Weil am Rhein Das Nahwärmenetz wächst

Beatrice Ehrlich
Könnte demnächst von Norden her ans städtische Nahwärmenetz angeschlossen werden: die Einkauf-Insel. Foto:  

Einkauf-Insel zeigt Interesse

Die Einkauf-Insel wäre ein neuer Großabnehmer, an den sich weitere Nahwärmebezieher anschließen könnten. Der Baufreigabe zur Verlängerung der Wärmeleitung in der Müllheimer Straße bis zur Hauptstraße 335 inklusive der Hausanschlüsse in Höhe von 250 000 Euro und dem Einbau eines Spitzenlastkessels (Erdgas) auf der „Einkauf-Insel“ in Höhe von 140 000 Euro durch die Stadtwerke Weil am Rhein hat der Finanzausschuss einstimmig grünes Licht erteilt.

Für den Spitzenlastkessel sei zwar im Wirtschaftsplan 2023 kein Ansatz vorgesehen. Da aber der Gaskessel im Kant-Gymnasium weiter betrieben werden könne, stehe ein Großteil der für diese Anlage vorgesehenen Mittel zur Verfügung, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung.

Straffer Zeitplan

„Wir hätten die Möglichkeit, die Einkauf-Insel als größeren Kunden anzuschließen“, hatte Michael Burger, Technischer Leiter der Stadtwerke, vor der Abstimmung im Ausschuss erläutert.

Hintergrund sei, dass der bestehende Heizkessel des Einkaufszentrums in einem schlechten Zustand sei, und die Befürchtung im Raum stehe, dass er schon im kommenden Winter durch einen neuen ersetzt werden müsse. Wunsch des Eigentümers der Einkauf-Insel wäre daher, den Nahwärmeanschluss noch vor Beginn der nächsten Heizperiode zu vollziehen, informierte Burger auf Nachfrage von Stadtrat Andreas Rühle (UFW), der das Vorhaben als „grundsätzlich gut“ bewertet, jedoch gleich auch die Frage nach dem konkreten Zeitplan und möglichen Einschränkungen aufgeworfen hatte.

Ganz ohne Erschwernisse werde man nicht auskommen, so die Reaktion Burgers. Noch nicht geklärt sei, inwiefern die Verlegung der der neuen Leitungen die Parkfläche der Einkauf-Insel berühre. Auch stehe der Verlauf der Leitungen noch nicht fest. Mit den konkreten Planungen werde man seitens der Stadt aber erst beginnen, wenn der Vertrag über den Anschluss unterschrieben sei.

Leitung bereits länger

Die Bedenken von Gemeinderat Thomas Harms (FDP), die Müllheimer Straße müsse nun wieder „aufgebuddelt“ werden, nachdem dort doch gerade die Leitungen für die Dreiländergalerie verlegt worden seien, konnte Burger zerstreuen. In weiser Voraussicht habe man die Leitungen bereits über die komplette Länge des bisher sanierten Straßenabschnitts verlängert, bis etwa auf Höhe der Einfahrt zum Kaufring-Parkhaus. Von dort aus soll jetzt die Leitung entlang der westlichen Seite der Müllheimer Straße und des Schlaufenkreisels entlanggeführt und nach Querung der Hauptstraße nördlich an die Einkaufsinsel angeschlossen werden.

Hackschnitzel keine Option

Dem Vorschlag von Gemeinderat Matthias Dirrigl (SPD), für die Einkauf-Insel eine Hackschnitzelanlage errichten, erteilte Burger eine Absage. Er sehe das nicht. Denn die Hackschnitzel müssten täglich durch einen Sattelzug angeliefert werden, was den Verkehr an dieser Stelle zu stark einschränke.

Nach derzeitigem Stand betrachte man einen Gaskessel als einzige Möglichkeit. Oberbürgermeister Wolfgang Dietz gab diesbezüglich zu bedenken, dass irgendwann der letzte Krümel Holz aus dem Wald geholt sei, wenn allerorten Hackschnitzelanlagen errichtet würden, und verwies auf die Möglichkeit, einen Gaskessel zu einem späteren Zeitpunkt auf Wasserstoff umzurüsten.

Mit weiteren Anrainern sei man „im Gespräch“, so Dietz’ Antwort auf Dirrigls Frage, ob im gleichen Zug nicht auch gleich der Kaufring an das Nahwärmenetz angeschlossen werden könne.

Rechnerisch „erneuerbar“

Fragen warf für Gemeinderat Martin Fischer (Grüne) die Tatsache auf, dass, wie im Beschlussvorschlag festgehalten, die anzuschließenden Liegenschaften durch den Anschluss an das Wärmenetz der Kernstadt als zu hundert Prozent erneuerbar versorgt gelten würden, obwohl doch hier ein Gaskessel eingebaut werde.

Ziel müsse aber sein, so viel Energie wie möglich aus regenerativen Quellen zu beziehen, wozu für ihn die Sonnen- und Windkraft sowie Holzschnitzel für den Übergang zählen. Laut Burger liegt der Aussage, dass die Liegenschaften künftig nicht mehr als „mit fossilen Energieträgern“ beheizt gelten, eine Berechnung zugrunde, laut der die durch das Blockheizkraftwerk der Stadtwerke gewonnene Wärme vollständig aus erneuerbaren Quellen entstehe – im Gegensatz zum dort ebenfalls produzierten Strom.

Im März dieses Jahres hatte der Einkaufsinsel-Eigentümer, die Meag Munich Ergo Asset -Management GmbH eine umfassende Sanierung des Einkaufszentrums ab Herbst angekündigt.

Informationen zum aktuellen Stand des Nahwärmeausbaus in Weil gibt es auf der Internetseite der Stadtwerke unter: https://www.stadtwerke-weil-am-rhein.de/willkommen/nahwaerme/entwicklung+der+waermenetze.

Umfrage

E-Auto

Die EU hat ein weitgehendes Verbrenner-Aus bis 2035 beschlossen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading