Weil am Rhein Der Blick in die Zukunft fehlt

Saskia Scherer
Die Kinderbetreuung in den Sommerferien konnte der TV Weil anbieten, nachdem die Termine zu Ostern und Pfingsten abgesagt werden mussten (Archivfoto) Foto: sas

TV Weil: Vorsitzender Ulrich Obrist lässt 2020 Revue passieren / Einige Hürden / Keine Austrittswelle

Weil am Rhein - Traditionell richtet auch der TV Weil im Januar einen Neujahrsempfang aus. Coronabedingt ist das in diesem Jahr nicht möglich. Vorsitzender Ulrich Obrist blickt im Gespräch mit unserer Zeitung zurück sowie voraus und berichtet, was den größten Weiler Verein derzeit umtreibt. „Wir müssen mit einer anderen Dynamik umgehen“, sagt er.

Beim Neujahrsempfang würden normalerweise auch die Weichen für das neue Jahr gestellt. „Das fehlt, genauso wie ein konkreter Blick in die Zukunft“, meint der Vorsitzende. „Es geht nun darum, wann wir wieder starten können, nicht was wir Neues bieten können.“

Durch den Lockdown sei der TV Weil in sportlicher Sicht doppelt betroffen, weil dieser auch drei FSJler beschäftigt, die normalerweise stark in den Schulen präsent sind, erklärt Obrist. „Aber der Vereinslockdown lief nicht parallel mit dem Schullockdown, deshalb muss man da differenzieren und es herrschten öfter neue Verhältnisse.“ Im September begann das Schuljahr, Mitte Dezember wurden die Schulen geschlossen. Aber schon davor wurde der Sportunterricht heruntergefahren – allerdings galten für Grundschulen und weiterführende Schulen unterschiedliche Regeln, macht Obrist deutlich.

Sportbetrieb im Sommer

Etwa die Hälfte der Sportgruppen des TV konnte im Sommer wieder ihren Betrieb aufnehmen, zunächst ausschließlich im Freien und später auch wieder in der Halle. „Das bedeutete aber auch eine Herausforderung, da ja Hygiene-Konzepte kreiert werden mussten.“

Nachdem die Kinderferienbetreuung in den Oster- und Pfingstferien ausfallen musste, konnte in den Sommerferien wieder ein Programm angeboten werden. „Vergangenes Jahr waren wir zu Ostern zum ersten Mal total überbelegt“, erinnert sich Obrist. Dass dieses Jahr in den Osterferien wieder etwas angeboten werden kann, sieht er kritisch. Wie es später im Jahr aussieht, müsse man abwarten. Wobei ja auch Planung nötig sei, da etwa Partner für das Programm angefragt werden.

Allgemein stelle sich das Planen schwierig dar. Im vergangenen Jahr ist die Generalversammlung ausgefallen, ob sie dieses Jahr am traditionellen Termin – am Freitag vor Palmsonntag – stattfinden kann, sieht Obrist wieder gefährdet. „Und ob es beispielsweise sechs Wochen später klappt, ist auch noch nicht klar.“ Die Planung funktioniere nur mit Plan B und C. Dadurch, dass auch die Jahresfeier nicht stattfinden konnte, gebe es bereits einen Ehrungsstau.

Wirtschaftliche Folgen

Weil die Festsaison 2020 komplett ausgefallen ist, gibt es auch wirtschaftliche Folgen für den Verein. „Im Wirtschaftsbetrieb zum Unterhalt der Jahnhalle fehlen etwa 50 000 Euro Umsatz, was zur Folge hat, dass rund 15 000 Euro in der Kasse fehlen“, so Obrist. Mit Ausgleichszahlungen sehe es schwierig aus. „Die Kriterien sind weit gefasst.“

Der TV Weil verzeichne zwar keine Austrittswelle, aber dafür gebe es auch kaum Neuanmeldungen. „Bei unserem Verein mit 1300 Mitgliedern erneuern sich in der Regel zehn Prozent an Substanz, vor allem bei den Jugendlichen.“ Besonders in eigentlich publikumswirksamen Sportarten wie Zumba und Kinderturnen würden nun weniger Neuanmeldungen verzeichnet. „Aber das ist ja verständlich. Vielleicht müssen wir uns dann besonders anstrengen.“

Da auch die Vorstandssitzungen nicht stattfinden können, sei es für den TV schwierig, Beschlüsse zu fassen. „Da merkt man, dass wir auf sowas nicht vorbereitet waren. Wir müssen Konsequenzen ziehen“, meint der Vorsitzende. Vielleicht seien bei der Beschlussfähigkeit Erleichterungen möglich. „Aber wir sind als Verein handlungsfähig. Nur ab und zu gibt es eine Hürde.“ Videokonferenzen oder Rundmails seien kein kompletter Ersatz der persönlichen Gespräche.

Obrist hat auch keine Angst, dass eine Sportgruppe des TV zerbrechen könnte. „Man merkt mehr denn je, dass alle wieder etwas machen wollen. Ich sehe im Gegenteil Nachholbedarf.“

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