^ Weil am Rhein: Die Bürger wehren sich - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Die Bürger wehren sich

Weiler Zeitung

Rheinhafen: Infoveranstaltung zum geplanten Großprojekt „Gateway Basel-Nord“

Der Dorfverein Pro Kleinhüningen sagt „Nein zum Gateway Basel-Nord“ – einem dritten Becken mit Containerterminal, das im Basler Rheinhafen angedacht ist. Der Standort befindet sich in direkter Nähe zu Otterbach und Friedlingen.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Die Erweiterung soll ihren Platz am Ende des Hafenbeckens 2 finden. Dort müsste unter der Autobahnbrücke durchgestochen werden, wie von Louis Conzett, Baubeauftragter des Dorfvereins, bei einer Hafenrundfahrt am Mittwochnachmittag zu erfahren war. Das dritte Becken und das Terminal würden sich somit zwischen Autobahn und Bahnlinie befinden – rund 100 Meter von der Wohnbebauung in Otterbach entfernt.

Thomas Schweizer, Schifffahrt- und Havarieexperte von ASN International, sprach bei einer anschließenden Infoveranstaltung von einem „Sandwichterminal“. „Die Autobahn und die Zugverbindung nach Deutschland sind zwei Arterien, die die Schweizer Wirtschaft am Laufen halten – wenn etwas passiert, müsste beides gesperrt werden.“ Bei größeren Unglücken könne das mehrere Tage dauern oder gar noch länger.

Conzett wies des Weiteren auf den hohen Niveau-Unterschied von 8,5 Metern hin: „Die Schiffe wären unten und der Kran oben, das ist unsinnig und führt nicht zum Ziel“, meinte er. Außerdem würde es sich um ein stehendes Gewässer handeln, das künstlich umgewälzt werden müsste, um Gestank zu vermeiden. So ein tiefgelegenes Hafenbecken könne zudem im Sommer zur Falle werden, etwa wenn Gas austrete und sich entzünde, so Schweizer.

Friedlinger äußern Sorgen und Bedenken

Weil sie eben dieser Sicherheitsaspekt beschäftigt, nahmen auch Friedlinger an der Veranstaltung teil. „Wir wohnen noch näher dran als die Kleinhüninger, das sind keine 500 Meter“, meinten sie. Zudem wisse keiner, ob die aufeinander gestapelten Container immer richtig deklariert seien. „Wenn etwas passiert, sehen wir im Quartier alt aus.“ Enttäuscht zeigten sie sich, dass kein Weiler Politiker gekommen war. Von städtischer Seite werde man nicht groß aufgeklärt.

Zweimal hätten sie als Bürger und Eigentümer schon in Bern Widerspruch eingelegt. Bei einer Unterschriftensammlung in Friedlingen und Otterbach unterzeichneten rund 200 Betroffene. „Als Antwort kam, dass die EU-Richtlinien hinsichtlich Lärm und Emission nicht eingehalten werden müssten.“

Beengte Verhältnisse, viele Schleusen

Baubeauftragter Conzett schilderte des Weiteren räumliche Probleme: Die Einfahrt vom ersten zum zweiten Hafenbecken ist 12,5 Meter breit – also würden alle größeren Containerschiffe nicht durchpassen. Da Tram- und Eisenbahnbrücke passiert werden müssen, hatte er auch Zweifel hinsichtlich der Höhe – zumal immer mehr mit „Open-Top-Containern“ gearbeitet werde, die deutlich höher seien. „In dem Fall müsste man dann immer schon vorher abladen, das macht doch niemand“, war er sich sicher. Auch wenden sei aufgrund der beengten Verhältnisse nicht möglich.

Ohnehin sei es unattraktiv, nach Basel zu fahren, da sich ab Iffezheim auf einer Strecke von rund 155 Kilometern zehn Schleusen befinden. „Pro Schleuse verliert man eineinhalb Stunden, also einen ganzen Tag“, wusste Conzett.

Gegenvorschlag des Dorfvereins

Der Vorschlag des Dorfvereins laute deshalb, den Containerhandel über die Basler Westquai-Insel abzuwickeln. „Sie eignet sich hervorragend und könnte außen sowie innen angefahren werden“, erklärte er. Auch René Leuenberger vom Verein für die Weiterführung der Reinschifffahrt sprach sich dafür aus, die Hafenbecken 1 und 2 nach neuesten Richtlinien auszubauen. „Sie reichen vollends aus.“ Im Raum Basel würden pro Jahr 450 000 Container umgeschlagen, so Conzett. „Wozu braucht es also ein drittes Becken, wo nicht einmal die Hälfte möglich wäre?“

Dorfverein reicht Klage ein

„So kann es nicht gehen“, fand auch Dorfvereinspräsident Georges Böhler. Er ist in Kleinhüningen aufgewachsen und hat die ganze Entwicklung miterlebt. „Wir haben nur noch 27 Prozent Wohnfläche – bald ist gar nichts mehr übrig“, bedauerte er. Deshalb hat sich der Dorfverein entschieden, gegen die Kantone Basel-Stadt und Baselland zu klagen. Er verlangt auch die Herausgabe des Gefahrgutberichts, der von den Behörden geheim gehalten werde.

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