Weil am Rhein Auszeichnung auf Dauer

Saskia Scherer
Weil am Rhein soll das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ dauerhaft tragen dürfen. Unser Foto zeigt die zweite Verleihung im Jahr 2019: (von links) Heide-Rose Brückner, Christine Langen und Anne Lütkes vom Verein „Kinderfreundliche Kommunen“, OB Wolfgang Dietz und die Kinder- und Jugendbeauftragte Michaela Rimkus. Foto: Saskia Scherer

Stadt: Entfristung des Siegels „Kinderfreundliche Kommune“ geplant / Standards nötig

Die 3-Länder-Stadt könnte als erste Kommune in Deutschland dauerhaft das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ verliehen bekommen. Dafür sollen acht Standards mit gewissen Anforderungen festgelegt werden, die es dann umzusetzen gilt.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Der Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss hat am Dienstagabend grünes Licht gegeben, nächste Woche entscheidet der Gemeinderat. Der Antrag auf Entfristung wurde bereits am 2. Mai gestellt. Die Siegelentfristung soll am Sonntag, 27. November, nach nunmehr zehnjähriger Teilnahme am Vorhaben, gewürdigt werden.

Der Verein „Kinderfreundliche Kommunen“ hat zusammen mit den Sachverständigen Claudia Neumann und Ronja Posthoff die Standards und die daraus folgenden Anforderungen für Weil am Rhein definiert und mit der Verwaltung abgestimmt. „Wir sind der Meinung, dass diese machbar sind“, sagte Hauptamtsleiterin Annette Huber im Ausschuss. „Sie bauen auf das auf, was wir schon erarbeitet haben.“

Die acht Standards

 Raum für Kinder und Jugendliche: Gefordert wird unter anderem, die im Rahmen der Aktionspläne für Kinder und Jugendliche geschaffenen Sport- und Aufenthaltsmöglichkeiten im Rheinpark dauerhaft zu erhalten oder das Nachtsportangebot dauerhaft fortzusetzen. Weil am Rhein soll sich außerdem für eine zielgruppengerechte Ansprache von Mädchen einsetzen.  Spielleitplanung: Die Spielleitplanung nimmt sowohl die Gesamtstadt als auch die Quartiersebene in den Blick. Bis 2025 wird in einem ausgewählten Stadtteil eine Spielleitplanung begonnen, so eine weitere Anforderung.  Strukturen der Kinderinteressensvertretung: Eine Anforderung lautet, dass der „Verwaltungsleitfaden Kinder- und Jugendbeteiligung“ nachhaltig verankert und in allen Fachämtern kontinuierlich angewandt wird. Die Stelle der Kinder- und Jugendbeauftragten, die Michaela Rimkus innehat, bleibt. „Diese ist sehr wichtig und eine Anlaufstelle geworden“, betonte Huber.  Vernetzung: Unter anderem sollen der „Runde Tisch Kinderfreundliche Kommune“ und die Kooperation mit den Schulen dauerhaft fortgesetzt werden.  Repräsentative Formen der Beteiligung: Gefordert wird etwa, das Jugendparlament und den Kinder- und Jugendetat dauerhaft zu erhalten.  Offene, projektorientierte Formen der Beteiligung: Bei Neuplanungen und mit jeder neuen Kindergeneration soll die Stadt Streifzüge mit Kindern und Jugendlichen durch das Stadtgebiet abhalten. Außerdem soll die Möglichkeit, das Jugendparlament online zu wählen, fest etabliert werden.  Informationen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene: Eine Anforderung lautet, den Kinderrechtekoffer beizubehalten und zu pflegen. Die Info-Tafeln des Kinderrechtewegs sollen aktuell und in angemessenem Zustand gehalten werden.  Informationen, Fortbildungen und Sensibilisierung von Fachkräften: Mitarbeiter der Verwaltung sollen über Kinderrechte im Verwaltungshandeln informiert und geschult werden.

Weil am Rhein (sas). Die Mitglieder des Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschusses begrüßten die Pläne für die dauerhafte Verleihung des Siegels „Kinderfreundliche Kommune“: „Das sind sehr hohe Standards, es steckt viel Arbeit drin“, meinte Susanne Engler (UFW). Sie fragte sich allerdings, wie es auf lange Sicht weitergehen soll. Diese Entscheidungen würden stets im Gremium gefällt, erklärte Hauptamtsleiterin Annette Huber. „Wir verpflichten uns nicht konkret für Projekte.“ Es gelte, die Qualität immer wieder zu liefern, erklärte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz.

Die Arbeit entwickele sich, freute sich Birgit Hinze-Rauchfuss (UFW). „Das ist die Entlohnung.“ Man sehe langsam die Früchte, fand auch Matthias Dirrigl (SPD). „Das Siegel entwickelt sich weiter, wie auch die Kommune und die Kinder.“ Eva-Maria Bozenhardt (CDU) erkundigte sich nach den Gesamtkosten für das Projekt „Kinderfreundliche Kommune“. In der Regel seien pro Jahr rund 37 000 Euro in den Ergebnishaushalt eingestellt worden, berichtete Huber. Ein großer Anteil sei stets für den Nachtsport genutzt worden. Ärger über Bürokratie Thomas Harms (FDP) ärgerte sich über den „bürokratischen Akt“. „Es ist gut und schön, aber wir schaffen es auch ohne Siegel. Wir kriegen ja nichts dafür.“ Es gehe nicht um das Schild, sagte die Kinder- und Jugendbeauftragte Michaela Rimkus. „Die Maßnahmen wie der Kinderrechteweg machen es aus. Das kommt ganz Weil zugute. Jetzt müssen wir die Sache leben.“ Sie sei seit zehn Jahren am Ball. „Wir waren immer auf dem richtigen Weg. Es ist kein Projekt mehr, sondern ein Vorhaben ohne Enddatum.“ Anfangs galt es noch einen Beitrag von 4000 Euro zu berappen, erinnerte sie, als noch viel Zuarbeit vom Verein nötig war. „Bei der Entfristung werden wir Mitglied im Bündnis, der Jahresbeitrag liegt bei 750 Euro.“ Harms zollte Rimkus seinen tiefen Respekt für ihre Arbeit. „Sie haben den Standard gesetzt“, betonte er.

Im November 2014 wurde Weil am Rhein mit dem Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ ausgezeichnet, fünf Jahre später zum zweiten Mal. Jetzt besteht die Möglichkeit, das Siegel dauerhaft verliehen zu bekommen. Um die Qualität zu sichern, werden für jede Kommune eigene Standards festgelegt, die an die beiden zuvor entwickelten Aktionspläne anknüpfen. Aus jedem der vier Schwerpunkte des Programms (Vorrang des Kindeswohls, Kinderfreundliche Rahmenbedingungen, Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sowie Recht auf Information und Monitoring) schlagen die Sachverständigen je eine strukturelle und konzeptionelle Maßnahme vor. Ob diese eingehalten werden, überprüft die kommunale Steuerungsgruppe und verfasst alle drei Jahre einen Bericht an den Verein „Kinderfreundliche Kommunen“. Nach Prüfung entscheidet der Vorstand, ob das Siegel weiter getragen werden darf.

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