Weil am Rhein Auf Schusters Rappen durch die Welt

Saskia Scherer
Seit 13 Jahren wandert Teusch leidenschaftlich gerne. Foto: zVg

Das Wandern ist nicht nur des Müller Lust – die Weilerin Monika Teusch hat ihre Leidenschaft dafür aber erst spät entdeckt. Viele Abenteuer hat die heute 72-Jährige seitdem erlebt. Das jüngste führte sie nach Grönland auf den „Arctic Circle Trail“.

Monika Teusch hat schon viel gesehen in ihrem Leben. Aber diese Erfahrung sei einzigartig gewesen, meint sie im Gespräch mit unserer Zeitung, wenn sie an die Tour in Grönland im August zurückdenkt. „Es waren acht harte, aber tief beeindruckende Tage – in einer Landschaft, wie man sie kaum noch in Europa vorfindet.“

Eigentlich stammt Teusch gebürtig aus Nordrhein-Westfalen – „aus dem Flachland“, wie sie schmunzelnd sagt. Seit rund sieben Jahren lebt sie in der 3-Länder-Stadt, davor wohnte sie ebenso lange in Luzern. Dort entdeckte sie nach dem Tod ihres Mannes mit 59 Jahren ihre Liebe zum Wandern. „Der Wegzug in die Schweiz hat damals irgendetwas auf den Kopf gestellt“, sagt sie. Die Rentnerin, die zuletzt Geschäftsführerin einer Tourismus-Organisation war, wollte sich einen neuen Lebensinhalt geben.

Auf Berggipfel in Nepal

Sie wurde Mitglied im Schweizer Alpenclub. In den nächsten Jahren folgten Touren auf vielen Kontinenten. Unter anderem in Norwegen und Südamerika war Teusch unterwegs, und sie erklomm sogar knapp 6000 Meter hohe Berggipfel in Nepal.

In Grönland ging es durch unwegsames Gelände. Foto: zVg

Aber auch die nähere Umgebung hat die Weilerin erkundet. Als Corona für Reisebeschränkungen sorgte, wanderte sie zu Ruinen im Markgräflerland und veröffentlichte daraufhin einen kleinen Wanderführer. Darauf wurde der Bruckmann-Verlag aufmerksam. Teusch arbeitete den Wanderführer weiter aus – und herausgekommen ist das 160 Seiten umfassende Werk „Historische Pfade: Kaiserstuhl und Markgräflerland – 30 Wanderungen zu Orten mit Geschichte“, das im Juli vergangenen Jahres erschienen ist.

Und wie kam sie nun darauf, in Grönland wandern zu gehen? „Es war eine Schnapsidee, wie man so schön sagt“, lacht Teusch. Als sie Pläne für das neue Jahr schmiedete, stieß sie auf den „Arctic Circle Trail“ – einen 165 Kilometer langen Wanderweg von Kangerlussuaq bis nach Sisimiut an der Küste. „Ich habe mich schlau gemacht, und es hat mich gereizt“, erklärt sie. Trotz ihres Alters wagte sie den Versuch. „Ich war gut als Trail-Oma“, lacht sie rückblickend.

Ohne Infrastruktur

Normalerweise wandert die Weilerin immer allein. „Aber das war mir hier zu suspekt.“ Es gibt unterwegs keinerlei Infrastruktur, kein W-Lan und keinen Strom, nur ein paar karge Hütten. Bei einer anderen Tour hatte sie eine Frau aus Dänemark kennengelernt. „Ich habe sie gefragt, ob sie mitkommt, dann war erstmal drei Tage Stille“, lacht Teusch. Aber dann kam die Zusage, und die beiden machten sich auf den Weg.

Es bot sich eine einzigartige Natur. Foto: Monika Teusch

In Kangerlussuaq angekommen, änderten die beiden Frauen erst einmal ihr Programm und machten einen spontanen Abstecher zum Russel-Gletscher. „Das haben wir nicht bereut, es war fantastisch“, schwärmt Teusch. Am nächsten Tag wurde es dann ernst. Mit den schweren Rucksäcken – die komplette Verpflegung muss mitgetragen werden, und es wird kein Abfall zurück gelassen – ging es prompt auf die falsche Seite des Sees. Also wieder zurück. Weil die nächste Hütte 14 Kilometer weit entfernt lag und die Wanderinnen noch nicht eingelaufen waren, zelteten sie auf halbem Weg.

1000 Kilometer im Jahr

„Die ersten zwei Tage waren schwer“, gibt die Weilerin zu. Aber mit jedem Tag sei es besser geworden – dafür das Gelände schwieriger. Maximal zweieinhalb Kilometer in der Stunde schaffe man dort. Auf dem Weg durch die einsame Natur begegneten ihnen Schneehühner, Rentiere und Moschusochsen. „Man wird auf sich selbst zurückgeworfen und setzt sich mit der Natur auseinander.“ Nur sechs weitere Wanderer seien zeitgleich in dieselbe Richtung unterwegs gewesen, die die beiden immer wieder in den Hütten trafen. Diese sind übrigens „mehr als spartanisch“ – mit nacktem Holz zum Sitzen und Liegen. Auch könnten diese voll sein, deshalb befand sich das Zelt im Gepäck.

Die schwierigste Etappe stand zum Schluss an. 900 Höhenmeter galt es zu überwinden und einen Wasserfall zu überqueren. „Aber es hat sich einfach gelohnt“, schwärmt Teusch.

Im Jahr wandert sie 1000 Kilometer. Auf ihrem Wunschzettel für nächstes Jahr steht übrigens Alaska. „Man muss sich etwas vornehmen, dann altert man nicht“, ist die 72-Jährige überzeugt.

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