Von Walter Bronner Weil am Rhein/Schopfheim. Dass im barocken Mitteleuropa schon lange vor Johann Sebastian Bach eine reiche Kirchenmusik-Tradition blühte, wurde mit den Einstandskonzerten des neu formierten Kammerchors Markgräflerland wieder einmal eindrücklich in Erinnerung gerufen. Denn am Sonntagabend in der Altweiler Kirche und gestern in der Alten Kirche St. Michael in Schopfheim brachte die unlängst als Projektchor gegründete Singgemeinschaft diese aus frommem Geist alter Meister erwachsene Musik überzeugend zur Geltung. Unter Leitung der ambitionierten Kantoren Rainer Marbach und Christoph Bogon (ersterer dirigierte in Weil, der zweite in Schopfheim, und im umgekehrten Wechsel walteten sie als Continuo-Partner an der Kastenorgel) erklangen Motetten und anderes geistliches Liedgut vorwiegend aus dem 17. Jahrhundert, deren Komponisten sich der so genannten Affektenlehre verschrieben hatten. Musik also, die seelische Zustände wiederzugeben oder zu beeinflussen vermag. In Deutschland war Heinrich Schütz seinerzeit der bedeutendste Tonschöpfer dieser Art Sakralmusik. Er dominierte das Programm dieser geistlichen Chormusik mit den Motetten „Die Himmel erzählen…“, „Es ist erschienen“, „O Jesu nomen dulce“, „O lieber Herre Gott“ und „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ sowie der prachtvollen Choralvertonung „Herzlich lieb hab ich dich, o Herr“. In Italien war Claudio Monteverdi die unanfechtbare Autorität dieser Form des reinen a cappella- oder Generalbass-begleiteten Gesangs. Seine seelische Zustände reflektierende Musik kam mit einem an den Hauptorgeln der beiden Gotteshäuser begleiteten „Laudate dominum“ für Mezzosopran aufs Schönste zur Geltung. Als Vokalsolistin beeindruckte hier Daniela Bianca Gierok mit leuchtkräftiger Stimme von nahezu vibratoloser Klarheit. Dies ebenso im Schlussteil des Konzerts mit zwei geistlichen Liedern von Max Reger, dem einzigen ins 20. Jahrhundert ausweichenden, dennoch stark an den Altmeistern orientierten Programmbeitrag. Das weitere geistliche Liedgut der beiden Abende entstammte den Federn von Andreas Hammerschmidt, Tobias Michael, Melchior Vulpius, Johann Hermann Schein und Johannes Eccard. All das boten die 30 Sängerinnen und Sänger in einem weit gespannten dynamischen Spektrum klanglich differenziert und wunderbar strömendem Melos. Nicht zuletzt Bewunderung verdient, dass die heiklen Probleme der Intonation und des präzisen Einsetzens tadellos gemeistert wurden, was für ein Debütkonzert alles andere als selbstverständlich ist. Als dezent agierende Instrumentalpartnerin an der Viola da Gamba leistete Barbara Leitherer den Vokalisten sympathische Gesellschaft.