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Weil am Rhein Damit das Know-How in der Region bleibt

Beatrice Ehrlich

Interview: Professor Frank Hovenbitzer spricht über das Architekturstudium an der DHBW und die Vorteile des Standorts Weil.

Der Lörracher Architekt Frank Hovenbitzer ist seit dem 15. Juni Gründungsprofessor des neuen Architekturstudiengangs auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein. Warum er diesen Standort für ausgezeichnet hält, erläutert er auf Nachfrage unserer Zeitung.

Warum fiel die Wahl auf den Vitra Campus in Weil am Rhein als Studienort?

Letztlich hat das hervorragende Angebot der Vitra, den neuen Studiengang in einem hierfür umgebauten Gebäudeteil des wegen seiner Architekturqualität unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes von Alvaro Siza unterzubringen, überzeugt. Der Standort bietet hervorragende Möglichkeiten, Synergien zu den Aktivitäten der Vitra im Bereich Architektur und Design zu entwickeln. Hiervon können die Hochschule und die Vitra profitieren.

Waren Sie an der Standortfindung beteiligt?

Ich war in die Standortentscheidung beratend eingebunden. Ein Standort im gemeinsamen Oberzentrum Lörrach-Weil stärkt dieses um eine attraktive Ausbildungsmöglichkeit und trägt zur Förderung der Ausbildungslandschaft, aber auch Planungs- und Baukultur der Region bei.

Wie beurteilen Sie diesen Standort?

Der Standort ist ein internationales Aushängeschild für außergewöhnliche Architektur- und Designqualität. Dies allein „befruchtet“ die Qualität der Architekturausbildung, die dieses Ziel auch als Inhalt ihrer Lehre verfolgt. Die Möglichkeit der unmittelbaren Anschauung weltweit berühmter Bauten ist täglich inspirierend. Die gegenseitige Wahrnehmung von Aktivitäten, Ausstellungen, Präsentationen oder Vorträgen schafft ein gutes kreatives Klima. Auch der Zugang zu den Archiven der Vitra bietet langfristig tolle Möglichkeiten der Verknüpfung des Bestehenden mit der theoretisch, wissenschaftlichen Arbeit.

Wie muss man sich den Ablauf dieses dualen Architekturstudiums vorstellen?

Der Studiengang ist noch im Aufbau, sodass am Anfang die Schaffung einer soliden Ausbildung in Grundlagen der Architektur im Vordergrund steht. Die Duale Ausbildung ist gegliedert in einen Theorieblock an der Hochschule und einen Praxisblock im Betrieb des Dualen Partners, jeweils alternierend für drei Monate. Diese an einer staatlichen Hochschule einmalige Ausbildungsform bietet eine neue Qualität der Lehre und ergänzt vorhandene Studienstrukturen um den besonderen Aspekt der Verknüpfung von Theorie und Praxis.

Sind Begegnungen mit berühmten Architekten geplant?

Natürlich werden auch direkte persönliche Kontakte der Lehrenden und Studierenden mit Gästen, beispielsweise berühmten Architekten der Vitra, im Theorieblock an der DHBW nach Möglichkeit eingeplant und in die Lehre integriert.

Welche weiteren Besonderheiten gibt es?

Durch die Ausbildung beim Dualen Partner – freie Architekturbüros, Hochbauämter von Behörden, Baugesellschaften und andere – wird eine unmittelbare Kenntnis bei den Studierenden für die Belange der Praxis geschaffen. Ein weiteres Ziel ist, eine Bindung zwischen den Büros und den Studierenden zu schaffen, die dazu beitragen kann, dass das erlangte Know-how „in der Region“ bleibt.

Was beinhaltet der theoretische Teil?

Der theoretische Teil entspricht den Anforderungen einer normalen wissenschaftlichen Hochschule und wird durch Erfahrungen aus der Praxis, etwa die Aufstellung von Bauanträgen, Kenntnis über den Bezug von technischen Details zur handwerklichen Umsetzung, oder auch über Bauabläufe als Lehrinhalt ergänzt.

Wen haben Sie als Ausbildungspartner gewinnen können? Kommen diese aus dem gesamten Bundesgebiet oder aus der näheren Umgebung?

Die Zusammenstellung der Ausbildungspartner ist nicht abgeschlossen, zumal aus der überwältigenden Anfrage für letzte Ausbildungsverträge noch die Qualifikationen überprüft werden. Die Betriebe haben oft ihren Schwerpunkt in der Region Südbaden. Duale Partner oder Studierende kommen aus verschiedenen Regionen Baden-Württembergs und Deutschlands. Aus der Schweiz – aus der Region Basel – sind ebenfalls Duale Partner beteiligt. Ich gehe davon aus, dass die Entwicklung, jedes Jahr kommen ja ein oder zwei weitere Kurse hinzu, weiteres Interesse national und über die Grenzen hinweg auslösen wird.

Gibt es ein Curriculum?

Ja. Es sieht, außer der Grundlagenvermittlung, einen Schwerpunkt der Ausbildung in den Bereichen Gestaltung, Holzbau und Nachhaltigkeit, sowie Digitalisierung vor.

Was sind die Kriterien, um für diesen Studiengang zugelassen zu werden?

Zugelassen werden zunächst die Dualen Partner, diese wählen die Studierenden aus, die bei ihnen im Ausbildungsverhältnis beschäftigt sind. Kriterium der DHBW für die Aufnahme ist die Allgemeine Hochschulreife. Bei Fachhochschulreife kann man über eine besondere Aufnahmeprüfung zugelassen werden. Auf der Homepage der DHBW findet man eine Liste der zugelassenen Dualen Partner, mit Angabe freier Ausbildungsplätze. Die Bewerbung erfolgt direkt dort. Bei Rückfragen steht Interessenten die Studienberatung der DHBW zur Seite.

Zur Person

Frank Hovenbitzer
ist Partner des Architekturbüros Wilhelm und Hovenbitzer. Er hat in Köln, Aachen, Stuttgart und Karlsruhe Architektur und Städtebau, darüber hinaus Kunstwissenschaft, Philosophie und Medientheorie studiert. Seit 2008 ist er Vorsitzender der Kreisgruppe Hochrhein des Bunds Deutscher Architekten (BDA).

 

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