Weil am Rhein Auseinandersetzung mit Interieur

Weiler Zeitung
Die Ausstellung „Home Stories“ ist ab dem 8. Februar im Vitra Design Museum zu sehen. Foto: Imagen Subliminal – Miguel de Guzmán + Rocío Romero Foto: Weiler Zeitung

Eröffnung: Die Ausstellung „Home Stories“ ist ab dem 8. Februar im Vitra Design Museum zu sehen

Mit der Ausstellung „Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs“ initiiert das Vitra Design Museum eine neue Debatte über das private Interieur, seine Geschichte und seine Zukunftsperspektiven. Sie ist vom 8. Februar bis zum 23. August zu sehen.

Weil am Rhein. Die Ausstellung führt den Besucher laut Ankündigung auf eine Reise in die Vergangenheit und zeigt, wie sich gesellschaftliche, politische und technische Veränderungen der vergangenen 100 Jahre in unserem Wohnumfeld widerspiegeln. Im Zentrum stehen die großen Zäsuren, die das Design und die Nutzung des westlichen Interieurs geprägt haben.

Die Gestaltung und Produktion von Möbeln, Textilien, Dekorationselementen und Lifestyle-Accessoires für das Zuhause beschäftigt heute eine gigantische, globale Industrie. Die neuesten Interieur-Trends unterhalten eine ganze Medienlandschaft aus Zeitschriften, Fernsehsendungen, Blogs und Social-Media-Kanälen. Doch während soziale und architektonische Themen wie die Frage nach bezahlbarem Wohnraum heute lebhaft debattiert werden, findet eine ernsthafte gesellschaftliche Auseinandersetzung über das Wohninterieur nicht statt, heißt es. Dies soll die Ausstellung „Home Stories“ ändern.

Raum, Ökonomie, Atmos-phäre: 2000 bis heute

Die Ausstellung beginnt mit zeitgenössischen Interieurs, die das gegenwärtige drastische Umdenken im Wohnbereich skizzieren. Ein markantes Beispiel dafür ist die Mikro-Wohnung „Yojigen Poketto“ (4D-Nische) des Architekturbüros Elii aus Madrid von 2017, die dank wandlungsfähiger Einbaumöbel mit einem Minimum an Fläche auskommt. Der Architekt Arno Brandlhuber hat wiederum mit seiner „Antivilla“ bei Potsdam (2014) gezeigt, wie eine ehemalige Fabrik als Wohnraum umgenutzt werden kann.

Die Neuerfindung des Interieurs: 1960 bis 1980

Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich den radikalen Traditionsbrüchen im Interior Design von den 1960er- bis zu den 1980er-Jahren. Unter dem zunehmenden Einfluss der Postmoderne begannen Designer über den Bedeutungs- und Symbolgehalt von Möbelstücken, Mustern und Dekorationen nachzudenken – allen voran die italienische Designergruppe Memphis. Der Architekt Claude Parent und der Philosoph Paul Virilio führten in den frühen 1970ern das Konzept des „vivre à l‘oblique“ („Leben im Schrägen“) ein, um den anonymen Zimmerwürfeln der Zeit etwas entgegenzusetzen. Die Experimentierfreude in den Interieurs der 1960er- und 1970er-Jahre verdeutlicht die Ausstellung auch mit zwei begehbaren Installationen in Originalgröße.

Eine radikale Veränderung der Interieurs brachte ab den 1970er-Jahren auch der weltweite Aufstieg des Möbelherstellers Ikea mit sich.

Natur und Technik: 1940 bis 1960

Eine weitere entscheidende Phase in der Entstehung des modernen Interieurs war die unmittelbare Nachkriegszeit, als die moderne Formensprache der Avantgarde den Weg in immer mehr Wohnungen der westlichen Welt fand. So schufen Peter und Alison Smithson in ihrem „House of the Future“ für die Londoner Ideal Home Exhibition von 1956 ein futuristisches Interieur mit den neuesten Materialien, Küchengeräten und sogar einem selbstreinigenden Bad. Skeptischer gegenüber dem technischen Fortschritt und funktionalistischen Design inszenierte Jacques Tati die Villa Arpel in seinem Film „Mon Oncle“ (1958): als ebenso aseptische wie eigenmächtige Wohnmaschine, die sich ihre Bewohner gefügig macht.

Die Anfänge des modernen Interieurs: 1920 bis 1940

Die Ursprünge des modernen Interieurs verortet die Ausstellung in den zukunftsweisenden Wohn- und Einrichtungskonzepten der 1920er- und 1030er-Jahre, die bis heute viele Wohnräume prägen. In dem öffentlichen Wohnbauprogramm „Das Neue Frankfurt“ (1925 bis 1930) kamen unter der Leitung des Architekten Ernst May die Prinzipien des Neuen Bauens in großem Maßstab zur Anwendung. So fanden nicht nur die berühmte Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky (1926), sondern auch preisgünstige Möbel von Ferdinand Kramer und Adolf Schuster Eingang in den Wohnalltag.

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