Weil am Rhein Böllern für die Brauchtumspflege

Saskia Scherer
Dennis Di Blasio, Peter Krüger und Dominic Ernst (von links) sind drei der vier „Böllerbrüder Südbaden“, die die Tradition wieder aufleben lassen wollen. Foto: Saskia Scherer

Verein: „Böllerbrüder Südbaden“ erklären nach kritischen Stimmen, was es mit der Tradition auf sich hat

Weil am Rhein - Als die „Böllerbrüder Südbaden“ am Dienstagabend ihren neuen Böller getauft haben, reichten die Theorien zum Ursprung des Lärms in der Weiler Facebookgruppe von der Bahnentgleisung über den Düsenjet bis zur Sprengung. Jetzt wollen die Verantwortlichen erklären, was es mit der Tradition auf sich hat. „Uns geht es um die Brauchtumspflege“, stellen sie klar.

Die „Böllerbrüder“ sind eine Untergruppe des Weiler Schützenvereins. Mitglieder sind Peter Krüger, Dominic Ernst, Dennis Di Blasio und Fabian Ackmann. Seit rund drei Jahren lassen sie das Brauchtum wieder aufleben. „Im südlichsten Süden ist es quasi ausgestorben“, bedauert Ernst im Gespräch mit unserer Zeitung. Im Schwarzwald oder in Bayern gebe es dagegen noch „Böllerhochburgen“. „Da wird zum Beispiel an Heiligabend eine halbe Stunde lang vor und nach dem Gottesdienst geböllert.“ Außerdem gibt es Böllertreffen, zu denen zum Teil tausend Leute kommen. „Das sind Riesenspektakel.“

Böse Geister austreiben

Geböllert wird zu bestimmten Anlässen wie Hochzeiten, Geburtstagen, Jubiläen oder auch am Volkstrauertag. Mit dem Böllern sollen Dämonen und böse Geister vertrieben werden. „Die Bürger sehen immer gleich ein Problem, aber es geht ja um den Lärm“, erklären die „Böllerbrüder“. Den gleichen Hintergrund hätten Kirchenglocken, Polterabende, Silvester, Blechdosen am Auto bei einer Hochzeit oder auch die Fasnacht. Auch dabei spiele jeweils der Lärm eine Rolle, mit dem die Geister ausgetrieben werden sollen. „Wir wollen den Menschen näher bringen, dass das Böllern in der Geschichte verankert ist“, erklärt Ernst.

Viele würden bei dem Wort zunächst an „illegale Polenböller“ denken, ergänzt Krüger. „Aber damit hat das überhaupt nichts tun. Es gibt keine Sprengung, keine Splitter, nur einen Knall.“ Und übrigens auch keinen Müll: „Der Inhalt verbrennt vollständig.“ Auf den Korken im Rohr lassen sich auch gute Wünsche schreiben. Die „Böllerbrüder“ schießen mit Handböllern, Schaftböllern, Standböllern oder der Kanone.

Es gebe viele Auflagen, weil Schwarzpulver zum Einsatz kommt. „Jeder braucht eine Erlaubnis“, berichtet Ernst. Wenn sie böllern, geschehe das immer in Absprache mit der Polizei. „Wir stehen in Kontakt und sagen nach dem letzten Schuss auch sofort Bescheid, dass wir fertig sind.“ Dabei müssten sie das eigentlich gar nicht. „Zu festgelegten Zeiten könnten wir ohne Absprache böllern“, weiß Di Blasio. „Aber so ist es besser – auch, falls Leute bei der Polizei anrufen und sich erkundigen, was das war“, meint Krüger.

Bürger sind eingeladen

An Silvester soll der neue Böller noch offiziell getauft werden. „Dazu wollen wir die Allgemeinheit einladen, sich das ganze einmal aus der Nähe anzuschauen“, kündigt Di Blasio an.

Termin: Dienstag, 31. Dezember (Silvester), 11 Uhr

Ort: Schützenverein Weil am Rhein, Weiherweg 10 (beim Umschlagbahnhof)

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