Weil am Rhein Den Mangel weiter meistern

Marco Fraune
In Friedlingen wird derzeit eine neue Kindertagesstätte errichtet, die den Arbeitstitel „Juno II“ trägt. Foto: Marco Fraune

Kindergartenbedarfsplanung: Defizit im Ü3-Bereich höher als bei den Kleinen / Neue Kindertagesstätten

Weil am Rhein - In Weil am Rhein gibt es weiterhin zu wenige Kita-Plätze. Mit der neuen Kindertagesstätte in Friedlingen (Juno II) entstehen aber drei weitere Gruppen, im Neubaugebiet Hohe Straße kommen fünf hinzu. Konkret soll damit dem bestehenden Fehlbedarf in Friedlingen und dem Bereich Weil-Ost/Leopoldshöhe entgegengewirkt werden.

Die Kindergartenbedarfsplanung ergibt ein ähnliches Bild wie im Vorjahr, zeigte Hauptamtsleiterin Annette Huber am Dienstagabend im Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss auf. Die Versorgung mit Kita-Plätzen für Kinder über drei Jahren stellt sich demnach schwieriger dar als im U3-Bereich. Das bedeutet auch, dass es Wartelisten für Kita-Plätze gibt. „Wir sind aber bemüht, möglichst schnell Lösungen zu finden“, erklärte die Hauptamtsleiterin auf Nachfrage von Ulrike Fröhlich (Grüne). Innerhalb einer Frist von sechs Monaten gelte es, der gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen, einen Kita-Platz anzubieten. „Wir kümmern uns um jeden Einzelfall“, unterstrich Oberbürgermeister Wolfgang Dietz.

170 neue Plätze bis 2022

Aufgrund der heiß begehrten Plätze sei es jedoch nicht möglich, Kinder aus der Schweiz oder aus Frankreich auch noch aufzunehmen. „Das können wir im Moment nicht leisten.“ Laut der Statistik gab es im Jahr 2019 insgesamt 1187 Betreuungsplätze in 63 Gruppen, womit sich seit 2009 die Zahl um 113 Plätze erhöht hat. Zum Abbau der Fehlbedarfe sollen bis 2022 weitere acht Gruppen mit rund 170 neuen Plätzen entstehen. Die Stadt baut hierzu die sechsgruppige Kita in Friedlingen, wobei drei davon auf die dort unterkommende Kita Bärenfels entfallen. Hinzu kommt noch eine neue fünfgruppige Einrichtung im Neubaugebiet Hohe Straße, die von der Baugenossenschaft Weil- Haltingen errichtet wird.

Die Auflistung von Plätzen und Gruppen in der Kindergartenbedarfsplanung zeigt, dass im Bereich der Kinder über drei Jahren ein rechnerischer Fehlbedarf von mehr als vier Gruppen besteht, wobei sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr noch verschärft hat. Dies liegt laut Stadtverwaltung auch an dem geburtenstärkeren Jahrgang, der nun vom U3- in den Ü3-Bereich wechselt. Doch auch bei den Plätzen für die jüngeren Kinder spricht Huber von einer angespannten Situation.

Mangel an Erziehern

Einen Engpass gebe es nicht nur bei den Plätzen, sondern auch bei den Erziehern. Zumindest sei es durch die Pia-Ausbildung früh gelungen, hier gegenzusteuern, so Dietz. Auch junge Männer habe die Stadt früher als andere Kommunen gewinnen können. „Das Personal ist das größte Problem“, unterstrich jedoch Huber. Zumindest profitiere die Stadt von der umfangreichen Ausbildung, wobei immer mal wieder Öffnungszeiten aufgrund des Fachkräftemangels reduziert werden müssten.

Für das Ausbildungsengagement lobte CDU-Fraktionschef Claus Weibezahl das Rathaus explizit – „ein großes Kompliment“. Dass die Träger der weiteren Kitas bislang keine Forderungen an die Stadt herangetragen haben, verwunderte Wolfgang Roth-Greiner (FDP).

„Kurze Beine, kurze Wege“

Die Stadt bietet eine Vielzahl an Betreuungsmöglichkeiten, betonte Dietz. Er verwies hier auf elf Varianten von Betreuung. „Das ist etwas Besonderes.“ In einem Atemzug lobte der OB die Arbeit der Mitarbeiter während der Corona-Zeit. „Unsere Einrichtungen waren vorbildlich.“ Lob gab es auch für eine weitsichtige Planung von Matthias Dirrigl (SPD). Dies gelte auch für die Dezentralität, die der Maxime „Kurze Beine, kurze Wege“ Rechnung trage. Eine Kilometer-Beschränkung gebe es aber nicht, erklärte die Hauptamtsleiterin, sondern eine genaue Prüfung der Zumutbarkeit.

Der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz gelte nicht gegenüber der Kommune, sondern gegenüber dem Landkreis, ergänzte der Oberbürgermeister. Bisher sei jedoch nicht der Fall aufgetreten, Kinder noch hinter Lörrach unterbringen zu müssen.

Als Anregung aufgenommen hat Huber, dass das Kita-Online-Anmeldesystem „Little Bird“ nicht nur in deutscher und englischer Sprache angeboten wird, wie Dirrigl an frühere Aussagen erinnerte. Insgesamt funktioniere das System aber. Eltern, die damit nicht klar kommen, könnten sich weiter an die Einrichtung oder ans Rathaus wenden.

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