Der Weiler wuchs in die Poetry-Slam-Gemeinschaft hinein. „Das hat sich zu einer sehr familiären Gruppe ausgewachsen, man tauschte sich aus.“ Etwa einmal im Monat stand er zunächst auf der Bühne, später folgte eine Phase, da stand jede Woche ein Auftritt an. Zwischendurch wohnte er auch in Freiburg. Seit rund einem Jahr lebt Raps in Lörrach und ist mittlerweile wieder etwa einmal pro Monat unterwegs auf den Bühnen. Der 33-Jährige macht gerade seinen Bachelor im Studiengang „Soziale Arbeit“. „Das ist sehr zeitaufwändig.“ Zuvor schloss er bereits eine Ausbildung als Erzieher ab. „Der Beruf ist mir sehr ans Herz gewachsen. Aber meine Berufung ist das Schreiben. Die will ich nicht monetarisieren.“ Deshalb hat er keine Karriere angestrebt, die mit seinem Hobby zu tun hat. Dafür sei ihm das Schreiben einfach zu wichtig. „Würde ich damit Geld verdienen, wäre ich nicht mehr so frei.“
Ein Auftritt in Karlsruhe ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: Dort trug Raps seinen Text „Mein Bilderbuchleben“ vor, in dem er seine Biografie in Form eines Fotoalbums durchblättert. Die Euphorie des Publikums bereitete ihm großen Spaß. Doch nach den positiven Stationen folgten auch negative, wie die Beerdigung der Großmutter. „Und so konnte ich oben auf der Bühne physisch spüren, wie ich die Euphorie gegen eine Wand fahren lassen habe. Das tat mir auch leid.“ Es handelt sich um einen seiner Lieblingstexte, immer mal wieder hat er das Ende umgeschrieben.
Inspiration aus dem Alltag
Auswendig kann der 33-Jährige übrigens keines seiner Werke. „Ich habe eine hohe Textzahl, ich schreibe jeden Tag.“ Er findet es beeindruckend, wenn Kollegen beim Poetry-Slam ohne ihren Aufschrieb auskommen.
Woher er seine Inspiration nimmt, kann Riccardo Raps gar nicht pauschal sagen. Es können Situationen aus dem Alltag sein, Begegnungen, Aufregerthemen. Manchmal will er auch einfach etwas ausprobieren. Aktuell arbeitet er an einer Sammlung von Gedichten, in denen jedes Wort mit dem gleichen Buchstaben beginnt. „Das wird bei Q oder Y noch eine Herausforderung.“