Weil am Rhein Denkprozesse angestoßen

Marco Fraune
Armin Wikmann (links) setzt auf Kinder als Wissensvermittler. Foto: zVg

Interview: Verein „Streuobst-Klassenzimmer“ ausgezeichnet / Positive Resonanz

Der Verein „Streuobst-Klassenzimmer“ mit dem Weiler Vorsitzenden Armin Wikmann ist am Freitag im Rahmen des Tags des Bürger-Engagements ausgezeichnet worden. Die Landrätin Marion Dammann und Dezernent Michael Kauffmann würdigten insgesamt fünf Projekte, die sich ehrenamtlich für den Schutz und den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Zweck des Vereins Streuobst-Klassenzimmer ist die Förderung von Bildung und Erziehung, des Umwelt- und Landschaftsschutzes, der Heimatpflege und Heimatkunde sowie der Pflanzenzucht und der Kleingärtnerei. Im Gespräch mit unserer Zeitung liefert Armin Wikmann tiefer gehende Einblicke und Einschätzungen.

Frage: Das Motto des Tags des Bürger-Engagements lautet „Gutes Klima für Artenvielfalt“. Wie ist die Großwetterlage?

Das Gute zuerst. Der Verlust der Artenvielfalt wird inzwischen wahrgenommen. Auch die damit verbundenen Auswirkungen auf unser Leben werden uns jetzt bewusst. Alleine 80 Prozent unserer Nutzpflanzen werden ja von Insekten bestäubt und sind damit unersetzlich für unser Ökosystem. Trotzdem müssen wir aufpassen, dass dieses Thema in der momentanen Zeit, voller Herausforderungen einer Pandemie, wirtschaftlicher und politischer Herausforderungen nicht ins Hintertreffen gerät.

Frage: Das „Streuobst-Klassenzimmer“ wird gewürdigt, da sich der Verein ehrenamtlich für den Schutz und den Erhalt der Artenvielfalt einsetzt. Wie wird das durch den Verein gelebt?

Die Aktivitäten des Streuobst-Klassenzimmers werden auf lokaler Ebene umgesetzt. Einerseits durch aktive Maßnahmen wie Erhalt und Förderung von Lebensräumen wie Streuobstwiesen, aber auch durch Umweltbildung in Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen. Die breite Öffentlichkeit wird regelmäßig durch vielfältige Aktionen auf die für jeden Einzelnen einfach umzusetzenden Maßnahmen sensibilisiert.

Frage: Was würden Sie konkret als Erfolg des Vereins verbuchen?

Das Interesse und die Wahrnehmung für unsere Natur. Viele Mitbürger beobachten wieder genauer ihre direkte Umgebung und setzen sich damit auseinander. Damit werden wieder Denkprozesse angestoßen, welche im Idealfall zu einem aktiven Handeln führen.

Frage: Gesetzt wird auf praktische Wissensvermittlung. Ist das immer so einfach?

Praktische Wissensvermittlung beginnt im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Begreifen. Dafür werden jeweils passende Projekte vorbereitet und geplant. Dies ist oft mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden. Die Resultate entschädigen jedoch dafür.

Frage: Sie arbeiten in gewisser Weise generationenübergreifend. Welche Rolle spielt die Ansprache und das Mitwirken der Kinder?

Die Ansprache an Kinder und Jugendliche ist besonders wichtig. Sie sind noch sensibel und aufnahmebereit für diese Themen. Durch die aktive Beteiligung sind derartige Aktionen viel nachhaltiger und effizienter. Außerdem wirken Kinder oft auch als Wissensvermittler ihrer Eltern und Großeltern. Und schon sind wir generationenübergreifend dabei.

Frage: „Streuobstwiesen sind Bestandteil unserer Kulturlandschaft“, heißt es. Werden diese von den Bürgern denn als Kulturgut geschätzt?

Noch einigermaßen intakte Streuobstwiesen auf dem Tüllinger Berg und auch in anderen Gegenden werden von Spaziergängern und Wanderern schon als lokales Kulturgut geschätzt. Was wir jedoch bemerken, ist die mangelnde Pflege dieser Bestände.

Frage: Wo drückt konkret am Tüllinger der Schuh?

Besonders der Erhalt der alten Bäume und die Neupflanzung von jungen Hochstämmen macht uns Sorgen. Auch der Nutzungsdruck im Landschaftsschutzgebiet am Tüllinger Berg nimmt stetig zu und gefährdet solche Habitate. Aufgrund der Datenschutzbestimmungen ist es jedoch besonders schwierig, mit Grundstücksbesitzern in Kontakt zu treten, um ihnen Hilfestellung anbieten zu können.

Frage: Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung im Rahmen des Tags des Bürgerengagements?

Es tut gut, dass man nicht nur als Rufer in der Wüste wahrgenommen wird. Wir reden nicht nur von aktivem Arten- und Umweltschutz. Wir handeln auch. Aktivitäten aus dem Kreis der Bürger sind besonders wichtig, weil diese oft unkomplizierter und direkter als staatlich durchgeführte Maßnahmen umgesetzt werden können.

Frage: Da der Verein im Mai 2020 gegründet wurde, haben Sie einen echten Schnellstart hingelegt. Sind Sie überrascht?

Nein, eigentlich nicht. Denn, dass ein Bedürfnis für diese Thematik vorhanden ist, zeigt uns die positive Resonanz der Bevölkerung.

Frage: Blicken wir voraus: Welche Pläne verfolgen Sie für die Zukunft?

Es ist besonders wichtig, dass jetzt etwas passiert und nicht erst in 20 Jahren! Wir müssen jetzt handeln. Es gibt soviel zu tun. Packen wir es an.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading