Weil am Rhein Das erste Jahr „überlebt“

Marco Fraune
In den temperaturgeführten Tanks entsteht im Kesselhaus handwerklich gemachtes Bier. Foto: Marco Fraune

Wirtschaft: Einzige Weiler Brauerei erreicht mit viel Leidenschaft zumindest eine schwarze Null / Neues „German Grape Ale“ aus Bier und Traubenmost mit Weingut als Partner

Weil am Rhein - Seit einem Jahr wird handwerklich gemachtes Bier im Kesselhaus gebraut. Die Bilanz der „Brauerei im Kesselhaus GmbH“ fällt aus wirtschaftlicher Sicht durchwachsen aus. „Wir haben es überlebt und leben weiter“, sagt Siegfried Jülich-Tondini. Für das „German Grape Ale“ hat jüngst das Altweiler Weingut Schneider mitgewirkt.

Ein- und Ausgaben halten sich zwar die Waage, doch nur durch den nicht in Rechnung gestellten Einsatz der fünf Männer. Die drei Haltinger und zwei Lörracher betreiben zwar ein „Nullsummenspiel“, doch für Christian Werner, Michael Felges, Thomas Bromma, Peter Gerst und Jülich-Tondini ist es die Leidenschaft, die sie antreibt. „Es ist Glück, dass wir nicht auf das Geld angewiesen sind.“ Zugleich weiß das Brauer-Quintett um die notwendigen Anstrengungen, um die Erwartungen zu erfüllen, die sie selbst an sich haben, aber auch die von Seiten der Kundschaft bestehen.

Mittlerweile ist die Brauerei nicht nur samstags, sondern auch freitags geöffnet. Als Verkaufsstellen gewonnen werden konnten neben dem Kulturcafé Kesselhaus auch Wein Speck in Weil und Lörrach, Drei König Delikatessen in Lörrach, Getränke Stadelbauer in Denzlingen sowie das Weingut am Schlipf Schneider in Weil am Rhein.

Mit letzterem ist auch ein neues Bier mit dem Namen „Sliffe“ entstanden – ein „German Grape Ale“, eine Assemblage aus Bier und Traubenmost. Hierzu heißt es von Seiten der Weiler Brauer: „Mit hochwertigem Traubenmost der Sorten Chardonnay, Weißburgunder, Gutedel und Spätburgunder wird in unserer Kesselhaus-Biermanufaktur in mehreren Arbeitsschritten ein spannendes Grape Ale gebraut und in der Champagnerflasche auf der Hefe über Monate gereift.“ Pro Kunde gibt es aufgrund der geringen Braumenge sogar maximal nur drei Flaschen. Vier Traubensorten und vier Braugänge waren hier erforderlich, womit vier Tage reine Brauarbeit anstanden – wobei das Abfüllen und Etikettieren noch nicht eingerechnet ist. „Das Probieren macht aber am meisten Spaß“, erklärt Brauer-Sprecher Jülich-Tondini mit einem Augenzwinkern.

Zwischenzeitlich hat die einzige Brauerei in Weil am Rhein deutlich weniger produziert. Dies lag daran, dass Restaurants geschlossen hatten und auch an der kleinen Brauerei, denn zwischenzeitlich wurden Sommerferien eingelegt. Nun heißt es aber: „Wir sind voll in der Produktion.“ Doch wie viel die Gastronomen den Weiler Brauern abnehmen, sei fraglich. „Wir schauen aber, dass wir die Standardbiere in bester Qualität produzieren“, sagt Jülich-Tondini.

Sehr glücklich sei das Start-up-Unternehmen auch über den Standort. Im Schwarzenbach-Areal ist die Weil am Rhein Wirtschaft und Tourismus (WWT) als Vermieter aktiv. Außerdem auf der Positiv-Seite der Einjahresbilanz fällt für die Brauer, dass trotz der coronabedingt stockenden Absatzmenge Zeit für die Weiterentwicklung der Bierspezialitäten blieb.

So bewirbt die kleine Brauerei aktuell auch verbesserte Craft Beers. Inzwischen würden mehr als 90 Prozent Biomalze von der Mälzerei Weyermann verwendet. Und: „Die 19 Hopfensorten stammen überwiegend aus deutschem Anbau von lokalen Produzenten in der Hallertau.“

Unterm Strich steht für die Weiler Brauer zwar eine schwarze Null, doch das sei unter äußerst schwierigen Rahmenbedingungen erreicht worden. Daher wollen die Brauer auch definitiv weiter machen.

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