thema beschäftigt.

Welche Quellen haben Sie genutzt?

Das Internet, das Stadtarchiv und das Landesarchiv in Freiburg, wo ich Einblick in Handelsregisterakten und Konkursakten genommen habe. Ich habe dort Verträge von 1885 vom Original abfotografiert, damit alles seine Richtigkeit hat. Auch Bücher habe ich als Quellen benutzt. Es ist mir sogar gelungen, ein paar Produkte dieser Betriebe aufzutreiben, die ich zeigen werde.

Was hat Sie am meisten überrascht bei der Recherche?

Mich hat überrascht, dass Weil fast ein kleines Zentrum der Uhrenindustrie war. Um 1920 und bis 1930 haben in Alt-Weil und in Otterbach fünf Betriebe Uhren oder Uhrenteile hergestellt, etwa die Zifferblätter. Hier in Weil stand auch die erste Fabrik, in der Taschenuhren-Rohwerke hergestellt wurden. Erst dadurch wurde die Pforzheimer Uhrenindustrie unabhängig von der Schweiz. Auch ein Hersteller von Feinstdrehteilen in Haltingen hat einst als Uhrenzulieferer angefangen.

Die Gründer solcher Betriebe waren übrigens meistens Schweizer. Es gibt unglaublich viel zu erzählen. Ich hätte eine vier Stunden lange Führung machen können!

Was kann man überhaupt noch sehen von den alten Industriebetrieben?

Drei, vier Gebäude stehen noch. Zwei noch bestehende Betriebsgebäude wurden leider vor zehn Jahren abgerissen für Wohnbebauung. Von vielen Betrieben habe ich aber Grundrisspläne und Bilder, die ich bei der Führung auch zeigen werde.

Die Führung: Unter dem Titel „Presshefe, Recordspritzen und Taschenuhrenrohwerke – Auf den Spuren ehemaliger Altweiler Industriebetriebe“ führt Joachim Kempf am Sonntag, 8. Oktober, 15 Uhr, durch Weil. Treffpunkt ist an der Hauptstraße/Ecke Grenzacher Weg. Die Kosten für Teilnehmer betragen fünf Euro.

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