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Weil am Rhein Der Name „Mühlenrain“ erinnert an sie

Sabine Theil
„Alte Mühle in Weil“, Gemälde von August Bauer, 1883 Foto: Stadtarchiv Weil am Rhein

Vor 700 Jahren, am 23. Oktober 1323, wurde in einem Kauf- und Lehnsbrief erstmals die Weiler Mühle erwähnt. Sie gehörte zu den ältesten Gewerbebetrieben im alten Weil.

Auf der Suche nach den Spuren der alten Weiler Mühle stößt man auf Hans Pfaff, den Sohn des letzten Müllers Kar l Pfaff in Weil. Seit 1810 befand sich die Mühle im Besitz seiner Familie. Die Weiler Mühle hatte bis dahin schon eine lange Geschichte hinter sich – sie wurde bereits 1323 erstmals erwähnt. Sie war eine herrschaftliche Mühle, auch Bannmühle genannt. Die Weiler durften in keiner anderen Mühle mahlen lassen. Im Laufe der Jahre wechselte die Mühle häufig ihren Besitzer, die der jeweiligen Landesherrschaft Steuern zahlen mussten.

Hans Pfaff – der Sohn des letzten Müllers. Die Aufnahme entstand 1998. Foto: Sabine Theil

Die angrenzende Gipsmühle und eine Ölmühle gingen im Jahr 1868 ebenfalls an die Familie Pfaff. Großvater Jakob Friedrich Pfaff ließ die alte Mühle abreißen und errichtete 1882 an deren Stelle eine Getreidemühle mit vier Gängen und als Nebenbetriebe eine Ölmühle, eine Feilenschleiferei, eine Obstmühle und eine Hanfreibe. Dadurch wurde die Mühle leistungsfähiger. Inzwischen war sie zur Kundenmühle geworden. Zur Kundschaft gehörten das ganze Oberelsass und ein Teil der Schweiz. Als mit Beginn des Ersten Weltkriegs die Grenzen geschlossen wurden, verlor die Mühle einen großen Teil ihrer bisherigen Kundschaft.

Bewegender Augenblick

Nach 125 Jahren im Familienbesitz, stellte Karl Pfaff, der letzte Weiler Müller, am 1. August 1935 eigenhändig den Betrieb der Pfaff’schen Mühle ab. „Ein bewegender Augenblick für meinen Vater“, erinnerte sich Hans Pfaff in einem Interview im April 1998 mit unserer Autorin. Heute dient die ehemalige Weiler Mühle als Wohnhaus. Nur der Name „Mühlenrain“ erinnert daran, dass hier ein bedeutender Gewerbebetrieb stand.

Rechts am Schild anlehnend zu sehen ist Vater Karl Pfaff, links dahinter Großvater Jakob Friedrich Pfaff mit Hund Barri. Im Hintergrund: die Pfaff’sche Mühle, um 1925. Foto: Stadtarchiv Weil am Rhein

Kindheit rundum die Mühle

Hans Pfaff lernte seinen Vater erst im Alter von vier Jahren kennen, als dieser 1918 aus dem Krieg nach Hause kam. Gerne erinnerte er sich an seine schöne Kindheit rund um die Mühle: „Hier war immer was los.“ Großen Spaß hat es den Kindern gemacht, mit dem Lastenaufzug für Getreidesäcke immer wieder hoch- und runterzufahren.

Im Winter flutete sein Vater die Matten hinter der Mühle – es entstand eine schöne Eisfläche. Als besondere Attraktion wurde ein Stock in das Eis gesteckt. An diesem Stock wurde eine Querstange befestigt, an der wiederum der Holzschlitten angehängt wurde. Durch Anschieben der Querstange sauste der Schlitten mit so großer Geschwindigkeit im Kreis herum, dass sich die Kinder auf dem Schlitten festbinden mussten, um nicht heruntergeschleudert zu werden.

Schlitten fahren und Drachen steigen lassen

Im Herbst trafen sich die Kinder in der Werkstatt der Mühle, um Drachen zu bauen, die dann auf den Matten hinter der Mühle in die Lüfte stiegen.

Die Weiler Mühle

Historie:
„Johann Vogt zu Brambach, ein Bürger zu minderen Basel, Kleinbasel, kaufte von Heinrich von Leidikon zu Weil das Dorf mit Mühle, die Erlen, Weiden und Matten, die da liegen unter dem Rain ze Wyl hinter der Müly“ – so heißt es im Kauf- und Lehnsbrief vom 23. Oktober 1323. Nachdem Ritter Konrad Münch von Münchenstein 1368 das Dorf mit der Mühle, Weiher und Wasserunsen an den Markgrafen Rudolf von Hochberg, Herr zu Rötteln, verkauft hatte, war die Weiler Mühle von nun an eine herrschaftliche Mühle, auch Bannmühle genannt. Im Jahr 1575 wurde der Junker Hans Jakob Reuttner, der seit 1563 im Altweiler Schlössli wohnte, Lehensmüller. Immer wieder wechselten die Besitzer, die aus Riehen, Basel oder Kleinhüningen stammten, bis 1810 der Müller Jakob Friedrich Pfaff die Mühle erwarb. Die Wasserentnahme aus dem Weiler Mühlekanal, im Volksmund „Diich“ genannt, führte nicht selten zu Streitigkeiten mit den Riehenern. Der Kanal zweigt im Stettener Bann von der Wiese ab, läuft zwischen Wiese und Schlipf bis zur Weiler Mühle und unterhalb dieser wieder zurück in die Wiese.

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