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Weil am Rhein Das Schreiben ist seine Berufung

Saskia Scherer
Poetry-Slammer Riccardo Raps in Aktion Foto: zVg

Portrait: Der aus Weil stammende Riccardo Raps tritt seit Jahren regelmäßig als Poetry-Slammer auf

Als Zweitklässler entdeckte Riccardo Raps seine Liebe zum Schreiben – und die hält bis heute an. Über Umwege kam er zum Poetry- Slam, stand eine Zeit lang jede Woche auf der Bühne. Heute lässt es der 33-Jährige, der aus Weil am Rhein stammt, zwar etwas ruhiger angehen, aber: Es vergeht kein Tag, an dem er nicht schreibt.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. „Wie andere Kinder Bilder malen, habe ich geschrieben“, erzählt Raps im Gespräch mit unserer Zeitung. Zuerst schrieb er das Märchen „Das tapfere Schneiderlein“ um. „Dachte ich jedenfalls“, lacht er. „Ich habe einfach die Zahl sieben durch tausend ausgetauscht.“ Es folgte die Niederschrift von Alltäglichem, ein Ausflug etwa, und in diese Realität ließ der Schüler dann Fantasie und Märchen einfließen.

Dabei orientierte sich Raps gerne an seinen Vorbildern. „Das kann man bei meinen älteren Texten auch rauslesen“, meint er. Waren es zu Beginn Jugendbücher wie „Die drei ???“ oder „TKKG“, faszinierten ihn wenig später bereits Ephraim Kishon und Stephen King. Noch heute hat Raps solche Vorbilder: „Kurt Tucholsky hat beispielsweise großen Einfluss auf mich.“ Einmal hat er auf einen Brief, den Tucholsky verfasst hat, geantwortet. „Manchmal will ich einfach ausprobieren, wie es sich anfühlt, so zu schreiben.“ Aber auf die Bühne passe das nicht.

Zuerst auf der Lesebühne

Nachdem immer nur die Eltern als Publikum herhalten mussten, animierten sie ihren Sohn, auf der Lesebühne im „Nellie Nashorn“ in Lörrach aufzutreten. Das war 2006. Jahrelang bot er dort literarische Texte dar. Rund fünf Jahre später erfuhr er vom Poetry-Slam in Freiburg. Riccardo Raps nahm einfach mal teil – „mit einem Text, der null ins Genre gepasst hat“, lacht er.

Vier grundlegende Regeln gibt es für diesen Wettbewerb: Die Beiträge müssen selbst geschrieben sein, Zitate sind kenntlich zu machen. Sie sollten nicht länger als fünf bis sieben Minuten dauern und Requisiten sind nicht erlaubt. „Aber die wichtigste Regel lautet: respect the poet“, erklärt Raps, also „Respektiert den Poeten“. „Jeder hat Applaus verdient.“ Schließlich koste es auch Überwindung, seine eigenen Gedanken auf der Bühne preiszugeben. „Jeder Text ist etwas sehr Intimes.“ Um den Sieger zu ermitteln, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, etwa durch die Lautstärke des Beifalls oder über Punktekarten, die einzelne Personen im Publikum erhalten.

Eine familiäre Gruppe

Der Weiler wuchs in die Poetry-Slam-Gemeinschaft hinein. „Das hat sich zu einer sehr familiären Gruppe ausgewachsen, man tauschte sich aus.“ Etwa einmal im Monat stand er zunächst auf der Bühne, später folgte eine Phase, da stand jede Woche ein Auftritt an. Zwischendurch wohnte er auch in Freiburg. Seit rund einem Jahr lebt Raps in Lörrach und ist mittlerweile wieder etwa einmal pro Monat unterwegs auf den Bühnen. Der 33-Jährige macht gerade seinen Bachelor im Studiengang „Soziale Arbeit“. „Das ist sehr zeitaufwändig.“ Zuvor schloss er bereits eine Ausbildung als Erzieher ab. „Der Beruf ist mir sehr ans Herz gewachsen. Aber meine Berufung ist das Schreiben. Die will ich nicht monetarisieren.“ Deshalb hat er keine Karriere angestrebt, die mit seinem Hobby zu tun hat. Dafür sei ihm das Schreiben einfach zu wichtig. „Würde ich damit Geld verdienen, wäre ich nicht mehr so frei.“

Ein Auftritt in Karlsruhe ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: Dort trug Raps seinen Text „Mein Bilderbuchleben“ vor, in dem er seine Biografie in Form eines Fotoalbums durchblättert. Die Euphorie des Publikums bereitete ihm großen Spaß. Doch nach den positiven Stationen folgten auch negative, wie die Beerdigung der Großmutter. „Und so konnte ich oben auf der Bühne physisch spüren, wie ich die Euphorie gegen eine Wand fahren lassen habe. Das tat mir auch leid.“ Es handelt sich um einen seiner Lieblingstexte, immer mal wieder hat er das Ende umgeschrieben.

Inspiration aus dem Alltag

Auswendig kann der 33-Jährige übrigens keines seiner Werke. „Ich habe eine hohe Textzahl, ich schreibe jeden Tag.“ Er findet es beeindruckend, wenn Kollegen beim Poetry-Slam ohne ihren Aufschrieb auskommen.

Woher er seine Inspiration nimmt, kann Riccardo Raps gar nicht pauschal sagen. Es können Situationen aus dem Alltag sein, Begegnungen, Aufregerthemen. Manchmal will er auch einfach etwas ausprobieren. Aktuell arbeitet er an einer Sammlung von Gedichten, in denen jedes Wort mit dem gleichen Buchstaben beginnt. „Das wird bei Q oder Y noch eine Herausforderung.“

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