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Weil am Rhein Der große Andrang ist meist ausgeblieben

Jasmin Soltani
Wenig Zeit zum Stöbern bleibt den Kunden noch in den Geschäften: Ab Mittwoch sind sie geschlossen. Foto: Jasmin Soltani

Corona: Händler beurteilen neuen Lockdown unterschiedlich / Bestellungen werden bearbeitet / Schlangen in Post-Agenturen

Weil am Rhein - Die Grenzstadt am Montag, kurz vor dem erneuten harten Lockdown: Eine eher ruhige Atmosphäre herrscht in der Weiler Innenstadt, kein dichtes Gedränge, kaum schwer bepackte Kunden, die mit Tüten voller hektisch vorgezogener Weihnachtseinkäufe aus den Geschäften kommen. Bei den Einzelhändlern, die ab Mittwoch bis mindestens 11. Januar ihre Läden schließen müssen, hat es Planungen durcheinander gewirbelt und die Hoffnung zunichte gemacht, mit dem Weihnachtsgeschäft etwas von den Einbußen dieses Jahres wettzumachen.

„Das ist ein komplett anderes Geschäft als früher“, spricht Melanie Teubner vom Modehaus Ermuth über ein ohnehin schwieriges Jahr. Nach dem ersten Pandemie-bedingten Lockdown im Frühjahr sei die Situation kritisch geblieben, zumal auch Schweizer Kunden wegen der geschlossenen Grenze bis Mitte Juni wegblieben. Dann habe der Test mit der Fußgängerzone in der Innenstadt viele verschreckt und im November der Teil-Lockdown. Das früher gewohnte Niveau sei „nie zurückgekehrt“, sagt Teubner.

Im Weiler Hauptgeschäft sind es an diesem Montag zwar einige Kunden mehr, auch wegen der Gutscheinaktion, die bis zum 24. Dezember laufen sollte und auch wird. Weil die Kunden ab Mittwoch nicht in die Geschäfte können, sollen ihnen die Gutscheine zugeschickt werden. Außerdem können Kunden auch telefonisch Ware bestellen, die ihnen dann geliefert würde. „Wir werden tun, was wir können, um zu retten, was zu retten ist, am Besten alles“, will sich Teubner die Zuversicht nicht nehmen lassen.

„Zu lange gewartet“

„Bei uns ist die Hölle los“, sagt hingegen Buchhändlerin Elke Gründler-Lindow, die schon am Morgen 40 bis 50 Anrufe von Kunden hat. Auch in ihrem Altweiler Geschäft ist es voll, weil viele noch rasch Weihnachtsgeschenke besorgen wollen, bevor die Läden nun schließen müssen. Bestellungen würden weiterhin bearbeitet, und die Ware würde nach vorherigem Anruf an der Ladentür herausgereicht, betont die Geschäftsfrau.

Ohnehin kann sie nicht verstehen, wie man mit dem Lockdown „so lange warten konnte“, findet die Buchhändlerin, die seit einigen Jahren auch auf den Online-Verkauf setzt. Der hat in diesem Pandemie-Jahr angezogen und laufe jetzt „sehr gut“. Positiv seien auch die vielen Aufträge von Schulen, mit denen die Arbeit am Laufen gehalten werden konnte.

Schlange stehen müssen Kunden schon am Vormittag bei den Post-Filialen und -Agenturen. Im Kaufring etwa und in Haltingen in den Geschäftsräumen von Pippi-Lotta. Kaufring-Geschäftsführer Michael Cornelius war gestern nicht erreichbar, aber beim ersten Lockdown im Frühjahr hatte das Kaufhaus Lebensmittelmarkt, Brotverkauf und Post-Agentur von anderen Abteilungen abgetrennt und so geöffnet halten können. Es dürfte eine Blaupause für die erneuten Einschränkungen sein.

Das Garten-Center Dehner, das im Frühjahr geöffnet bleiben durfte, wird diesmal allerdings geschlossen werden. Zwar hätte man unter anderem die Tierfutter-Abteilung mit entsprechenden Abtrennungen weiterbetreiben können, die Zentrale habe aber beschlossen, alle Marktbereiche zu schließen, hieß es auf Nachfrage. Tiere und Pflanzen würden aber weiterhin versorgt.

„Online kein voller Ersatz“

„Einfach fatal“ sieht Laura-Marie Frey vom Intersport Gemo die Auswirkungen des erneuten Lockdowns auf das Wintergeschäft, das in der Vor- und Nachweihnachtszeit üblicherweise besonders stark ist. Auch der Skiverleih leide. Bestellungen von Sportbekleidung und Ausrüstung würden weiterhin entgegen genommen und könnten dann im Laden abgeholt werden, auch ein Lieferservice werde angeboten. Aber wie es etwa mit der Anpassung von Skibindungen sein wird, dazu könnten noch keine Aussagen getroffen werden, sagt sie.

Das Online-Geschäft liefe zwar, sei aber „kein Ersatz für Präsenzverkauf“. Und der sei, nachdem das Geschäft im Sommer wieder für kurze Zeit ordentlich gelaufen war, schon beim leichten Lockdown in die Knie gegangen. Sie hätte deshalb einen harten Lockdown schon im November bevorzugt, „dann hätten wir vielleicht ein besseres Weihnachtsgeschäft“.

„Vielseitig aufstellen“

Online Waren bestellen und im Laden abholen, auf diesen Zug ist auch Markus Wiedemann von EP-Media aufgesprungen. „Man muss sich vielseitig aufstellen“, sagt der Elektro-Fachhändler, der Ware auch weiterhin ausliefert. Fakt sei aber, dass der Online-Handel nicht alles auffangen könne. „Kunden wollen die Ware in die Hand nehmen und vergleichen können“, weiß er und berichtete gestern von einem „Ansturm im Laden“. Gleichwohl: Dass er Service und Reparaturarbeiten aufrecht halten könne, erleichtere die Lage auch in den kommenden Wochen.

Das gilt umso mehr für Optiker, die als systemrelevante Anbieter geöffnet haben dürfen. Aber wenn kaum noch jemand in die Stadt komme, dann nütze das auch nichts mehr, betont Siegfried Burkart, der sein Geschäft ab Mittwoch nur von 10 bis 14 Uhr geöffnet haben wird.

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