Weil am Rhein Botschaften von meditativer Kraft

Walter Bronner
Schöngesang von ergreifender Eindringlichkeit kennzeichnete die musikalische Andacht mit Silke Marchfelds Vokalensemble in der Haltinger Pfarrkirche St. Maria. Foto: Walter Bronner

Konzert: Ergreifende geistliche Gesänge mit Silke Marchfelds Vokalensemble in Haltinger Marien-Kirche.

Weil am Rhein-Haltingen - Biblische Texte sehnsüchtigen Hoffens und gläubiger Zuversicht, eingewoben in melodie-gesättigten Wohlklang, bereiteten am Sonntag einer großen Hörergemeinde in der katholischen Kirche St. Maria in Haltingen ein Hörerlebnis von geradezu meditativer Sogkraft.

Unter dem Leitwort „Jerusalem“ bot das ausschließlich mit Frauenstimmen besetzte Vokalensemble Weil am Rhein unter Leitung von Silke Marchfeld eine kostbare Auslese romantischer Vertonungen von Psalmen und anderen Texten der Heiligen Schrift aus dem Fundus geistlicher Tonschöpfungen von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Antonin Dvorák , Franz Schubert, Franz Liszt und Johannes Brahms.

Den 17 vorzüglich präparierten Damen, von denen etliche auch mit souverän bewältigten Solo-Aufgaben betraut waren, sekundierte Miguel Pisonero als versierter Partner am Flügel mit sensiblem Zuspiel. Und mit betrachtsamen Zwischentexten namhafter Autoren verhalf Rolf Stöcklin, derzeit verantwortlicher Kaplan für die Kleinbasler St. Clara-Kirche, dem Anlass zudem zu intensiver Andachtswirkung. Schon mit der einleitenden „Jerusalem!“-Sequenz aus Mendelssohns „Paulus“-Oratorium überzeugte der Chor durch eine Interpretation, die von starker innerer Beteiligung am geistlichen Textgehalt geprägt war und zugleich durch beachtliche Prägnanz in der Artikulation und ein wunderbar austariertes Klangbild beeindruckte.

Gleiches Niveau kennzeichnete alsdann auch alle weiteren Vorträge mit dominierender Mendelssohn-Sakralmusik. Das waren zunächst der Engelsgesang „Hebe deine Augen auf“ aus dem „Elias“-Oratorium und „Ich harrete des Herrn“ aus der „Lobgesang“-Sinfonie (Solistinnen: Ingrid Todt, Evelyn Geth) sowie im Schlussteil der mit reduziertem Ensemble dargebotene Preisgesang „Laudate Pueri“ und das prachtvolle Finale mit Psalm 66 („Jauchzet Gott, alle Lande“).

Mit Vertonungen des 23. Psalms („Der Herr ist mein Hirte“) stellten die Konzertgeberinnen zum einen Dvoráks von der Musik der Ostkirche beeinflusstes Melos, zum andern Schuberts klangsinnliche Melodienseligkeit exemplarisch heraus, und Franz Liszt gelangte mit der expressiven Vertonung des Klagepsalms 137 („An den Wassern von Babylon“) zu hoher Geltung. Nicht zuletzt auch durch die von Sigrid Fuchs ergreifend gesungenen Solo-Passagen. Mustergültig geriet zudem die Wiedergabe der selten zu hörenden Brahms-Vertonung des 13. Psalms („Herr, wie lange willst Du mein so gar vergessen“).

Ergänzt wurde die gehaltvolle Musikandacht durch zwei Bariton-Solos von André Wahl, der mit den Psalmen 55 und 119 aus Dvoráks „Biblischen Liedern“ den maskulinen Kontrast zum femininen Konzertschwerpunkt beifügte. Die von Rolf Stöcklin rezitierten gedankenvollen Ermahnungs- und Ermunterungstexte stammten von Bertold Brecht, Ernst Ginsberg, Hilde Domin und Wolfgang Borchert, ergänzt durch eine eigene Betrachtung, den Einheitsübersetzungen der Psalmen 55. und 119. sowie einer Passage aus dem bekannten Musical „Hair“.

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