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Weil am Rhein Bessere Kontrolle ist das Ziel

Ingmar Lorenz
 Foto: pixabay/MasterTux

Drogen: Suchtberatungsstelle in Friedlingen sieht Chancen durch die kontrollierte Abgabe von Cannabis

Die neue Bundesregierung plant, dass künftig eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene legal möglich sein soll. Das birgt Konfliktpotenzial, aber auch Chancen, weiß Frank Meißner von der Drogen- und Jugendberatungsstelle. Die politische Auseinandersetzung mit dem Thema sei indes dringend notwendig.

Von Ingmar Lorenz

Weil am Rhein. Unter anderem im Rheincenter im Weiler Stadtteil Friedlingen bietet die Drogen- und Jugendberatungsstelle in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Sucht Hilfsangebote zu Suchterkrankungen an. Das Arbeitsfeld ist dabei geteilt. Die Drogen- und Jugendberatungsstelle beschäftigt sich mit der Abhängigkeit von illegalen Substanzen, während die Fachstelle Sucht Hilfe bei der Abhängigkeit von legalen Drogen bietet. Die Zuständigkeit in Sachen Cannabis wird aber voraussichtlich zunächst einmal bei der Drogen- und Jugendberatungsstelle bleiben, erklärt deren Leiter Frank Meißner, auch wenn die Droge künftig nicht mehr illegal sein wird. Denn die neue Bundesregierung habe sich im Koalitionsvertrag lediglich auf eine sogenannte kontrollierte Abgabe verständigt. Das heißt, dass Cannabis auch künftig nicht einfach überall von jedem erworben werden kann. Die kontrollierten Substanzen sollen in lizenzierten Geschäften ausschließlich an Erwachsene verkauft werden. Die Neuerungen sind dabei sowohl rechtlich als auch wirtschaftlich nicht von heute auf morgen umsetzbar. Zudem ist die kontrollierte Abgabe zunächst auf vier Jahre begrenzt. Anschließend soll dann über das weitere Vorgehen entschieden werden.

Schwarzmarkt lässt keine Kontrolle zu

Grundsätzlich befürwortet Meißner den von der neuen Bundesregierung eingeschlagenen Weg. „Wir finden es absolut richtig, dass es eine politische Auseinandersetzung mit dem Thema gibt.“ Denn es gebe durchaus Nachteile durch die bislang geltenden Bestimmungen. Dringenden Handlungsbedarf sieht Meißner mit Blick auf den Schwarzmarkt, also den illegalen Handel, über den die Konsumenten die Droge bislang beziehen. Dieser biete keinerlei Möglichkeit der Kontrolle der angebotenen Substanzen. Immer wieder kommen neue Züchtungen in den Umlauf, um den THC-Anteil (siehe Info-Box) zu steigern, oder es werden dafür synthetische Mittel zur Behandlung der Pflanzen eingesetzt, erklärt Meißner. Hier für Transparenz und Kontrolle zu sorgen, sei im Sinn des Konsumentenschutzes unbedingt erforderlich.

Eine Entkriminalisierung von Cannabis könnte sich darüber hinaus in zweifacher Hinsicht positiv auswirken. Zum einen, weil dadurch der Reiz des Verbotenen ein Stück weit verloren geht, zum anderen weil einer Stigmatisierung der Konsumenten entgegengewirkt werden kann. Ganz wegfallen werde diese aber trotzdem nicht, gerade dann, wenn es zu einem missbräuchlichen Konsum komme, glaubt Meißner. Das zeigen unter anderem Erfahrungen aus dem gesellschaftlichen Umgang mit Alkoholabhängigkeit.

Milieus sind oft ausschlaggebend

Aus einer Langzeitstudie gehe hervor, dass zwar die Zahl der Personen, die im Lauf ihres Lebens Cannabis konsumieren, nach oben geht, die Behandlungsbedürftigkeit aber relativ stabil geblieben sei. Trotzdem betont Meißner mit Blick auf den Arbeitsalltag bei der Drogen- und Jugendberatungsstelle: „Es ist bei uns ganz klar ein Thema.“ Gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sei der Konsum von Cannabis alles andere als unbedenklich. Mit Blick auf die Pläne der neuen Bundesregierung ruht Meißners Hoffnung darauf, dass neben der vermehrten Möglichkeit zur Kontrolle der Substanzen auch dem Jugendschutz eine besondere Bedeutung beigemessen werden wird.

Ob das Thema Cannabis bei der Suchtberatung in Friedlingen aufgrund der Grenznähe eine besondere Rolle spielt, kann Meißner nicht mit Sicherheit sagen. Um eine fundierte Aussage dazu machen zu können, fehlen die Zahlen. Im Allgemeinen könne man aber beobachten, dass das soziale Milieu meist von größerer Bedeutung sei. „In prekären Verhältnissen wird eher konsumiert“, sagt der Leiter der Drogen- und Jugendberatungsstelle. Das allerdings treffe nicht nur auf Cannabis, sondern auch auf Alkohol sowie Medikamente zu.

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