Weil am Rhein Bahnhof ab Mitte 2027 barrierefrei

Saskia Scherer
Am Weiler Bahnhof ist der Bahnsteig 4 (unten im Bild) noch nicht barrierefrei zugänglich. Foto: Deutsche Bahn AG/Jürgen Schmidt

Am Weiler Bahnhof stehen im Zuge des Aus- und Neubaus der Strecke Karlsruhe-Basel noch große Baumaßnahmen an. Bis die provisorische Metalltreppe ausgedient hat, wird es noch vier Jahre dauern.

Start der Arbeiten ist im Januar 2024, kündigte Georg Hell, Technischer Leiter im Planfeststellungsabschnitt 9.2 (Haltingen–Weil am Rhein), in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend an. Gleise werden erneuert und Gleislängen eingekürzt. Der Bahnhof erhält neue Signale und eine neue Oberleitung. Die Personenunterführung wird zurückgebaut. Güterzüge werden nicht mehr im Bahnhof Weil abgestellt, sondern auf den neuen Abstellgleisen an der Schweizer Grenze, fasste Hell die Maßnahmen kurz zusammen, bevor er einen Überblick über den Zeitrahmen gab.

Februar bis September 2024: „Gleis 7 wird als erstes stillgelegt“, erläuterte Hell. Für die Gleise 3 und 4 ist ein kompletter Umbau vorgesehen. Gleis 4 bleibt mehrere Monate als Logistikgleis gesperrt. In der Umbauphase werden die Züge überwiegend über Gleis 5 geleitet.

Oktober 2024 bis Februar 2025: Der Umbau der Gleise 4 und 5 erzwingt die Verlagerung des Verkehrs Richtung Freiburg auf Gleis 3 (statt Gleis 7). „Reisende müssen also eine Treppe vorher hinabgehen“, erklärte der Technische Leiter. Temporär können Züge Richtung Freiburg auch über Gleis 2 geführt werden.

März bis April 2025: Innerhalb von acht Wochen wird der Südkopf des Bahnhof umgebaut. Die Gleise 3 bis 5 werden für diesen Zeitraum durchgängig gesperrt, kündigte Hell an. Der Verkehr Richtung Norden wird währenddessen auf Gleis 7 verlagert. Für dieses ist zu Ostern übrigens eine Umbenennung in Gleis 6 vorgesehen. „Das fehlte bisher“, erklärte der Technische Leiter. Die Gleise 1 und 2 bleiben befahrbar. Des Weiteren erfolgt die Schließung von Lücken in der Schallschutzwand 4 Ost (Otterbach), diese wird außerdem Richtung Norden um 500 Meter erweitert und geht dann in die Schallschutzwand Ost 3 über. Die Erweiterung ab der Schweizer Grenze ist für das Jahr 2027 geplant.

Mai 2025 bis März 2027: „In diesem Zeitraum sind keine weiteren Bautätigkeiten vorgesehen“, kündigte Hell an. Die Gleise 1 bis 6 sollen dann komplett fertig und Bahnsteig 4 noch in Betrieb sein.

Ab Mitte 2027: Die Verkehr Richtung Basel wird von Gleis 8 auf Gleis 5 verlagert. Somit wäre der Bahnhof Weil dann barrierefrei. Ab Ende des Jahres ist der Rückbau des Bahnsteigs 4 geplant.

Die Gleisänderungen werden jeweils ausgeschildert.

Keine Alternativen

Anschließend erläuterte Hell noch, warum der barrierefreie Zugang zu den Gleisen 8 und 9 nicht früher hergestellt werden kann. Zwei alternative Varianten wurden untersucht: ein Treppenlift oder eine Aufzugsanlage. Für den Lift müsste die provisorische Treppe aber um 1,60 Meter verbreitert werden. „Dann kämen wir zu nahe an die Oberleitung und es bestünde Lebensgefahr.“ Auf der anderen Seite würde eine Erweiterung mit dem Pfeiler der Trambrücke kollidieren.

Für einen eigenen Aufzugsschacht wäre ein Grundfläche von 2,50 auf 3,50 Meter nötig, vor dem Eingang eine Aufstellfläche von 1,50 Metern. „Die einzig mögliche Position kollidiert mit dem Fundament der Trambrücke“, bedauerte der Technische Leiter. In der Folge wäre eine zusätzliche, 35 Meter lange Rampe zwischen Aufzug und Bahnsteigoberkante nötig – dafür gibt es keinen Platz.

Rückbau der Unterführung

Die Personenunterführung wird verfüllt, wofür die B 3 laut Hell im April 2024 für zirka zwei Wochen halbseitig gesperrt werden muss. Das sorgte für Aufstöhnen im Gemeinderat. Der abschnittsweise Rückbau der Unterführung unter den Gleisen 3 bis 5 ist für Mai 2024 vorgesehen, unter den Gleisen 1 und 2 für April 2025.

Den Räten dauert es zu lange

Großer Frust
Eugen Katzenstein (UFW) zeigte sich „entsetzt“. Den Hinweis des Ersten Bürgermeisters Rudolf Koger, vor dem Bau des Dreizacks sei der Bahnhof auch nicht behindertengerecht gewesen, empfand er als „höhnisch“. Koger hatte daran erinnert, dass die Stadt bei der Planung des Dreizacks in Abstimmung mit der Bahn davon ausgegangen war, dass der Umbau bis 2022 abgeschlossen sein würde. „Keiner ist begeistert.“ Es gebe Beschwerden im Wochenrhythmus. „Wir sind auch gefrustet“, betonte Georg Hell von der DB. Er erinnerte an fehlende Genehmigungen auf Schweizer Seite: „Wir hängen am Folgeabschnitt. Wenn dort nicht gebaut werden darf, geht auch vorher nichts.“ Es habe zigmal umgeplant werden müssen. Die Unterführung zu nutzen sei nicht möglich, erklärte Koger auf Nachfrage Katzensteins. Aufgrund von Zwangspunkten im Nord- und Südbereich – vereinfacht ausgedrückt – könnten die Züge Richtung Basel nicht auf ein anderes Gleis umgeleitet werden, erklärte Hell auf Nachfrage von Axel Schiffmann (UFW). Der Stadtrat erkundigte sich angesichts der Verlagerung der Güterzüge, ob das Havariebecken in jeder Bauphase für die Feuerwehr zügig zu erreichen sein werde. Projektingenieurin Lisa Eichling verwies auf einen engen Austausch mit Kommandant Frank Sommerhalter. Eva-Maria Bozenhardt (CDU) regte an, in den Zügen über Durchsagen darauf hinzuweisen, dass der Bahnsteig 4 nicht barrierefrei ist. Vielleicht sei ja auch eine permanente Plakatierung im Zug möglich, ergänzte Johannes Foege (SPD). Hell versprach, dem nachzugehen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading