Weil am Rhein „Das Herz blutet“

Weiler Zeitung

Zwischennutzung: Für Fotografische Gesellschaft Dreiland endet am Sonntag die Zeit in der vor dem Abriss stehenden Villa Schätzle

14 Ausstellungen waren zu sehen, aus der Zwischennutzung wurde ein intensives Projekt und für die Fotografische Gesellschaft Dreiland (FGD) ist die Villa Schätzle zu einem längeren Glücksfall avanciert. Am Sonntagabend müssen aber die Bilder für den Abrissbagger weichen.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Noch gut gelaunt schlendern der FGD-Vorsitzende Walter Taeschner und seine Stellvertreterin Siglinde Wißgott durch die lichtdurchfluteten Räume. Der historische Holzboden, die bis zur Hüfte reichende Vertäfelung an den Wänden und die kleine Nische mit alter Glaskunst und Sitzbank versprühen den Charme früherer Zeiten. „Das Herz blutet“, sagt das Vorstandsspitzenduo mit einer gehörigen Portion Wehmut. Nach knapp zwei Jahren Zwischennutzung durch die Fotografische Gesellschaft Dreiland wird die Villa einem Neubauprojekt weichen. Eine intensive Zeit endet damit für die Fotografen und eine ungewisse Zukunft, wo künftig ausgestellt werden kann, beginnt.

Start mit spontaner Idee

Im August 2016 startete die zeitlich begrenzte Nutzung der leer stehenden Villa mit der Fotoausstellung „Rheinhäfen im Dreiländereck“. Bevor das historische Unternehmer-Gebäude bis zum Abriss leer steht, könnte sie doch für Ausstellungen Raum und Fläche bieten, wurde die „spontane Idee“ mit Leben gefüllt. „Natürlich haben wir gehofft, dass die Villa nicht abgerissen wird“, erinnert sich Siglinde Wißgott. Doch beim Blick durch die Fenster sahen die Fotografen im Laufe der Zeit nicht nur den alten Pool im Garten, sondern auch, wie sich das Neubauprojekt nach und nach in Richtung Villa fortsetzte.

14 Ausstellungen

Ursprünglich war nur eine Zwischennutzung von einem Jahr vorgesehen. Daher gaben die Fotografen kräftig Gas und zeigten in den sechs Räumen auf ungefähr 120 Quadratmetern nur mit Unterbrechungen von zwei Wochen verschiedene Ausstellungen. Hinzu kamen Fotokurse und Mitgliederversammlungen. Es folgte eine Verlängerung der Nutzungsdauer um ein halbes Jahr, dann nochmals um ein halbes Jahr. 14 Ausstellungen sind es geworden. Zu jeder kamen etwa 150 Besucher. Die finale Ausstellung lockte bereits so viele Interessierte wie keine zuvor. 200 Besucher waren es bislang schon.

Dass diesen und den Mitgliedern bei den Treffen keine Toilette im Haus, sondern ein davor stehendes Dixie-Klo angeboten werden konnte, wurde in Kauf genommen, trotz anfänglichem Murren einiger.

Gelernt und gewonnen

Gewöhnen mussten sich die Mitglieder auch an die zur Verfügung stehenden großen Ausstellungsflächen. Welches Bild wo besonders wirkt, galt es ebenso herauszufinden wie die Art der Befestigung. Teilweise wellte sich das Papier, manchmal fielen Fotos herunter. Einheitliche Linien im Raum spielten ebenso eine Rolle wie die insgesamt harmonische Wirkung. Rückblickend sei es ein „toller Lernprozess“ gewesen, unterstreichen die beiden FGD-Vorsitzenden. Zu Beginn habe man eine gute Woche gebraucht, bis alles passte, zuletzt reichten zwei Tage Vorbereitung aus. „Es war wie ein Lottogewinn auf Zeit“, ist Taeschner dankbar. Außerdem sei die Gesellschaft an der Arbeit gewachsen. Der Zusammenhalt konnte gestärkt, die Außendarstellung des Vereins verbessert und die Zahl der Mitglieder gesteigert werden.

Zwar wollen die beiden Vorsitzenden erst einmal durchatmen, da das Projekt Villa auch viele Stunden Arbeit und Kraft sowie Geld gekostet hat. Doch die Suche nach neuen Räumen ist angelaufen.

 

FGD gewinnt Mitglieder und an Renommee

Für die Fotografische Gesellschaft Dreiland (FGD) hat sich die Zwischennutzung doppelt ausgezahlt. Einerseits konnten die Mitglieder hier ihre Fotos im Rahmen von insgesamt 14 Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentieren. Auf der anderen Seite bot sich die Möglichkeit, den zu Beginn des Projekts gerade einmal fünf Jahre alten gemeinnützigen Verein stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Statt 60 Mitglieder zählt die FGD mittlerweile 70. Hinzu kommen viele persönliche Kontakte, die während der Ausstellungen geknüpft wurden.

Der Schwerpunkt der Gesellschaft liegt in Deutschland, doch auch Mitglieder aus der Schweiz sind aktiv. Hinzu kommen noch gute Kontakte zum Fotoclub auf der französischen Seite der Grenze. Während der nächsten Zeit will die FGD Kurse zur „internen Weiterbildung“ geben. Hinzu kommen regelmäßige Vortragsabende im Kesselhaus sowie die Vereins-Treffen.

Die finale Aussellung

Die Ausstellungszeit endet in der Villa Schätzle, Unterer Schlipfweg 24. Bevor das Gebäude abgerissen wird, ist noch bis Ende dieser Woche eine Werkschau unter dem Titel „Makro & Kunst“ zu sehen. Präsentiert werden die Ergebnisse von Workshops. Die Makro-Fotografie steht dabei unter dem Motto „Kleine Dinge – groß inszenieren“, bei der Kunstfotografie heißt es: „Ein innerer Weg zum Bild“.

Geöffnet ist am Samstag, 17. Februar, von 14.30 Uhr bis 17 Uhr sowie am Sonntag, 18. Februar, von 13 bis 17 Uhr.

Weil am Rhein. Im Rahmen der Ausstellung „Haholtingas’ Erben – 1250 Jahre Haltingen“ findet am Sonntag, 25. Februar, ab 11.15 Uhr ein politischer Frühschoppen im Museum am Lindenplatz statt. Hier diskutieren Eugen Katzenstein, Rainer Stickelberger und Armin Schuster die aktuelle Tagespolitik. Moderiert wird die Veranstaltung von Matthias Zeller.

Anmeldung unter Tel. 07621/704416 oder b.brutscher@weil-am-rhein.de.

Mehr Infos unter: www.foto-gesellschaft.de

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