Polizisten weisen auf Abstandsgebot hin
Erst gegen Mittag, als viele Schaulustige bereits seit vier Stunden auf den Abschluss der Vorarbeiten und das eigentliche Anheben des ersten Teils der Fachwerkbrücke warteten, liefen rund ein Dutzend Polizisten mit Mundschutz ausgestattet auf den Fußgängersteg, wo zu dieser Zeit etwa 100 Bürger teils nah beieinander und in mehreren Fällen auch ohne Mundschutz versammelt waren.
Ohne kritikwürdiges Auftreten informierten die Beamten die Schaulustigen, dass diese doch das Abstandsgebot einhalten sollen. Den auf den Gleisen stehenden Personen wurde zudem klar gemacht, dass Mundschutzpflicht auf den Bahnsteigen gilt. Es kam dabei zwar vereinzelt zu Diskussionen, doch es lief ruhig ab. So fanden sich unter den Schaulustigen viele Rentner, Familien und weitere Personen, die einfach ein großes Interesse an dem besonderen Bahn-Schauspiel hatten.
Warum erst am Mittag von Polizei und Stadt eingegriffen wurde
Dass die Polizei nicht schon viel früher eingriff, begründete der zuständige Polizeiführer vom Dienst gestern Mittag gegenüber unserer Zeitung damit, dass angesichts der Vielzahl von Betroffenen erst einmal die entsprechende Einsatzstärke vor Ort gebracht werden musste, um alle Bürger auch ansprechen zu können.
„Wir waren am Samstag gehalten, aus der Situation heraus zu agieren“, erklärte Erster Bürgermeister Christoph Huber und verband dies mit einem Lob für die vor Ort handelnde Leiterin des Ordnungsamts, Ellen Nonnenmacher, die mit Polizei und Gemeindevollzugsdienst sowie Mundschutz durch die Reihen lief. So wäre es laut Huber schon nach zwei Stunden schwer zu vermitteln gewesen, den Steg zu sperren. „Wir haben dem Pragmatismus Vorrang gegeben.“
Uneinsichtigkeit der Menschen war eindeutig
Doch angesichts der Erfahrungen und der Wetterprognose für Sonntag wurde dann entschieden, den Steg ab 8 Uhr für die allgemeine Öffentlichkeit zu sperren. „Es wären ansonsten womöglich noch mehr Schaulustige gekommen“, befürchtete der Erste Bürgermeister.
Klar sei, dass die Begleitumstände des Bahnaushubs noch für Diskussionen sorgen würden. Für ihn steht aber fest: „Die Uneinsichtigkeit der Menschen am Samstag war eindeutig.“ Die Schuldfrage beantwortete er mit: „Der Fehler lag nicht bei der Stadt, der Bahn oder der bauausführenden Firma, sondern bei den Menschen, die sich rechtswidrig verhalten haben.“
Der zuständige Bahn-Sprecher war gestern nicht für unsere Zeitung erreichbar. Vor der Maßnahme hatte er aber erklärt, dass Zuschauer auf öffentlich zugänglichen Plätzen, auch vom Fußgängersteg aus, die Arbeiten verfolgen können. „Es gibt keinen Grund, diesen zu schließen. Es sei denn wegen Überfüllung – das wäre dann aber Aufgabe der Stadt.“
Keine Vorkehrungen hinsichtlich des Besucherinteresses getroffen
Huber erklärte gestern, dass er sich doch gewundert habe, dass die Bahn oder die Baufirma keine Vorkehrungen hinsichtlich des Besucherinteresses getroffen hätten. Für die Stadt habe sich dann die Frage gestellt, wie hart man eingreift.
Da die Vielzahl der Schaulustigen unter freiem Himmel und bei Luftzug verharrten, sei zurückhaltend agiert worden. „Eine Rolle beim Abwägen hat gespielt, was ein Einsatz auslösen würde.“ Nicht aus Fehlern, sondern aus der Erfahrung sei dann für Sonntag der Steg gesperrt worden.
Am Sonntag schneller als am Samstag die Brücke ausgehoben
Den Brückenaushub verfolgten gestern dann auch deutlich weniger Zaungäste. Dabei mussten diese sich längst nicht derart in Geduld üben, bis die Fächerbrücke einige Meter weiter gehievt wurde. Denn am Samstag sollte zwar gegen 11 Uhr der Stahlkoloss angehoben werden, doch der Zeitplan verschob sich zuerst von 12 bis 13 Uhr auf letztlich 15 Uhr, bis dann mal die Brücke in der Luft hing.
Ursache für die stundenlange Verzögerung war die Befestigung der Stahlseile. Immer wieder mussten Schweißarbeiten erfolgen, damit nicht diese Seile an dem Brückenstahl rieben.
Gestern war schon am Mittag alles klar. Danach geht es nun darum, diese zu zerkleinern. Der Erhalt war nicht in Betracht gezogen worden, „da die damit in Verbindung stehenden zusätzlichen Maßnahmen in keinem Verhältnis mit dem Nutzen stehen“, so die Bahn.
Einen Kommentar zu den mangelnden Vorkehrungen lesen Sie hier.
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