Weil am Rhein Baumfällungen im Stadtwald stoßen auf Kritik

Beatrice Ehrlich
Im Bereich des Krebsbachs wurden sehr viele Bäume gefällt. Nach Angaben der Stadt Weil am Rhein und der Forstbehörde ging es dabei um Verkehrssicherung. Foto: Beatrice Ehrlich

Auf helle Empörung stoßen Rodungsarbeiten im Bereich des Krebsbachs bei Passanten und Weiler Bürgern. Ein Sprecher der Forstbehörde ordnet die Baumfällungen ein.

Derzeit finden Waldarbeiten an verschiedenen Stellen im Stadtwald statt. Unsere Zeitung haben zahlreiche Briefe und Anrufe empörter Leser erreicht, die den Eindruck haben, die Fällungen gingen weit über das gebotene Maß hinaus. Kritisiert wird dabei die Stadt Weil am Rhein als Waldbesitzerin. Statt wie versprochen Bäume zu pflanzen, werde im großen Stil gerodet, heißt es.

Von den aktuellen Waldarbeiten betroffen seien die Gebiete Nonnenholz/Tränkenboden, Kuhstelleboden/Im Moos sowie südöstlich der Nonnenholzstraße, informiert Stadtsprecher Mirko Bähr.

„Fällungen sind nicht aufschiebbar“

Der Stadt als Auftraggeber der Arbeiten sei wichtig, dass es sich dabei nicht um willkürliche sondern als von der Forstverwaltung als notwendige und aus verschiedenen Gründen nicht aufschiebbare Baumfällungen handle.

Am Straßenrand liegen Holzhäufen. Foto: Beatrice Ehrlich

Jeder einzelne Baum sei im Vorfeld begutachtet worden. Weist er Fäulnissymptome auf, ist er von einem Pilz befallen, steht er schief oder ragt er in eine Straße oder einen Radweg hinein?

Aus einem Vor-Ort-Termin am Dienstag mit Vertretern der Stadt und Forstamtsleiter Bernhard Schirmer gehe hervor, dass sämtliche Hiebe aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht geschehen seien. Dies Begründung hatte Weils Bürgermeister Rudolf Koger bereits auch in der Gemeinderatssitzung in der vergangenen Woche auf Nachfrage aus dem Ratsrund angeführt. Solche Verkehrssicherungsmaßnahmen seien an Straßen, Rad- oder Waldwegen sowie an Spielplätzen (Mooswald) notwendig, um die Bevölkerung vor Schäden zu bewahren.

Bäume kämpfen mit Pilzen

Eine Rolle würden auch Baumarten, die sich nicht auf die veränderten Bedingungen einstellen können: etwa Bergahorn oder Hainbuchen. Die Eschen hätten zudem mit einem Pilz zu kämpfen. Das Eschentriebsterben greife in allen Wäldern um sich, auch hier in Weil am Rhein.

Kahl erscheint der Boden an der Straße Richtung Schutzacker. Foto: zVg/Anne Reinle

Diese Baumart fällt teilweise ohne Vorwarnung einfach um, davon betroffen seien auch Bäume, die etwa 30 Meter hoch sind und sogar noch Blätter. Die Folgen der vergangenen Jahre mit enormer Trockenheit sind nun deutlich spürbar.

Fällarbeiten sind zu dieser Jahreszeit erlaubt

Solche Maßnahmen, wie sie derzeit in Weil am Rhein stattfinden, werden unter Teilnahme unterschiedlicher Behörden und Interessenvertreter gründlich geplant, heißt es vonseiten der Stadt. Dass diese Arbeiten im März stattfinden und nicht schon im Winter, begründet die Forstverwaltung mit den feuchten und durchweichten Böden, was erhebliche Bodenschäden mit sich gebracht habe. So müssten Rückschnitte auf privatem Gelände zwar bis Ende Februar erfolgen. Diese gesetzliche Regelung gelte aber nicht für Waldflächen – sofern die strengen Regeln des Artenschutzes eingehalten werden. Die Förster prüfen, ob und wie die Bäume gefällt werden dürfen, ohne dabei bestimmten Tierarten zu schaden.

Auch werden derzeit bei diesen Baumfällungen die massiven Sturmschäden des vergangenen Jahres aufgearbeitet. Drei Unwetter hätten im Stadtgebiet ihr Unwesen getrieben und unzählige Bäume entwurzelt, Äste abgebrochen und für große Schäden gesorgt, etwa im Mooswald.

Wurzeln und Samen sind noch im Boden

Die kahlen Flächen würden derzeit kein schönes Bild abgeben, räumt Stadtsprecher Bähr ein.

Die kahlen Flächen seien nicht schön, heißt es bei der Stadt. Foto: Beatrice Ehrlich

Die Wurzeln sind im Boden verblieben, bald werde eine zügige Begrünung Einzug erhalten.

Wie sieht es mit der Aufforstung aus? Einerseits werden Bereiche der Natur überlassen. Alt-Bäume haben Samen geworfen und so die nächste Generation entstehen lassen. Stichwort: Naturverjüngung. Im Bereich des Tierheims würden bereits in zwei Jahren mannshohe Bäume zu sehen sein, versichern die Fachleute. Bäume würden schnell wachsen, wenn sie Luft und Licht abbekommen.

Auf Teilflächen würden darüber hinaus Baumpflanzungen mit klimaresistenten Arten wie Spitzahorn, Elsbeere, Speierling oder die Traubeneiche neu gepflanzt.

Eschen und Robinien sind nach Angaben der Forstverwaltung nicht standfest

Warum im Bereich des Krebsbachs nicht weit vom Gelände des Tierschutzvereins so viele Bäume auf einmal gefällt werden mussten, begründet Torben Pahl, Sprecher des Landratsamts als für die Forstverwaltung zuständiger Stelle, so: „Der Waldbestand entlang der Straße, der Schweizer Grenze mit der Kleingartenanlage und dem Radweg bestand weitgehend aus den Baumarten Esche (50 bis 60 Prozent) und Robinie.

Hier wurden vorwiegend Eschen und Robinien gefällt. Foto: Beatrice Ehrlich

Das Eschentriebsterben führt seit einigen Jahren zum massiven Absterben von Eschen, diese fallen häufig ohne äußerlich ersichtlichen Grund um. Robinien auf Kiesstandorten sind leider auch nicht sonderlich stabil, sondern fallen – grade nach der Trockenphase der letzten Jahre – vermehrt aus/um. Dies führte zu einer stark gefährdenden Verkehrssicherungssituation.“

Natur- und Klimaschutz hätten grundsätzlich eine hohe Bedeutung in der Waldbewirtschaftung, unterstreicht Pahl. Im vorliegenden Falle gehe es aber um eine Gefahrenabwehr, die unabhängig von der Natur- und Klimaschutz erfolgen musste.

Bäume mit roten Punkten bleiben stehen

Der Sprecher des Landratsamts klärt auch auf, was es mit den roten Punkten auf sich hat, mit denen manche Bäume gekennzeichnet sind. Dabei handle es sich um Mischbaumarten, die sowohl als Baumart als auch als Einzelbaum statisch stabil seien und langfristig stehen bleiben sollen.

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