Weil am Rhein Die Begegnung fehlt

Saskia Scherer

Bildung: Auswirkungen der Corona-Krise auf die Weiler VHS/ Digitales Kurs-Angebot als Plan B ist in Arbeit.

Weil am Rhein - In der Weiler VHS als Bildungs- und Begegnungsstätte fehlen derzeit durch die Corona-Krise die Menschen. „Der Zweck unserer Arbeit wurde uns entzogen“, macht Leiter Tom Leischner im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. Es sei wie in einem Restaurant: „Das reichhaltige Menü der Bildung kommt nicht auf den Tisch und auch die Dozenten als Köche fehlen.“

Im Moment herrsche ein Gefühl der Unsicherheit in der VHS. Die Kurse sind unterbrochen. „Wir hoffen, dass es ab dem 20. April wieder weitergehen kann, aber wir wissen es nicht“, sagt Leischner. Das hänge von der Landesverordnung ab. „Eine konkrete Anweisung fehlt noch.“

Deshalb arbeite man an einem „Plan B“. Sollte die VHS nach den Osterferien noch nicht wieder öffnen können, will man ein digitales Angebot „zwischenschieben“. „Es handelt sich dabei nicht um eine Fortführung der laufenden Kurse“, stellt Leischner klar. Doch für spezielle Angebote, vor allem in den Fachbereichen Sprachen und Gesundheit, könne man sich dann separat anmelden und über die VHS-Cloud teilnehmen. „Wie bei Skype sind online Konferenzen mit Dozenten und Teilnehmern möglich, außerdem können Dokumente hochgeladen werden.“

Leischner: Lieber Plan A als Plan B

Leischner wäre allerdings froh, wenn diese Arbeit umsonst wäre. „Natürlich ist uns Plan A lieber.“ Gerade jetzt werde der Wert der echten Begegnung verdeutlicht. „Das gegenseitige Lernen ist eine Bereicherung. Die Online-Angebote ersetzen nicht das Treffen in Gruppen. Aber wenigstens bleibt man nicht stehen.“

Wie das Semester zu Ende geführt werden kann, könnten die Verantwortlichen jetzt noch nicht entscheiden. „Falls es nach den Osterferien normal weiter ginge, könnten wir das Semester fast noch regulär zu Ende bringen. Falls nicht, wird es schwierig.“

Auch die finanziellen Auswirkungen seien nicht einfach zu beziffern. „In der Woche fehlen uns rund 10 000 Euro an Einnahmen.“ Feste Mieten und das Gehalt für das hauptberufliche Personal laufen aber weiter. Dafür „spare“ man Honorare für die Dozenten. „Auch, wenn ich die gerne ausbezahlen würde“, sagt Leischner.

Es gebe zwei Arten von Dozenten: einmal jene, die Kurse neben ihrem Hauptberuf geben. „Für diese ist es finanziell nicht so tragisch“, meint der VHS-Leiter. Dann gebe es ja aber auch noch die Dozenten, die von den Kursen leben. „Für sie ist es existenzbedrohend“, macht Leischner deutlich. Er hoffe, dass der Notfallrettungsschirm der Bundesregierung für sie greife. „Die Dozenten liegen mir am Herzen.“

Kursteilnehmer sind verständnisvoll

Die Kursteilnehmer hätten generell sehr verständnisvoll reagiert. „Für mich war es allerdings schlimm, als wir anfangs nur den Teilnehmern aus Frankreich absagen mussten. Da gab es teils auch Unverständnis. Auch wenn es für die Gesundheit richtig und notwendig war, war das ein komisches Gefühl.“

Auch ohne die Kurse gehe die Arbeit in der VHS derzeit nicht aus. „Wir digitalisieren unsere Evaluationsbögen, außerdem schreibe ich am Handbuch für die Zertifizierung weiter“, berichtet Leischner. Des Weiteren werde das Herbstsemester vorbereitet. Allerdings arbeite man, wie in der Stadtverwaltung, nur mit halber Kraft. „Wir haben auch zwei Teams, von denen immer nur eines da ist, um den größtmöglichen Schutz vor einer Ansteckung zu gewährleisten.“

Grundsätzlich schlagen zwei Herzen in Leischners Brust: „Es ist der richtige und wichtige Weg der Politik. Man hört dort derzeit sehr auf die Wissenschaft, das wünsche ich mir auch für die Klimakrise. Vielleicht kann man daraus lernen.“ Aber er verspüre auch ein gewisses Unbehagen. „Die Menschen begegnen sich mit Argwohn, man entfremdet sich. Ich bin gespannt, wie lange das anhält.“

Im Bereich der Digitalisierung sieht der VHS-Leiter aber auch eine Chance. „Die Offenheit für digitale Medien war noch nie so groß wie jetzt“, meint er. Anwendungen wie die VHS-Cloud auch weiterhin – zusätzlich zum Präsenzunterricht – viel öfter zu nutzen, sei sicherlich ein Pluspunkt.

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