Weil am Rhein Corona auch in der Kunst ein Thema

Weiler Zeitung
Kevin Reinhart (links) und Stefan WinterleFotos: zVg Foto: Weiler Zeitung

Interview: Geschäftsführer und Kurator über die Situation der Colab Gallery

Weil am Rhein (aje). Auch Kunstausstellungen können während der Corona-Krise nicht besichtigt werden. Geschäftsführer Kevin Reinhart und Kurator Stefan Winterle sprechen über die die Auswirkungen auf die Colab Gallery und wie die Krise zum Kunsthema wird.

Frage: Museen und Galerien mussten aufgrund der Corona-Krise schließen. Was läuft nun hinter den Kulissen der Colab Gallery ab?

Kevin Reinhart: Mit der Schließung haben wir komplett auf Homeoffice und Videokonferenzen umgestellt. Die einzige Einnahmequelle derzeit ist unser Onlinestore. Im Zusammenhang damit fallen einige Arbeiten an, die wir gut von zu Hause aus vorbereiten und bearbeiten können. Dennoch müssen wir die Versendung, die sonst automatisch gelaufen ist, nun manuell erledigen. Des Weiteren können wir viele Dinge, die sonst im Alltag hinten angestellt werden mussten, nun aufarbeiten. Wir arbeiten mit einer sehr pflegeintensiven Galerie-Software, die wir in diesen Ruhezeiten auf den aktuellen Stand bringen können. Auch steht eine Neustrukturierung unseres Archivs an. Wir beschäftigen uns momentan auch mit Strategien, um einen Wiedereinstieg ins Geschäftsleben möglichst unbeschadet zu vollziehen.

Frage: Graffitis setzen sich oft mit Politik und Gesellschaft auseinander. Nutzen viele Künstler das Thema Corona, um ihre Emotionen und Meinungen auszudrücken?

Stefan Winterle: Es beschäftigt natürlich auch die Graffitikunst. Die Betroffenheit ist groß und das Mitgefühl auch. Ich habe mich mit einigen Künstlern zum Beispiel in der Lombardei und New York besprochen. Die Urbanen und Graffitikünstler, mit denen ich Kontakt hatte, sind vernünftig und zu Hause oder in den Ateliers. Wer kann, verbringt die Zeit im Studio, oder am Zeichentisch. Manche haben sich eine Wand in den Garten gebaut, die sie regelmäßig neu besprayen. Andere gehen aber auch alleine nachts raus zum Malen oder Fotografieren der menschenleeren Straßen. Das Virus ist ein beherrschendes Thema. Es taucht als Comicfigur auf, aber auch in ernsterem Zusammenhang. Oftmals wird nach dem „Was kommt danach?“ gefragt, es wird dem medizinischen Personal Respekt gezollt oder zum Durchhalten motiviert.

Frage: Können Sie die Zeit nun nutzen, um selbst verstärkt künstlerisch aktiv zu sein?

Stefan Winterle: Ja, ich finde im Moment tatsächlich mehr Zeit zum Malen. Das ist die einzig positive Sache, die ich dieser Katastrophe abgewinnen kann.

Frage: Sobald die Türen der Colab Gallery wieder geöffnet sind, können sich die Besucher auf eine neue Ausstellung freuen?

Stefan Winterle: Wir werden aufmachen, wenn der Gesetzgeber es wieder erlaubt, und die Geschäftsführung das entsprechend entscheidet. Das Coronavirus hat uns ja nicht nur gezwungen, die Galerieräumlichkeit zu schließen, es hat uns auch einen Strich durch die Planung der Sommerausstellung im Juni gemacht. Das heißt, wir sind dabei, unsere Pläne für dieses Jahr zu ändern. Das braucht seine Zeit. Wir sind aber zuversichtlich, rechtzeitig zur Art Basel eine neue Ausstellung präsentieren zu können. Diese wurde auf Mitte September verschoben.

Frage: Online kann man die Kunstwerke der Ausstellung sehen, doch wie handhaben Sie den Verkauf der Werke?

Kevin Reinhart: Eine Anfrage dieser Art hatten wir in der momentanen Situation noch nicht. Ich denke, dass die Menschen momentan etwas zurückhaltender bei Investitionen in Kunst sind. Wenn jedoch eine solche Frage aufkommt, werden wir sicherlich eine Möglichkeit finden, um unsere Kunden zufriedenzustellen.

Frage: Ein Blick in die Zukunft: Welche Auswirkungen wird die Corona-Krise auf die Colab Gallery haben?

Kevin Reinhart: Natürlich werden wir die finanziellen Einbußen der Krise zu spüren bekommen. Unsere Sommerausstellung wird nicht wie geplant im Juni stattfinden können. Das bedeutet, dass hier eine große Einnahmequelle erstmal wegbricht. Zudem ist auch nicht absehbar, wie sich das Konsumverhalten der Kunden nach dem „Hochfahren“ entwickeln wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass die zurückbleibende Unsicherheit ein Ausgeben des Gelds eher verringert. Das Wichtigste für mich ist die Sicherung unserer Arbeitsplätze und wir hoffen, dass wir mit einem (wenn auch tief-) blauen Auge aus der Krise herauskommen.

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