Weil am Rhein Die Diversität gefällt ihm am besten

Saskia Scherer
Peter Spörrer leitet seit 100 Tagen das Weiler Kulturamt. Foto: Saskia Scherer

Interview: Kulturamtsleiter Peter Spörrer zieht ein erstes Fazit / Hoffnung auf Bläserfestival-Alternative

Weil am Rhein -  Peter Spörrer ist seit 100 Tagen Kulturamtsleiter von Weil am Rhein. Als wichtigstes Ziel des Kulturamts nennt er aktuell, schnellstmöglich wieder zum regulären Kulturbetrieb zurückzukehren, wenn dies die Verordnungen zulassen.  Im Interview mit unserer Zeitung blickt Spörrer zurück und voraus.

Frage: Herr Spörrer, haben Sie sich als Kulturamtsleiter gut eingearbeitet?

Die Stadt Weil am Rhein hat mir eine mehrmonatige Einarbeitungsphase mit meinem Vorgänger Tonio Paßlick ermöglicht. Dies war an sich schon äußerst hilfreich, denn im Kulturbereich gibt es grundsätzlich weniger Standardisierung, da Kulturämter sogar innerhalb des Landkreises ganz unterschiedlich zugeschnitten sind.

Hinzu kommt das Weiler Spezifikum, dass hier das kulturelle Leben in hohem Maße auch von Ehrenamtlichen und Freiwilligen mitgestaltet wird. Durch die lange Einarbeitungszeit war Tonio Paßlick in der Lage, mir sowohl zu den unterschiedlichen Kulturakteuren als auch zu den vielen verschiedenen Projekten detaillierte Hintergrundinformationen zu geben. Dies war besonders wichtig, da ich bedingt durch die Pandemie viele dieser Personen bis heute nicht persönlich kennenlernen konnte.

Durch die hervorragende Einarbeitung von Tonio Paßlick kenne ich nun zumindest Hintergründe und Personen vom Namen her. Ich hoffe, dass ich damit auch bald Gesichter verbinden kann.

Frage: Und auch eingelebt?

Eingelebt habe ich mich hier sehr gut. Ich finde es zwar äußerst schade, dass man schon so lange nicht einfach mal am Wochenende zu touristischen Zwecken in die Schweiz oder nach Frankreich fahren darf.

Somit habe ich mich in den letzten Monaten auf den Südschwarzwald konzentriert und war erstaunt, wie viele wunderschöne Orte, Wander- und Fahrradtouren es allein dort gibt. Ich bin nach wie vor begeistert von der Region.  Einer meiner Lieblingsplätze ist der Tüllinger mit dem grandiosen Ausblick über Weil, Basel und das benachbarte Frankreich.

Frage: Was gefällt Ihnen an der Arbeit in Weil am Rhein am besten?

Definitiv die Diversität! Die Aufgabenvielfalt war auch einer der Gründe, warum ich mich auf die Stelle beworben habe. Bei eintönigen, sich ständig wiederholenden Aufgaben verliere ich schnell die Lust.

Diese Gefahr besteht bei meiner Tätigkeit allerdings überhaupt nicht: Zum einen geht es inhaltlich täglich um unterschiedliche Dinge, denn die Ziele und Herausforderungen der Stadtbibliothek, der VHS, der Musikschule und der Museen sind ganz andere.

Zum anderen ist auch das organisatorische Aufgabenspektrum extrem breit. Das reicht vom Führen von Gesprächen mit Mitarbeitenden über die Konzeption neuer Projekte, dem Abklären baulicher Veränderungen, der Berechnung von maximal zulässigen Personenkapazitäten, Information über benötigte Technik, Videokonferenzen zu den unterschiedlichsten Themen, der  Konzeption von Websites bis hin zur Recherche von Menschen, die wir für Konzerte, Auftritte oder Ausstellungen gewinnen möchten.

Man sieht schon an dieser Bandbreite, dass man ohne ein gutes Team dabei schnell an seine Grenzen stößt. Insofern bin ich sehr froh, hier im Kulturamt und den zugehörigen Abteilungen auf viele kompetente, hilfsbereite und offene Menschen getroffen zu sein.

Frage: Und was am wenigsten?

Ganz klar: Corona. Aber daran ist die Stadt nun wirklich nicht schuld (lacht).

Frage: „Herausforderungen sind das Salz in der Suppe“, sagten Sie in einem Interview mit unserer Zeitung im August vor Ihrem Antritt. Wie groß sind die Corona-Herausforderungen denn aktuell?

Sie sind leider immer noch sehr groß, es ist also, um in dem von Ihnen genannten Bild zu bleiben, noch sehr viel Salz in der Suppe, auch wenn sich langsam Licht am Ende des Tunnels abzeichnet.

Mir fällt es natürlich schwer, die Kulturakteure, die mich bisher schon bezüglich Öffnungen angesprochen haben, immer wieder vertrösten zu müssen. Aus ein paar Vereinen hörte ich bereits, dass bei einigen Mitgliedern nicht klar ist, ob sie weiter dabei bleiben werden. Viele Vereinstätigkeiten lassen sich nicht oder nur schlecht in den digitalen Raum übersetzen, das ist ein sehr großes Problem.

Ich habe aber die Hoffnung, dass dies irgendwann wieder ins Gegenteil umschlägt und die Menschen sich dann vielleicht sogar noch aktiver beispielsweise in Vereinen einbringen, weil allen der Wert der direkten sozialen Kontakte in Gruppen und Gemeinschaften viel bewusster ist, als das bisher der Fall war.

Da für uns als Kulturamt die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen unterschiedlichster Art zu den Kernaufgaben gehört, ist es wenig erbaulich, dies seit vielen Monaten nicht machen zu können.

Auf der anderen Seite gab uns das Zeit, uns um die Digitalisierung unserer Akten und Kunstbestände zu kümmern, was per se auch wichtige und sinnvolle Projekte sind. Und ansonsten planen wir ständig viel neu und um, was Veranstaltungen im Sommer und Herbst angeht.

Frage: Das Kieswerk-Open-Air findet dieses Jahr als Auto-Kino statt. Sie arbeiten mit Ihrem Team auch an einer Alternative für das Internationale Bläserfestival. Gibt es denn eine?

Ich habe hierzu heute Nachmittag wieder einen Termin, bei dem es um Grundsätzliches für die Alternative zum Internationalen Bläserfestival geht. Ich bin zuversichtlich, dass wir hier bald vorankommen und dann auch Details bekannt geben können.

Frage: Hat das Kulturamt schon Pläne für das Spätjahr, wenn hoffentlich mehr und mehr Menschen geimpft sein werden?

Unser wichtigstes Ziel ist es, schnellstmöglich wieder zum regulären Kulturbetrieb zurückzukehren, wenn dies von den Verordnungen her zulässig ist. Die Konzepte für die langjährigen Veranstaltungsreihen des Kulturamts stehen und insbesondere aus dem Bereich der Musik erreichen mich sehr viele Auftrittsangebote. Im Bereich der Bildenden Kunst ist das Jahr auch schon durchgeplant.

Im Museum am Lindenplatz zeigen wir ab 12. Juni die Ausstellung „Menschen im Museum“, die derzeit schon aufgebaut wird. Im Stapflehus präsentiert der Kunstverein ab Anfang Juni Jürgen Meyer-Isenmann unter dem Titel „Werk-Konstruktionen“. Ab Mitte September folgt darauf eine Gruppenausstellung von Christine Fausten und Takakazu Takeuchi, bevor ab Ende November die aus dem vergangenen Jahr verschobene Regionale-Schau „The place beyond the Rhine“ mit Werken von Dan Künzler, Roman Menge, Adrian Käser, Timo Elmpt Habel und dem Kollektiv V-9 & friends gezeigt wird.

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