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Weil am Rhein Aus beiden Ansätzen das Beste gewinnen

Zoë Schäuble
Max Hagin ist neuer Vorsitzender des Kreisobst- und Gartenbauverbands Lörrach und baut unter anderem die selten gewordene rotfleischige Apfelsorte Baya Marisa an. Foto: Zoë Schäuble

Landwirtschaft: Max Hagin, neuer Vorsitzender des Kreisobst- und Gartenbauverbands Lörrach, will Verbindungen schaffen

Weil am Rhein-Haltingen -  Dass sein neues Amt als Vorsitzender des Kreisobst- und Gartenbauverbands Lörrach ihn vor Herausforderungen stellen wird, weiß der Haltinger Landwirt Max Hagin. Angesichts der anhaltend schlechten Witterung, aber auch aufgrund neuer Gesetze wird den Landwirten dieser Tage einiges abverlangt. Hagin hofft, ein Gleichgewicht zwischen ertragreichem Wirtschaften und Umweltschutz ausloten zu können.

Schon als Kind wusste der heute 32-Jährige, der 2012 an der Fachschule für Agrarwirtschaft in Köln-Auweiler die Meisterprüfung ablegte, dass er einmal in die Fußstapfen seiner Eltern treten will. Seit Generationen bewirtschaften die Hagins einen Obst-, Wein- und Gemüsebaubetrieb im Schutzgebiet am Tüllinger Berg.

Beruflich hat er mit seiner Wahl zum Vorsitzenden des hiesigen Kreisobst- und Gartenbauverbands bereits einiges erreicht. Der Posten ist aber, gerade angesichts der prekären Lage, kein einfacher. „Die anhaltende schlechte Witterung, der lange Frost im Frühjahr und nun der viele Regen – das ist für die Obstbauern herausfordernd.“ Denn die Erträge gerade bei den Kirschen und Zwetschgen sind alles andere als berauschend.

Viel Nässe von oben und die dauerhafte Feuchtigkeit bieten einen idealen Nährboden für Pilzkrankheiten und Fäulnis, weiß der Landwirt. Gerade deshalb fällt es ihm schwer, die in der Landwirtschaft gängigen Pflanzenschutzmittel pauschal zu verurteilen. „Natürlich versucht man so wenig wie möglich zu spritzen. Aber ein absoluter Verzicht ist aus wirtschaftlicher Sicht unmöglich.“

Methoden sinnvoll verbinden

Das vor einem Jahr erlassene Biodiversitätsstärkungsgesetz, das unter anderem ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Naturschutzgebieten ab dem 1. Januar 2022 vorsieht, erfordert auch vom konventionellen Obstbau einige Anpassung. „Das kontrovers diskutierte Glyphosat ist ein gängiges Mittel. Dennoch spritzen wir nicht einfach gedankenlos unser Obst“, verdeutlicht Hagin. Die Pestizide seien sehr teuer – ein Spritzvorgang koste um die 350 Euro.

Die biologische Landwirtschaft setzt unter anderem auf die mechanische Entfernung von Unkraut, das die Kulturpflanze bedroht. „Das ist aber auch nicht bei allen Pflanzen möglich. Bei Flachwurzlern wie der Johannisbeere würde man die Wurzel maßgeblich beschädigen.“

Hagin sieht in der Verbindung von biologischen und konventionellen Ansätzen in der Unkrautvernichtung den Schlüssel zum Erfolg. So könne man beispielsweise mit Backpulver zumindest teilweise Mehltau an Apfelbäumen bekämpfen. „Trotzdem ist auch hier ein Verzicht auf Glyphosat nicht möglich – die Menge ist der entscheidende Faktor.“

Deshalb ist Hagin der Austausch unter den Landwirten und die Absprache mit den verantwortlichen Behörden besonders wichtig. Fundamentalistische Ansichten führten zu wenig, da ist sich der Landwirt sicher. „Zukunftsweisend ist es, Kompromisse zu schließen.“

Das gelte auch für die Verbraucher. Gerade einmal 20 Prozent des Obsts, das in Deutschland verzehrt wird, stammt aus heimischen Betrieben. „Der Rest wird aus dem Ausland importiert, weil die Produktion dort günstiger ist.“ Verschärfte Gesetze seien, um den Schutz der Umwelt zu gewährleisten, unabdingbar. „Viele Landwirte sind angesichts der Auflagen aber abgeschreckt, sich zu vergrößern“, denn zunächst investiere man viel und könne die Wirtschaftlichkeit nicht immer abschätzen.

Die Hagins haben für sich aber ein Konzept entwickelt, das funktioniert. „Bei unseren Äpfeln dünnen wir händisch mithilfe spezieller Zangen aus“, so verhindere man Fäulnisbildung bei der aktuell feuchten Wetterlage und könne zudem den Einsatz von Spritzmitteln verringern.

Auf den Mittelstreifen zwischen den einzelnen Anbaureihen achtet Hagin darauf, wenig zu mähen. „Das Gras trägt das Wasser und damit den Boden. Zudem bietet es Insekten Schutz.“ Mit eingesäter Klee lockere den Boden auf und binde Stickstoff, was wiederum den Kulturpflanzen zu Gute komme. „Die einzelnen Maßnahmen ergänzen sich“, weiß Hagin.

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