Lebensqualität schenken
Im Aufbau ist derzeit ein Team aus ehrenamtlichen Helfern, die mitfahren wollen. Das ganze Projekt wird durch Spenden finanziert, den Patienten und ihrer Begleitung entstehen keine Kosten. „Jeder Euro fließt ins Projekt, es geht nicht ums Geldverdienen“, stellt Steffens klar. „Es geht um Würde.“ Und darum, Menschen am Ende ihres Lebens Lebensqualität zu schenken. „Das ist uns ein echtes Anliegen.“
200 000 Euro hat der Wünschebus insgesamt gekostet. „Innerhalb kurzer Zeit hatten wir 70 000 Euro an Spenden zusammen“, freut sich der Arzt. Zusätzliche 25 000 Euro gab es vom Autohaus „Ernst+König“ mit Hauptsitz in Freiburg, von dem der Ford stammt: Das Unternehmen erklärte sich bereit, die Hälfte des Fahrzeugpreises zu übernehmen. Die restliche Summe wurde zum Teil von Steffens privat, zum Teil über das Palliativnetz finanziert.
Das Projekt Wünschebus soll übrigens auf eigene Füße gestellt werden und – wie der Name schon sagt – in ganz Südbaden zur Verfügung stehen, nicht nur im Landkreis Lörrach.
Weitere Informationen: wuenschebus-suedbaden.de
Weil am Rhein (sas). Das Palliativnetz Lörrach behandelt und begleitet Menschen mit schweren und weit fortgeschrittenen Erkrankungen bis zum Lebensende zu Hause, im Pflegeheim und im Hospiz. Es ist in den Räumen der ehemaligen Jugendwerkstatt im Kesselhaus beheimatet. Diese wurden komplett umgebaut, umfassen jetzt Büros, ein Ethik-Café und einen großen Raum für Vorträge & Co. Im Team sind fünf Ärzte – die ärztliche Leitung und die Geschäftsführung obliegen Steffens und seiner Kollegin Sandra Diemand, mit der er das Palliativnetz gegründet hat. Dazu kommen sechs Pflegekräfte, drei Koordinatoren und vier Kräfte, die sich etwa um Buchhaltung und Qualitätsmanagement kümmern. „Wir wachsen stetig. Der Bedarf ist da“, sagt Steffens. Die Akzeptanz gegenüber der Thematik sei gestiegen. Dennoch gelte es, noch Mauern abzubauen. „Wir alle können jederzeit in diese Situation kommen. Wir sitzen alle in einem Boot, und darin ist keiner besser als der andere.“
Und das wird auch beim Wünschebus-Projekt deutlich. Bevor eine Fahrt angetreten wird, gibt es eine Ethikberatung. Dafür ist eine Ethikausbildung nötig, über die zwei Kollegen im Palliativnetz verfügen, erklärt Steffens. Sie leiten die Runde, der zudem eine Krankenschwester, ein Sozialarbeiter und ein weiterer Arzt, aber auch ein Malermeister angehören. „Gemeinsam wird überlegt, wie der Wunsch ermöglicht werden kann.“ Als Beispiel nennt er eine Fahrt an die Nordsee: Diese dauert acht bis zehn Stunden. Wie viel Sauerstoff benötigt der Patient in dieser Zeit? Was braucht er sonst? Wo gibt es eine Übernachtungsmöglichkeit? „Die Versorgung muss gewährleistet sein“, betont Steffens. „Wir wollen für alles gewappnet sein.“
Zudem könne es sein, dass mehrere Anfragen gleichzeitig eintreffen. „In der Runde wird dann geklärt, wie wir allen gerecht werden. Das soll unabhängig und transparent geschehen, nicht willkürlich.“