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Weil am Rhein „Da war ich völlig sprachlos“

Weiler Zeitung

Empörung: Mehrfach fand Familie Boeck vor ihrem Garten weggeschmissenes Fleisch

Melanie Boeck, die mit ihrer Familie an der Basler Straße in Richtung Otterbach unweit des Insel-Kreisels einen Garten hat, ist „völlig sprachlos“. Erneut hat ein Unbekannter eine größere Menge frisch gekauftes Fleisch auf dem Vorplatz ihres Gartens entsorgt. Das ist mehr als ein Ärgernis.

Von Siegfried Feuchter

Weil am Rhein. Als Melanie Boeck am Freitag zu ihrem Garten kam, traute sie ihren Augen nicht. Dort stand eine große Tüte mit acht Packungen Hähnchenfilet. Fleisch, das Schweizer Einkaufstouristen weggeschmissen haben, weil sie beim Einkauf nicht beachteten, dass sie nur ein Kilogramm abgabefrei einführen dürfen. Um nun nicht höhere Einfuhrabgaben bezahlen zu müssen, wird das Fleisch auf diese verwerfliche Art entsorgt. Das ist kein Einzelfall, wie wir bereits berichtet haben. Immer wieder sorgt weggeschmissenes Fleisch für Ärger.

Ein Kilo ist abgabefrei

„Oft ist es Hähnchenfleisch, das vor unserem Garten abgelegt wird“, sagt Melanie Boeck, die sich über dieses Verhalten empört. Andere Leute müssten hungern oder verhungern, und hier würden Lebensmittel einfach weggeworfen.

Schon zum wiederholten Mal hat Familie Boeck auf dem Vorplatz ihres Gartens Fleisch gefunden, doch in solch großen Mengen wie jetzt noch nie. „Es wird immer schlimmer“, teilt die Gartenbesitzerin ihre Erfahrungen gegenüber unserer Zeitung mit. Das Fleisch vom Freitag sei sogar noch gekühlt gewesen, also erst kurz zuvor gekauft worden. Es sei aber auch schon vorgekommen, dass ein Schweizer Einkaufstourist angehalten und ihr Fleisch mit der Bemerkung in die Hand gedrückt habe, er habe zu viel eingekauft und wolle es nicht mit über die Grenze nehmen und verzollen, erzählt Melanie Boeck.

Vielleicht sollte man nicht nur in den Geschäften auf die zulässige Menge hinweisen, sondern auch an den Zollämtern, regt Melanie Boeck an, um diese schlimme Art der Fleischentsorgung einzudämmen.

Auch Antje Bendel, Pressesprecherin des Hauptzollamts Lörrach, weiß von dem Problem mit weggeschmissenem Fleisch, zumal sie auch von der Stadt Weil am Rhein darauf angesprochen worden ist. Doch Ansprechpartner für diese empörenden Fälle ist nicht der deutsche Zoll, sondern die Schweizer Grenzwache. Denn diese wird mit dem Thema Fleischschmuggel und den unerquicklichen Begleiterscheinungen konfrontiert.

Zu viel eingekauft

Das Zollamt Otterbach ist auf deutscher und Schweizer Seite nicht mehr immer durchgängig besetzt. Allerdings kontrollieren Zollstreifen regelmäßig Grenzgänger. Wenn die Schweizer Grenzwache Einkaufstouristen mit mehr als einem Kilo eingekauftem Fleisch erwischt, so weiß Antje Bendel, stellt sie es den Betroffenen frei, entweder die Übermenge zurückzubringen oder die fällige Einfuhrabgabe zu entrichten. Und die liegt bei einem Kilo Fleisch bei 17 Franken. Da aber kaum ein Einkaufstourist wieder in den Supermarkt zurückgeht, um das über der Freimenge liegende Fleisch zurückzubringen, wird es eben einfach entlang der Strecke zwischen Otterbach und Kernstadt irgendwo entsorgt.

Appell an die Vernunft

Dass dies ein großes Ärgernis ist, dessen sind sich alle bewusst. Doch auch Stadt und Zoll können nur an die Vernunft der Einkaufstouristen aus dem Nachbarland appellieren, nicht mehr als ein Kilo Fleisch zu kaufen oder aber die Übermenge ordnungsgemäß zu verzollen.

Übrigens: Laut einer Regierungsstudie aus dem Jahr 2012 wirft jeder Bundesbürger pro Jahr knapp 82 Kilo Lebensmittel weg.

Weggeworfene Lebensmittel seien aber nicht nur moralisch fragwürdig, wie der „Fleischatlas“ des Magazins „Provieh“ feststellt, sondern hätten auch direkte Auswirkungen auf die Umwelt und Ressourcen. Denn für jedes weggeworfene Lebensmittel wurde Fläche, Wasser und Energie verschwendet, heißt es in dem Bericht.

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