^ Weil am Rhein: Autobahnbrücke ein „vergessener Ort“? - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Autobahnbrücke ein „vergessener Ort“?

Siegfried Feuchter und Saskia Scherer
Unter der Autobahnbrücke in Friedlingen: die reinste Müllkippe Foto: Siegfried Feuchter

Hans-Rudolf Hort aus Friedlingen, der sich für eine saubere Stadt und Umwelt einsetzt, macht bei seiner Aktion wiederholt unschöne Erfahrungen. Am Bahndamm an der Hardstraße sah es dieser Tage wieder schlimm aus.

Der seit einigen Jahren in Friedlingen lebende 57-jährige Schweizer, der schon unzählige Säcke mit weggeworfenen Flaschen, Scherben, Getränkedosen, Zigarettenkippen, Kartons, Fast-Food-Verpackungen und einiges mehr eingesammelt hat, lässt nicht locker. Mit seiner Aktion will er nicht nur einen Beitrag für mehr Sauberkeit im öffentlichen Raum leisten, sondern er versteht diese auch als Appell für ein stärkeres Bewusstsein für Umwelt und Natur. „Deshalb sollten nicht gedanken- und achtlos Unrat und allerlei Gegenstände einfach weggeworfen werden“, lautet seine Mahnung.

Hort ist schockiert

Als Hans-Rudolf Hort dieser Tage von einem längeren Urlaub in die Grenzstadt zurückkam, fing er sofort wieder an, Müll aufzusammeln. „Schockiert“ und enttäuscht war er, als er begann, den Bereich unter der Autobahnbrücke entlang des Bahndamms in Friedlingen zu säubern. „Erwartungsgemäß hat sich die Situation nicht gebessert. Allerdings war ich ziemlich schockiert, wie es wieder an der Hardstraße am Bord der Deutschen Bahn aussieht“, stellte er am Samstag gegenüber unserer Zeitung fest.

Bevor er in Urlaub ging, hatte der Mann unter der Autobahnbrücke in unzähligen Stunden Müll und Abfall beseitigt und erhielt dafür unter anderem von Friedlinger Bürgern und Geschäftsleuten sowie von Stadtrat Andreas Rühle viel Lob, der seine Aktion unterstützt. „Doch jetzt sieht es noch schlimmer aus als zuvor“, sagte Hort und fügte hinzu: „Offensichtlich fühlt sich weder die Bahn noch sonst jemand für diesen Bereich zuständig.“

Der Friedlinger Bewohner lässt sich jedoch nicht entmutigen und will trotzdem weitermachen, wenngleich er vom Anblick in der Hardstraße „frustriert“ war und dort kurzfristig seine Säuberungsaktion einstellte.

Für Hort ist der Bereich unter der Brücke, wie er sagt, ein „lost place“, ein vergessener Ort. „In Friedlingen gibt es leider einige traurige Ecken, und viele stören sich daran, aber es wird herzlich wenig dagegen unternommen. Es hat halt einfach keine Konsequenzen, wenn man seinen Müll in der Natur, auf den Vorplätzen oder auf der Straße entsorgt“, betont der der 57-Jährige. Die Stadt wolle den Müll unter der Autobahnbrücke nicht entsorgen, weil es nicht ihr Zuständigkeitsbereich sei, und die Bahn, die dafür zuständig sei, unternehme laut Hort nichts. „Der Bahndamm gehört der DB Netz AG“, bestätigt Stadtsprecher Mirko Bähr auf Nachfrage unserer Zeitung.

DB äußert sich

„Wir entfernen in regelmäßigen Abständen den Müll auf den Flächen der DB Netz AG“, teilt ein Bahnsprecher auf Nachfrage mit. „Den Vorwurf, dass die DB hier nicht tätig würde, können wir daher nicht nachvollziehen.“ Bedauerlicherweise halte der Zustand der Sauberkeit in dem besagten Gebiet weniger als zwei Wochen an, „da dort häufig und wiederkehrend illegal Müll entsorgt wird“, weiß der Sprecher.

Hort ist bereit, auch unter der Autobahnbrücke entlang des Bahndamms in der Hardstraße wieder Müll einzusammeln, doch Voraussetzung sei, dass jemand die vom städtischen Betriebshof zur Verfügung gestellten und von ihm gefüllten Abfallsäcke auch entsorgt. Hort dürfe sich „natürlich gerne wie gehabt“ beim Betriebshof melden, betont Stadtsprecher Bähr. Dieser hole gerne weiterhin die Müllsäcke ab.

Vor allem stört Hort auch, dass im Bereich der dortigen Wertstoffanlage Zeitgenossen gezielt Abfall und manches andere wie zum Beispiel alte Matratzen, Behälter und sonstige unbrauchbar gewordene Gegenstände wild entsorgen, um sich dadurch die Abfallgebühren zu sparen. „Der Bahndamm unter der Autobahnbrücke ist doch keine Müllkippe“, stellt der umweltbewusste Friedlinger Bürger fest.

Licht wird angebracht

Im Bereich des Glascontainers unter der Autobahnbrücke will die Stadt demnächst ein zusätzliches Licht anbringen, das direkt auf diese Stelle scheinen soll, kündigt Bähr an. So soll die illegale Müllentsorgung erschwert werden, weil man nicht mehr im Dunkeln agieren könne.

Unterdessen wird Hans-Rudolf Hort weiterhin an anderen Orten in Friedlingen, sei es in Grünanlagen, im Rheinpark, auf anderen öffentlichen Plätzen und entlang von Gehwegen weggeworfenen Unrat auflesen und einsammeln – im Interesse einer sauberen Stadt. Denn: „Ich hasse Müll.“ Und seit er wieder aus dem Urlaub zurück ist, hat Hort schon einige Säcke gefüllt.

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