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Weil am Rhein Betreuung nutzt digitales Potenzial

Christoph Schennen

Senioren: Tagespflege zieht in „Villa Eckert“ ein / Einrichtung für Demenzkranke öffnet im Frühjahr

In die ehemalige „Villa Eckert“ in der Albert-Schweitzer-Straße 1 zieht demnächst eine Tagespflegeeinrichtung für Demenzkranke ein. Initiator der Senioreneinrichtung ist Ovidiu Ciobanu, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, der bis vor Kurzem eine Praxis an der Semmelweisstraße hatte und seit sechs Jahren in Weil am Rhein wohnt.

Von Christoph Schennen

Weil am Rhein. Ciobanu arbeitet noch in einer Praxis in Basel und deutschlandweit als Fach- und Oberarzt. Nun geht es ihm vorrangig darum, sein Projekt zu verwirklichen.

Wer durch das Haus streift, sieht, dass die Handwerker noch einiges zu tun haben. Ciobanu hat das Haus von der Caritas gekauft und richtet es derzeit ein. Für die bauliche Umgestaltung zeichnet der Lörracher Architekt Michael Balint verantwortlich. Die Böden wurden erneuert, bodentiefe Fenster eingesetzt und eine neue Küche eingerichtet, sagt Gianni Proietto, der als Bauleiter fungiert. Die Innenausstattung ist komplett neu. Jedes Zimmer hat eine Lüftungsanlage, die frische Luft in die Zimmer bringt. „Dabei geht keine Wärme verloren“, betont Proietto.

Jedes der Zimmer in den beiden Obergeschossen hat eine andere Funktion und eine andere Farbe. Es gibt Räume, in denen die Gäste Musik hören, Bilder betrachten, ihre Ruhe haben oder in denen sie basteln können. Auch kognitive und soziale Spiele stehen auf dem Tagesprogramm. Ein Raum wird ausgestattet mit zwei Pflegebetten. Für das Gebäudeinnere wurde ein Lichtkonzept entworfen. Morgens dominieren die Blautöne und das kalte Licht, abends warme Farben wie gelb und rot.

Mit Sensoren ausgestattet

Das Haus wird demnächst mit moderner Technik ausgerüstet – unter anderem mit Sturzprophylaxe-Sensoren. Anhand von medizinischen Bewegungssensoren kann der Arzt den Gesundheitszustand gerade auch von dementen Bewohnern ermitteln. Wenn er sich weniger bewegt, sagt Ciobanu, deute das auf eine Depression oder ein Delir, einen akuten Verwirrtheitszustand, hin. Es ist auch möglich, Vitalparameter wie Blutdruck, Puls oder Herzfrequenz der Tagesgäste zu messen. Die Werte werden von einer Uhr, die der Bewohner trägt, auf eine medizinische Plattform der Einrichtungsleitung übertragen, von wo sie aus, wenn nötig, zum Hausarzt weitergeleitet werden. Für die Senioren stehen auch Tablets zur Verfügung.

Die Einrichtung bietet 16 Tagespflegeplätze, die von fünf Pflegekräften und sechs Pflegehelfern betreut werden sollen. Nicole Hiss leitet das Büromanagement. Die dementen Menschen werden zwischen 7 und 8 Uhr vom Pflegedienst abgeholt oder von ihren Kindern gebracht und ab 17 Uhr wieder nach Hause chauffiert.

Ovidiu Ciobanu richtet sich im zweiten Obergeschoss eine Praxis ein, die auch Patienten, die keine Tagesgäste sind, aufsuchen können. Zu ihr gelangt man über einen separaten Eingang über eine Wendeltreppe an einer Ecke des Gebäudes. Die Etagen können zu Fuß oder mit einem Aufzug, der in dem turmartigen Gebäude neben der Villa untergebracht ist, erreicht werden.

Auch den Garten will Ciobanu in sein Betreuungskonzept einbeziehen. Hier sollen die Tagesgäste Hochbeete mit Obst, Gemüse und Kräutern sowie Weinreben, Brombeeren und andere Gewächse anlegen. „Es geht darum, dass sich die Leute bewegen und beschäftigen“, sagt Ciobanu. Eingerichtet werden soll hier auch ein Barfußpfad.

Identität bewahren

Wichtig ist dem 37-Jährigen, dass die Personen ihre eigene Identität bewahren. „Wer früher als Pianist gearbeitet hat, hält sich vorrangig im Musikzimmer auf, während der gelernte Koch sich in der Küche tummelt“, sagt Ciobanu.

Seine Dreiländereck Digital Health GmbH will auch einen ambulanten Pflegedienst aufbauen. Mit ihm will der gebürtige Rumäne 60 Personen betreuen. Ergänzt werden soll das Angebot danach noch durch einen Sozialdienst, der Menschen mit Betreuungsbedarf oder psychischen Problemen regelmäßig besucht.

Wer die ersten Gäste der Tagespflegeeinrichtung sind, steht noch nicht fest. Es gibt aber eine Liste mit Personen, die sich für das Angebot interessieren.

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